Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Volkskrankheit 
psychische Erkrankungen

Eine Frau tröstet ihren depressiven Partner

Psychologische Hilfe bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen 

Psychische Gesundheit beeinflusst, wie wir denken, fühlen und handeln, und prägt unseren Umgang mit Stress, Beziehungen und Entscheidungen. Belastende Lebenssituationen wie beruflicher Druck, Konflikte, Krankheit oder Verlust gehören zum Alltag. Werden sie jedoch sehr stark oder halten lange an, können sie die seelische Stabilität beeinträchtigen und zur Entstehung psychischer Erkrankungen beitragen. Diese zählen heute zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland: Rund 18 Millionen Menschen sind betroffen. Besonders verbreitet sind Depressionen, Angststörungen und Suchterkrankungen, die auch zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit zählen.

Dieser Beitrag bietet einen verständlichen Überblick über häufige psychische Erkrankungen, erklärt Ursachen und Risikofaktoren und stellt Unterstützungsangebote vor. Er soll außerdem dazu ermutigen, seelische Belastungen ernst zu nehmen und frühzeitig Hilfe zu suchen.

 

Wussten Sie schon, dass…

Psychische Probleme ernst nehmen: 
Wann wird daraus eine psychische Erkrankung?

Schwierige Lebensphasen, Traurigkeit oder Ängste gehören zu unserem Leben und sind ganz normale Reaktionen auf belastende Situationen. Nicht jede seelische Krise bedeutet automatisch, dass eine psychische Erkrankung vorliegt. Entscheidend ist, wie stark die Beschwerden sind, wie lange sie anhalten und in welchem Maß sie unseren Alltag beeinträchtigen.

  • Psychische Belastung

    Von einer psychischen Belastung spricht man, wenn Menschen als Reaktion auf Stress, Konflikte oder Krisen vorübergehend Symptome wie Niedergeschlagenheit, Nervosität, innere Unruhe oder Schlafprobleme entwickeln. Diese Beschwerden klingen meist wieder ab, sobald sich die Lebensumstände verbessern oder ausreichend Erholung möglich ist.

  • Psychische Erkrankung

    Eine psychische Erkrankung liegt hingegen vor, wenn die Symptome über mehrere Wochen oder Monate bestehen bleiben und das tägliche Leben deutlich einschränken. Betroffene haben dann häufig Schwierigkeiten, ihrer Arbeit nachzugehen, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten oder Beziehungen zu gestalten. Oft geht auch die Fähigkeit verloren, Freude zu empfinden oder sich zu erholen, selbst dann, wenn die ursprüngliche Belastung bereits vorüber ist. In solchen Fällen ist professionelle Unterstützung nicht nur sinnvoll, sondern besonders wichtig und wirksam.

Frau liegt traurig im Bett.

 

Körper und Psyche stehen in enger Wechselwirkung. Anhaltender seelischer Stress kann körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Magenschmerzen sowie Schlafstörungen auslösen. Umgekehrt können körperliche Erkrankungen die psychische Gesundheit erheblich belasten. Zusätzlich spielen biologische Faktoren eine Rolle: Hormonelle Veränderungen, genetische Veranlagungen und Stoffwechselprozesse im Gehirn können die Entstehung psychischer Erkrankungen begünstigen.

Häufigste psychische Erkrankungen in Deutschland

Psychische Erkrankungen sind genauso individuell wie wir Menschen selbst. Statistiken zufolge muss in Deutschland jeder dritte Mensch im Laufe seines Lebens aufgrund psychischer Probleme behandelt werden. Wir geben einen Überblick zu den häufigsten Arten psychischer Erkrankungen

Die beschriebenen Formen einer psychischen Erkrankung können allein, parallel oder auch in Wechselwirkung auftreten.

  • Depressionen

    Bei einer Depression handelt es sich um eine länger andauernde Wesensveränderung. Zu den typischen Begleiterscheinungen gehören anhaltende Stimmungsschwankungen, Isolation zur sozialen Umgebung oder zunehmende Ermüdung. 

    Mediziner unterscheiden eine Depression in ihrer Dauer, den Symptomen und ihrer Ausprägung. Die am meisten diagnostizierte Form ist die unipolare Depression. Betroffene fallen über mehrere Wochen oder Monate in ein emotionales Tief, aus dem sie keinen Ausweg sehen. Alltagsaktivitäten fallen schwer - Freunde, Familie und Hobbys werden vernachlässigt. Wird die Krankheit nicht behandelt, verschlechtert sich der Zustand. 

