Weißfleckenkrankheit

Lächelnde Frau Mitte 20 am Fenster mit Vitiligo

Wenn die Haut ihre Farbe verliert – 
so äußert sich Vitiligo 

Wenn plötzlich helle, scharf abgegrenzte Flecken auf der Haut erscheinen, ist die Verunsicherung oft groß. Die sogenannte Weißfleckenkrankheit, auch bekannt als Vitiligo, tritt häufig bei jungen Menschen zwischen 10 und 30 Jahren auf. Die Autoimmunerkrankung ist zwar nicht ansteckend oder gefährlich, kann aber die Lebensqualität erheblich beeinflussen. Betroffene fühlen sich oft durch das Hautbild sozial ausgegrenzt, obwohl die Erkrankung körperlich meist harmlos ist.

Im Beitrag erfahren Sie mehr über mögliche Ursachen und Formen der Weißfleckenkrankheit. Lesen Sie wie Vitiligo diagnostiziert und behandelt wird und was Betroffenen im Umgang mit der Erkrankung helfen kann.

Wussten Sie schon, dass...

  • Vitiligo weltweit zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen zählt?
  • uns Ihre Hautgesundheit wichtig ist und wir die Kosten der Hautkrebsvorsorge ab 35 übernehmen?
  • rund 650.000 Menschen in Deutschland von Vitiligo betroffen sind?

Was ist die Weißfleckenkrankheit?

Vitiligo ist eine chronische, nicht ansteckende Hauterkrankung, die mit einer Pigmentstörung beziehungsweise einem Pigmentverlust einhergeht. Dabei greift das Immunsystem die Melanozyten an, also die Hautzellen, die das Pigment Melanin bilden. Melanin ist entscheidend für die Hautfarbe und dient als natürlicher Schutz vor UV-Strahlung.

Kommt es zu einem Verlust dieser Zellen, entstehen weiße, unpigmentierte Hautstellen, die sich deutlich von der umliegenden Haut abheben. Die Größe und Anzahl der Hautflecken ist dabei individuell sehr unterschiedlich. Typischerweise beginnen sie klein und können im Verlauf der Erkrankung größer werden oder sich ausbreiten. In seltenen Fällen kann eine Repigmentierung erfolgen, bei der sich die Flecken wieder nachfärben.

junges Mädchen mit hellen hautflecken und weißen Haarsträhnen

Auftreten

Die weißen Hautflecke treten bevorzugt an bestimmten Körperstellen auf. Häufig betroffen sind Augenlider und Mundwinkel ebenso wie Hals, Achseln, Ellenbogen, Knie, Hände und Knöchel. Durch das sogenannte Köbner-Phänomen können neue Flecken auch an Hautstellen entstehen, die mechanisch gereizt oder verletzt wurden.

Darüber hinaus kann die Genitalregion und die Schleimhäute betroffen sein. Auch die Kopf- und Baarthaare, Wimpern oder Augenbrauen können depigmentieren. In seltenen Fällen sind auch Augen und Innenohr betroffen.

Anzeichen und erste Symptome von Vitiligo 

Vitiligo entwickelt sich meist schleichend und bleibt anfangs oft unbemerkt. Erste Hinweise sind die Entstehung von unregelmäßig geformten, hellen Hautflecken, die sich durch ihren scharf abgegrenzten, häufig dunkleren Rand deutlich von der umliegenden Haut unterscheiden. Mit der Zeit können einzelne Flecken zusammenfließen und dadurch größere Hautareale betreffen. Die betroffenen Stellen sind dabei beschwerdelos.

Mögliche Sekundärsymptome

Zusätzlich zu den typischen Hautveränderungen können in manchen Fällen weitere Begleiterscheinungen auftreten, wie

  • Haarveränderungen: In den betroffenen Hautarealen können Haare weiß werden, etwa als auffällige Strähnen auf Kopf, Bart, Wimpern oder Augenbrauen.
  • Lichtempfindlichkeit: Da die depigmentierten Haustellen kein schützendes Melanin enthalten, reagieren sie empfindlicher auf Sonnenlicht und können schneller entzündlich gereizt werden.
  • Juckreiz: In seltenen Fällen berichten Betroffene über ein leichtes Jucken in den betroffenen Bereichen.

Formen

Vitiligo kann unverändert bleiben oder sich langsam weiter ausbreiten. Dabei gibt es verschiedene Erscheinungsformen der Hauterkrankung:

  • nicht-segmentale Vitiligo (generalisierte Form)

    Die am häufigsten auftretende Form beginnt meist im Gesicht und schreitet langsam fort, insbesondere im Bereich von Mund und Augen. Typisch ist eine nahezu identische Verteilung der Flecken auf beiden Körperhälften. Im Verlauf kann es zusätzlich zu einer Weißfärbung der Haare kommen. In etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle liegt zudem eine familiäre Häufung vor.

