Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Gehirnerschütterung

Ein Mann mit Verdacht auf Gehirnerschütterung kühlt seinen Kopf

Wenn das Gehirn aus der Balance gerät

Ein harmlos wirkender Stoß kann das Gehirn erschüttern – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die in der Medizin als Commotio cerebri bezeichnete Gehirnerschütterung entsteht durch einen Schlag oder eine ruckartige Bewegung des Kopfes. Dabei prallt das Gehirn gegen die Schädelwand und wird funktionell beeinträchtigt. Sichtbare Verletzungen sind im CT oder MRT meist nicht erkennbar, doch die Gehirnfunktion kann vorübergehend eingeschränkt sein. Anzeichen wie Benommenheit, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit oder ein Erinnerungsverlust zum Zeitpunkt des Unfalls werden oft unterschätzt. Sie sollten jedoch in jedem Fall ernst genommen und ärztlich – idealerweise durch einen Arzt oder Notarzt – abgeklärt werden. Allein in Sachsen-Anhalt gibt es jährlich mehr als 5.000 Fälle von Gehirnerschütterungen, die stationär behandelt werden und zu den häufigeren stationären Diagnosen zählen.

Ein Moment der Unachtsamkeit kann langfristige Folgen haben: Erkennen Sie die Warnzeichen frühzeitig, handeln Sie gezielt – und beugen Sie einer Kopfverletzung oder Gehirnerschütterung mit dem richtigen Wissen im Alltag vor.

Wussten Sie schon, dass...

  • jede vierte Gehirnerschütterung unerkannt bleibt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Ihnen hilft, das passende Krankenhaus für Sie zu finden?
  • Gehirnerschütterungen häufig beim Sport entstehen?

Was ist eine Gehirnerschütterung?

Eine Gehirnerschütterung ist eine leichte Form des Schädel-Hirn-Traumas (SHT). Dabei wird das Gehirn durch äußere Gewalteinwirkung kurzzeitig in seiner Funktion gestört. Strukturelle Schädigungen auf zellulärer Ebene sind im CT oder MRT nicht sichtbar. Vielmehr kommt es zu einer funktionellen Störung der Nervenzellen durch mikroskopisch kleine Veränderungen, etwa die Schädigung von Axonen. In der Medizin wird dies als reversible neuronale Dysfunktion bezeichnet.

Die Symptome einer Gehirnerschütterung sind in der Regel vorübergehend und können Bewusstlosigkeit, Erinnerungslücken oder Schwindel umfassen. Aber: Sie treten nicht immer gleichzeitig auf.

Wiederholte Verletzungen des Gehirns können hingegen zu dauerhaften Schäden führen, etwa zu einer chronisch traumatischen Enzephalopathie (CTE) oder anhaltenden kognitiven Defiziten.

Ein Senior hat sich beim Sturz eine Gehirnerschütterung zugezogen

Ursachen

Kinder, Jugendliche, Senioren sowie Sportler sind besonders gefährdet. Die häufigsten Ursachen einer Gehirnerschütterung sind:

  • Stürze auf den Kopf – etwa beim Sport oder im Haushalt
  • Verkehrsunfälle – zum Beispiel als Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger
  • Sportunfälle – vor allem in Kontaktsportarten wie Fußball, Boxen, Eishockey oder Reiten
  • Schläge oder Tritte gegen den Kopf
  • Unfälle bei Kindern – etwa beim Spielen oder Klettern

Anzeichen einer Gehirnerschütterung

Die Symptome können unmittelbar nach dem Ereignis oder auch zeitversetzt auftreten. Auf folgende typische Anzeichen sollten Sie achten:

  • Kurze Bewusstlosigkeit (Sekunden bis wenige Minuten)
  • Gedächtnisverlust rund um das Ereignis (Amnesie)
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Sehstörungen oder Lichtempfindlichkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Verlangsamte Reaktionen
  • Müdigkeit oder Schlafstörungen

Achtung: Auch wenn keine Bewusstlosigkeit auftritt, kann dennoch eine Gehirnerschütterung vorliegen.

Bei einer längeren Bewusstlosigkeit besteht der Verdacht auf ein schwereres Schädel-Hirn-Trauma und ärztliche Abklärung ist dringend erforderlich. Bei Kindern sind die Symptome oft unspezifischer. Sie können sich durch ungewöhnliches Weinen, Teilnahmslosigkeit oder Gleichgewichtsstörungen äußern.