    Bei schweren Depressionen können die negativen Gedanken wahnhaft werden. In diesem Fall ist eine stationäre Behandlung erforderlich. Die Symptome sind nicht immer eindeutig und Stress ist nicht gleich Stress: Hilfe suchen, um die Beschwerden abzuklären, ist deshalb wichtig. 

  • Angststörungen

    Kommt es zu einer Angststörung, so entwickeln Betroffene eine unkontrollierbare Angst in meist alltäglichen Situationen. Dazu können Begegnungen im Alltag, verkehrsbedingte Stresssituationen beim Autofahren oder auch vermeintlich falsch eingeschätzte Gefahrensituationen gehören. 

    Unter einer Angststörung leiden rund 25 Prozent der deutschen Bevölkerung einmal oder mehrmals im Laufe ihres Lebens. Angst ist eigentlich ein natürlicher Schutzreflex, den wir Menschen in einer Gefahrensituation oder einer bedrohlichen Begegnung aktivieren. Unser Körper reagiert mit Flucht, Abwehr oder Angriff, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. 

    Die Angststörung löst in den Patienten eine starke Überreaktion, sowohl psychisch als auch körperlich, aus. Sie erkennen unter Umständen zwar, dass die Angst unangemessen und unbegründet ist, können sie aber nicht abschalten oder kontrollieren. 

  • Zwangsstörung

    Eine Zwangsstörung ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zu den typischen Zwangsgedanken zählen beispielsweise die Angst vor Keimen, davor, Fehler zu machen oder die Kontrolle zu verlieren. Um die dadurch entstehende innere Anspannung zu reduzieren, führen Betroffene häufig Zwangshandlungen aus, etwa ständiges Kontrollieren, wiederholtes Waschen oder bestimmte Rituale.

    Viele Erkrankte sind sich bewusst, dass ihre Gedanken und Handlungen übertrieben oder unrealistisch sind. Dennoch erleben sie diese als äußerst belastend und haben große Schwierigkeiten, die Zwänge zu unterbrechen oder abzuschalten. Die Störung kann den Alltag erheblich einschränken und das Berufs- sowie Privatleben stark beeinträchtigen.

  • Bipolare Störung

    Die Bipolare Störung ist eine stark schwankende Verhaltensstörung. Betroffene wechseln von einem Verhaltensextrem in das andere. In Hochphasen, der sogenannten Manie, sind Menschen mit einer bipolaren Störung unter anderem überschwänglich, extrem aktiv, reizbar, sprunghaft und unruhig. Diese Hochphasen wechseln sich mit ausgeprägten Tiefphasen ab. In diesen fühlen sich Betroffene unter anderem sehr niedergeschlagen, antriebslos und ihr Selbstwertgefühl nimmt stark ab. Die depressiven Phasen überwiegen gewöhnlich. Die bipolare Störung wurde früher aufgrund dieser Phasen manisch-depressive Erkrankung genannt.

  • Suchterkrankung

    Bei einer Suchterkrankung kommt es zu einer Fehlsteuerung im Gehirn. Unser Belohnungssystem sorgt dafür, dass bestimmte Botenstoffe ein Wohlbefinden auslösen und wir uns glücklich fühlen. Patienten und Patientinnen kennen oft keine Grenzen und hören häufig nicht auf den natürlichen Schutzmechanismus ihres Körpers. Suchterkrankungen zählen unter anderem die Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten, Drogen oder bestimmten Verhaltensweisen, etwa exzessiver Sport. 

Ursachen und Risikofaktoren

Psychische Erkrankungen entstehen in der Regel durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Selten gibt es eine einzelne Ursache, vielmehr beeinflussen sich biologische, psychische und soziale Aspekte gegenseitig.

  • Biologische Faktoren

    Zu den biologischen Faktoren zählen unter anderem eine genetische Veranlagung sowie Veränderungen im Gehirnstoffwechsel. Auch hormonelle Einflüsse können eine Rolle spielen, etwa während der Pubertät, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, da sie das emotionale Gleichgewicht beeinflussen können.