  • segmentale Vitiligo (lokalisierte Form)

    Diese Form ist selten und tritt meist schon im Kindesalter auf. Die weißen Hautflecke sind auf bestimmte Hautbereiche oder eine Körperhälfte beschränkt. Charakteristisch ist, dass sich die Erkrankung oft nur innerhalb des ersten Jahres nach Ausbruch ausbreitet und anschließend zum Stillstand kommt.

  • gemischte Vitiligo

    Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus nicht-segmentaler und segmentaler Vitiligo.

  • nicht-klassifizierbare Form

    Daneben gibt es seltene Varianten, die sich schwer eindeutig zuordnen lassen, beispielsweise die sogenannte Vitiligo minor, die sich durch milchige Verfärbungen äußert. Solche Formen treten häufiger bei dunkelhäutigen Menschen auf, da die Kontraste stärker auffallen.

Ursachen: Was steckt hinter der Hauterkrankung?

Junger Mann mit Vitiligo am laptop

Die genauen Ursachen der Vitiligo sind bisher nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Annahme und Risikofaktoren, die eine Rolle bei der Entstehung spielen könnten.

Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung. Das bedeutet: das Immunsystem ist fehlgesteuert und richtet sich gegen körpereigene Strukturen. In diesem Fall werden die Melanozyten angegriffen und zerstört. Wenn die Melanozyten geschädigt werden, kann kein Melanin mehr gebildet werden und es entstehen weiße, pigmentfreie Hautflecke.

Medizinische Studien zeigen, dass Menschen mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus I oder Erkrankungen der Schilddrüse häufiger an Vitiligo erkranken. Neben genetischen Faktoren können auch äußere Einflüsse die Krankheit auslösen oder verschlimmern. Dazu gehören:

  • stark erhöhter emotionaler Stress
  • schwere Sonnenbrände oder Hautverletzungen 
    (Köbner-Phänomen)
  • Druck- und Reibungsstellen der Haut
  • genetische Veranlagung, vor allem bei Verwandtschaft ersten Grades

Bei Vitiligo treten häufig weitere Krankheiten oder Beschwerden auf. Dazu gehören:

  • Schilddrüsenerkrankungen
  • kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
  • Neurodermitis
  • allergisches Asthma und allergischer Schnupfen
  • Nahrungsmittelallergie
  • psychische Beschwerden wie Scham, geringes Selbstwertgefühl, Angstzustände, Depressionen oder soziale Isolation

Wenn weiße Flecken auf der Haut 
auftreten: Diagnose

Ärztin überpfüft Arm einer patientin mit Vitiligo auf Veränderungen

Die Diagnose von Vitiligo erfolgt in mehreren Schritten. Zunächst steht die Blickdiagnose im Rahmen einer körperlichen Untersuchung im Vordergrund. Ergänzt wird das Ganze durch eine ausführliche Anamnese des Patienten.

Eine wichtige Rolle spielt die Untersuchung mit der Wood-Lampe. Diese strahlt ultraviolettes Licht in einer bestimmten Wellenlänge aus, wodurch Vitiligo-Herde dann bläulich-weiß aufleuchten. Im Verlauf wird häufig eine Foto-Dokumentation angefertigt, um sowohl die Aktivität der Erkrankung als auch das Voranschreiten der Therapien beurteilen zu können.

Laboruntersuchungen sind zusätzlich sinnvoll, um mögliche Begleiterkrankungen zu erkennen. Nur in seltenen Fällen ist eine Gewebeentnahme (Biopsie) erforderlich, um die Diagnose abzusichern oder andere Hauterkrankungen auszuschließen.

Von Cortison bis Lichttherapie: 
Therapiemöglichkeiten bei Vitiligo

Vitiligo gilt derzeit als nicht heilbar. Dennoch kann eine frühzeitige Behandlung die Ausbreitung eindämmen und in vielen Fällen sogar eine Repigmentierung der weißen Hautstellen begünstigen. Entscheidend ist, dass der behandelnde Arzt vor Beginn die individuell passende Therapie auswählt und dabei auch mögliche gesundheitliche Risiken bespricht.

Die Behandlung verfolgt mehrere Ziele:

  • Verlangsamung der Ausbreitung und Unterbrechung der Immunreaktion gegen Melanozyten
  • Förderung der Repigmentierung weißer Hartstellen
  • Vermeidung von Rückfällen nach erfolgreicher Repigmentierung
  • Verringerung der psychischen Belastung durch die Erkrankung
  • Salben
    • Kortison-Salben: 
      Werden auf betroffene Hautareale aufgetragen, meist über drei bis sechs Monate, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Mögliche Nebenwirkungen: Gewebeschwund (Hautatrophie).
    • Ruxolitinib-Creme: 
      Ruxolitinib-Creme ist ein Arzneimittel zur Behandlung von nicht-segmentaler Vitiligo. Dabei wird die Creme zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen. 
      Nebenwirkung: Akne
  • Tabletten (orale Anwendung)

    Diese Therapie wird nur in seltenen Fällen eingesetzt, meist bei einer nicht-segmentalen Vitiligo. Mit Hilfe von systemischen Kortikosteroide wird die Immunreaktion des Körpers unterdrückt oder verlangsamt.