Eine junge Frau mit Verdacht auf Gehirnerschütterung wird behandelt

Diagnose und Behandlung

Für eine genaue Diagnose führt der Arzt zunächst eine ausführliche Befragung sowie eine gezielte körperliche Untersuchung durch. Bildgebende Verfahren wie CT oder MRT kommen dann zum Einsatz, wenn ein schwereres Schädel-Hirn-Trauma vermutet wird oder neurologische Ausfälle auftreten. Ein CT wird in akuten Fällen eingesetzt, beispielsweise bei einer Bewusstlosigkeit von mehr als fünf Minuten, Erbrechen, neurologischen Defiziten, bekannten Gerinnungsstörungen oder bei Patienten über 65 Jahren. Ein MRT wird seltener veranlasst, meist dann, wenn die Symptome länger anhalten.

Behandlungsmöglichkeiten

In den meisten Fällen heilt eine Gehirnerschütterung folgenlos aus, vorausgesetzt, sie wird frühzeitig erkannt und richtig behandelt. Folgende Maßnahmen unterstützen die Genesung und helfen dabei, mögliche Spätfolgen zu vermeiden:

Schonung ist das A und O

In den ersten Tagen nach einer Gehirnerschütterung sollten Betroffene körperliche und geistige Anstrengung vermeiden. Dazu zählen Sport, längere Bildschirmzeiten sowie das Lösen komplexer Aufgaben.

Beobachtung

Besonders in den ersten 24 Stunden ist eine regelmäßige Kontrolle wichtig, um mögliche Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen – vor allem bei Risikopatienten, älteren Menschen und Kindern.

Kühlen

Bei einer frischen Prellung oder Beule am Kopf kann das Kühlen helfen, Schmerzen und Schwellungen zu lindern. Verwenden Sie dafür ein kaltes Tuch oder ein Kühlpack, das in ein Tuch eingeschlagen ist und kühlen Sie mehrmals täglich für jeweils 10 bis 15 Minuten. Wichtig: Kühlmittel niemals direkt auf die Haut legen, um Erfrierungen zu vermeiden.

Ein Vater kämpft sich nach einer Gehirnerschütterung wieder in den Alltag zurück

Medikamente

Bei Schmerzen kann zum Beispiel Paracetamol eingenommen werden. Wichtig: Medikamente mit Acetylsalicylsäure (ASS) sowie andere NSAR wie etwa Ibuprofen sollten vermieden werden, da sie das Blutungsrisiko erhöhen.

Langsame Wiedereingliederung

Nach dem Abklingen der Symptome ist eine schrittweise Rückkehr in den Alltag sinnvoll. Bei Kindern und älteren Menschen kann in bestimmten Fällen auch eine stationäre Überwachung notwendig sein. Besonders bei Kindern ist zudem eine zusätzliche ärztliche Kontrolluntersuchung empfehlenswert, um mögliche Spätfolgen frühzeitig zu erkennen und eine sichere Rückkehr in Schule oder Kindergarten zu gewährleisten.

Prävention im Alltag

Verletzungen am Kopf lassen sich oft durch bewusstes Verhalten und geeignete Schutzmaßnahmen vermeiden.

  • Helm tragen

    Tragen Sie beim Fahrradfahren, Skifahren, Reiten oder auf dem E-Roller einen Helm. Das Risiko einer Kopfverletzung wird dadurch deutlich um 60 bis 70 Prozent reduziert. Mittlerweile bietet der Handel auch eine große Vielfalt an modischen Helmen an, sodass hier für jeden etwas dabei ist.

  • Stürze vermeiden

    Beseitigen Sie Stolperfallen im Haushalt und verwenden Sie rutschfeste Matten in Bad und Küche. Eine gute Beleuchtung hilft außerdem, Stolperstellen schneller zu erkennen.

  • Sicherer Sport

    Achten Sie bei risikoreichen Sportarten auf Technik und Fairness und verwenden Sie eine passende Schutzausrüstung.

  • Kindersicherung

    Treppengitter, Kantenschutz und eine sichere Spielumgebung schützen vor allem Kleinkinder.

  • Aufklärung

    Das Bewusstsein für Gehirnerschütterungen sollte bereits in der Schule, im Verein und in der Familie gestärkt werden. Die AOK Sachsen-Anhalt bietet regelmäßig kostenfreie Erste-Hilfe-Kurse für Kinder an. Eltern werden dabei darauf vorbereitet, in Notfallsituationen richtig und schnell zu reagieren und zu handeln.

Gehirnerschütterung: Ernst nehmen, richtig handeln

Eine Gehirnerschütterung ist keine Bagatelle und kann bei falscher Behandlung schwerwiegende Konsequenzen haben – vor allem bei wiederholten Verletzungen. Wichtig ist, dass Sie die Symptome frühzeitig erkennen und sich ausreichend Zeit sowie Ruhe zur Genesung nehmen. Auch ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Risiko, Prävention, Aufklärung und bewusste Aufmerksamkeit im Alltag helfen dabei, das Gehirn bestmöglich zu schützen.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mehr erfahren

    Kontakt zur AOK Sachsen-Anhalt