  • Psychische Faktoren

    Psychische Faktoren betreffen individuelle Eigenschaften und Lebenserfahrungen. Dazu gehören beispielsweise ein ausgeprägter Perfektionismus, ein geringes Selbstwertgefühl oder sehr hohe Ansprüche an sich selbst. Auch traumatische Erlebnisse, ungelöste innere Konflikte sowie anhaltender, chronischer Stress erhöhen das Risiko, psychisch zu erkranken.

  • Soziale Faktoren

    Darüber hinaus wirken soziale Faktoren auf die seelische Gesundheit ein. Familienkonflikte, soziale Isolation oder belastende Lebensumstände können ebenso zur Entstehung psychischer Erkrankungen beitragen wie hoher Druck am Arbeitsplatz, finanzielle Sorgen oder Mobbing. Fehlen Unterstützung, Wertschätzung oder ein stabiles soziales Netzwerk, steigt die seelische Belastung weiter an.

Ein mann Mitte 30 arbeitet am laptop und schaut zuversichtlich zur Seite

Schutzfaktoren: Was psychisch stark macht


Neben Risikofaktoren gibt es auch sogenannte Schutzfaktoren, die die psychische Widerstandskraft stärken und helfen können, Belastungen besser zu bewältigen. Ein stabiles soziales Umfeld aus Familie, Freunden oder einer unterstützenden Gemeinschaft spielt dabei eine zentrale Rolle.

Ebenso wichtig ist eine gute Stressbewältigung. Regelmäßige Bewegung, Entspannungsübungen und achtsame Pausen im Alltag tragen dazu bei, innere Anspannung abzubauen. Eine positive Grundhaltung, Selbstakzeptanz und ein wohlwollender Umgang mit sich selbst wirken ebenfalls stabilisierend.

Ein gesunder Lebensstil mit ausreichend Schlaf, ausgewogener Ernährung und einem bewussten Umgang mit Alkohol unterstützt sowohl die körperliche als auch die seelische Gesundheit. Darüber hinaus kann es entscheidend sein, frühzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Belastungen zunehmen. Denn Psychische Widerstandskraft, auch Resilienz genannt, ist keine feste Eigenschaft, sondern kann gezielt trainiert und gestärkt werden.

vertrautes gespräch zwischen 2 Frauen, die sich an den Händen halten

Was können Freunde und Angehörige tun?

Die Unterstützung durch Familie, Freunde oder andere nahestehende Personen ist für Menschen mit psychischen Erkrankungen ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Ein verständnisvolles Umfeld hilft Betroffenen, sich weniger allein zu fühlen und ermutigt sie, Hilfe anzunehmen.

Hilfreich sind vor allem aufmerksames Zuhören ohne Bewertung, das Ernstnehmen von Gefühlen und Geduld, da psychische Erkrankungen oft mit Fortschritten und Rückschlägen verlaufen. Auch praktische Unterstützung im Alltag oder bei Arzt- und Therapieterminen kann entlasten. Wichtig ist zudem, behutsam zur professionellen Hilfe zu ermutigen – ohne Druck.

Für Betroffene können gut gemeinte Sätze wie „Reiß dich zusammen“ oder „Denk einfach positiv“ verletzend wirken, da sie das Leiden verharmlosen. Ebenso sollten Angehörige ihre eigenen Grenzen im Blick behalten und auf die eigene Belastung achten.

So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt


Ambulante und stationäre Psychotherapie 

Wir übernehmen die Kosten einer ambulanten und einer stationären Psychotherapie. Voraussetzung ist eine Behandlung durch einen zugelassenen Psychotherapeuten. Die Abrechnung erfolgt über die Praxis bzw. die Klinik in der die Behandlung stattfindet. Verordnete Medikamente wie Antidepressiva können währenddessen die Behandlung unterstützen. 
 

Finanzielle Hilfe während der Erkrankung

Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt psychologische Behandlungen und zahlt ab der siebten Woche einer Arbeitsunfähigkeit Krankengeld, damit Sie sich auf Ihre Genesung konzentrieren können.

Weitere Angebote der AOK Sachsen-Anhalt

Hilfe bei Arztsuche und Terminvergabe

Wir unterstützen Sie bei der Suche nach einer geeigneten Arztpraxis. 
Nutzen Sie unsere Arztsuche und finden Sie Fachärzte in Ihrer Nähe.