  • Lichttherapie (Phototherapie)

    Die häufigste und erfolgreichste Therapieform zur Repigmentierung weißer Hautstellen. UV-B-Licht regt die verbliebenen Melanozyten an, wieder Pigmente zu bilden. Die Bestrahlung erfolgt am gesamten Körper oder gezielt an einzelnen Hautstellen und wird in zwei bis drei Sitzungen pro Woche über einen Zeitraum von 12 bis 24 Monaten angewendet.

  • Chirurgische Maßnahmen

    Chirurgische Maßnahmen kommen nur dann zum Einsatz, wenn konservative Therapien nicht mehr ausreichen oder ein sehr hoher Leidensdruck bei den Betroffenen besteht. Bei einer Zelltransplantation werden gesunde Haut-Pigmentzellen entnommen, im Labor aufbereitet und anschließend in die weißen Stellen eingesetzt.

    Bei einer Gewebetransplantation wird ein Stück pigmentierte Haut entnommen und auf eine vitiligo-betroffene Hautstelle verpflanzt. Nach dem Eingriff können mögliche Nebenwirkungen, wie Milien, Narbenbildung oder Farbunterschiede auftreten.

  • Depigmentierungstherapie (Bleichen oder Lasertherapie)

    Eine extrem seltene Behandlung, die nur bei sehr ausgeprägter Vitiligo oder wenn alle anderen Methoden nicht wirken, eingesetzt wird. Dabei werden die verbliebenen gesunden Melanozyten durch Bleichcremes oder Laser zerstört. Vor allem bei Menschen mit dunkler Hautfarbe eine Option, da dort der Farbkontrast zwischen heller und dunkler Haut sehr stark auffällt.
    Wichtig: Die Behandlung kann nicht rückgängig gemacht werden.

Leben mit Vitiligo: Was Betroffene tun können

Vitiligo ist zwar nicht heilbar, dennoch können Betroffene selbst einiges tun, um ihre Haut zu schützen, den Krankheitsverlauf zu begleiten und mit der Erkrankung besser umzugehen.

ärztlicher Check heller Hautfleck

Regelmäßige Check-ups
In Sachsen-Anhalt leben nach Schätzungen zwischen 10.000 und 20.000 Menschen mit Vitiligo. Für sie ist eine regelmäßige Hautvorsorge besonders wichtig.

  • Wir übernehmen ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre die Kosten für ein Haut-Screening.
  • Bereits ab 18. Jahren können Versicherte alle zwei Jahre einen Hautkrebscheck in Anspruch nehmen, der von uns bezuschusst wird.
  • Da die Haut durch manche Therapien lichtempfindlicher wird, sind regelmäßige Kontrollen beim Dermatologen sinnvoll.
  • Darüber hinaus unterstützen wir Sie auch mit unserem Online-Hautcheck, die  eine erste Einschätzung durch Dermatologen bequem und einfach von zu Hause ermöglichen.
Reife Frau mit Vitiligo pflegt ihre Gesichtshaut

Konsequenter Sonnenschutz
Menschen mit Vitiligo sollten ihre Haut konsequent vor UV-Strahlen schützen, um Schäden vorzubeugen. Verwenden Sie Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor und schützen Sie Ihre Haut zusätzlich durch spezielle Kleidung und den Aufenthalt im Schatten.

Abdeck-Kosmetik
Da die Erkrankung oft als ästhetisch störend empfunden wird, kann eine konsequente Abdeckung helfen. Wasser- und abriebfeste Abdeck-Kosmetik, sogenanntes Camouflage-Make-up, decken weiße Flecken zuverlässig ab. Alternativ können Selbstbräuner zum Ausgleichen der Hautfarbe genutzt werden. Lassen Sie sich dazu durch Ihren Arzt oder Ihre Apotheke beraten.

Frau mit Vitiligo beim Yoga

Psychische Unterstützung
Vitiligo kann die Psyche stark belasten, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Daher sind Maßnahmen zur seelischen Stabilisierung wichtig.

Unsere Tipps:

  • Selbstbewusstsein stärken und Strategien für den Umgang mit der Erkrankung entwickeln.
  • Stressmanagement durch Yoga, Meditation oder andere Entspannungstechniken. Wir bieten und bezuschussen zahlreiche Gesundheitskurse zur Meditation, Yoga und zum Stressabbau.
  • Selbsthilfegruppen wie der Deutsche Vitiligo-Bund e.V. bieten Austausch und Informationen.
  • Bei starker seelischer Belastung kann eine Psychotherapie, beispielsweise eine Gesprächstherapie, helfen. Wir übernehmen die Kosten bei medizinischer Notwendigkeit.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.