Die bundesweite Patientenservice 116 117hilft gesetzlich Versicherten dabei, Termine bei Psychotherapeuten oder für eine psychotherapeutische Sprechstunde zu vermitteln.

  • Psychotherapeutische Sprechstunde ohne Vermittlungscode

    Für ein erstes Gespräch (psychotherapeutische Sprechstunde) benötigen Sie grundsätzlich keinen speziellen Vermittlungscode. Sie können über die Telefonnummer 116 117 oder den Online-Terminservice einen Termin in der Sprechstunde einer verfügbaren Psychotherapie-Praxis vereinbaren. Dort wird dann geklärt, welche Behandlung und welche Therapieform für Sie sinnvoll ist.

Weitere Hilfsangebote und Anlaufstellen

Wer sich in einer akuten seelischen Krise befindet oder unter Suizidgedanken leidet, sollte nicht zögern, sofort Hilfe in Anspruch zu nehmen. In Sachsen-Anhalt stehen hierfür rund um die Uhr erreichbare Anlaufstellen zur Verfügung. Diese Angebote sind anonym, kostenlos und vertraulich und richten sich sowohl an Betroffene als auch an Angehörige.

  • Telefonseelsorge

    Die Telefonseelsorge ist unter der Nummer 0800 111 0 111 jederzeit erreichbar. Sie bietet Unterstützung bei akuten psychischen Krisen, hört zu und hilft dabei, die Situation zu sortieren. Bei Bedarf erfolgt auch eine Vermittlung an Notfallambulanzen oder geeignete Fachstellen vor Ort.

  • Regionale Beratungsstellen in Sachsen-Anhalt

    Darüber hinaus gibt es zahlreiche Beratungsangebote, die bei psychischen Belastungen unterstützen. Dazu zählen unter anderem die psychosozialen Beratungsstellen der Caritas, Diakonie und AWO

    Auch der Sozialpsychiatrische Dienst  der Landkreise und kreisfreien Städte bietet Beratung, Begleitung und Hilfe in Krisensituationen an. 

    Für Angehörige psychisch erkrankter Menschen ist zudem der Landesverband der Angehörigen psychisch Kranker Sachsen-Anhalt  eine wichtige Anlaufstelle.

  • Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt

    Selbsthilfegruppen ermöglichen den Austausch mit Menschen in ähnlichen Lebenssituationen und können eine wertvolle Ergänzung zur professionellen Unterstützung sein. Selbsthilfegruppen in Sachsen-Anhalt finden Sie über die Internetseite der Selbsthilfekontaktstellen.

Ein Paar sitzt auf zwei Sofas. Die Frau liest, der Mann schaut auf sein Tablet.

Selbstfürsorge: Was kann ich für mich tun?

 

Unsere psychische Gesundheit lässt sich durch bewusste Selbstfürsorge aktiv stärken. Dabei geht es nicht um große Veränderungen, sondern um kleine, regelmäßige Schritte im Alltag. Entscheidend ist, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen, Warnsignale ernst zu nehmen und sich bewusst Zeiten der Erholung zu gönnen.

Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen, die mentale Stärke zu fördern:

 

Bewegung: Spaziergänge, Radfahren oder Yoga steigern das Wohlbefinden und bauen Stress ab.

Ernährung & Trinken: Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit unterstützen das seelische Gleichgewicht.

Schlaf: Feste Schlafzeiten, digitale Pausen vor dem Zubettgehen und eine ruhige Schlafumgebung fördern die Erholung.

Achtsamkeit & Entspannung: Atemübungen oder Meditation helfen, zur Ruhe zu kommen und den Fokus auf den Moment zu lenken.

Hobbys & Freude: Aktivitäten, die Spaß machen, schaffen Ausgleich und bereichern den Alltag.

Stress reduzieren: Aufgaben priorisieren, regelmäßige Pausen einplanen und Multitasking vermeiden.

Soziale Kontakte: Gespräche und gemeinsame Aktivitäten stärken das Gefühl von Unterstützung und Verbundenheit.

Eigene Grenzen erkennen: Warnsignale wie anhaltende Erschöpfung oder innere Anspannung ernst nehmen, „Nein“ sagen lernen und Erwartungen realistisch halten.

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