Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Schwindel

Junge Frau Mitte 30 liegt auf dem Sofa und hält sich mit beiden Händen den Kopf

Was steckt hinter Schwindelanfällen?

Im Kopf dreht sich alles, der Boden scheint zu schwanken und Ihnen wird schwarz vor Augen. Zeigen Sie diese oder ähnlichen Symptome, handelt es sich wahrscheinlich um einen Schwindelanfall. Aber wie entsteht das fremde Körpergefühl und was hat es zu bedeuten? Wir beantworten Fragen rund um das Thema Schwindel und geben Tipps, wie Sie in Notfallsituationen richtig handeln und vorbeugen können. 

Wussten Sie schon, dass…

  • es viele unterschiedliche Formen von Schwindel gibt?
  • der AOK-Gesundheitsnavigator hilft Ihnen Fachärzte oder Fachärztinnen in Ihrer Nähe zu finden?
  • Schwindel entsteht, wenn die Sinnesorgane unterschiedliche Informationen an das Gehirn senden?

Wie Schwindel entsteht

Ein Mann sitzt nachdenklich auf einem Sofa.

Bei einer Schwindelattacke, medizinisch Vertigo genannt, ist die Wahrnehmung verschiedener Sinne gestört. Betroffene haben das Gefühl, dass sich alles um sie herum dreht oder der Boden unter den Füßen zu schwanken scheint. Sie verlieren die Körpersicherheit und können nicht mehr sicher stehen oder gehen.

Ein Schwindelanfall entsteht, wenn unsere Sinnesorgane unterschiedliche Informationen an unser Gehirn senden und das Gehirn es nicht schafft, diese miteinander in Einklang zu bringen.  

Über das Sehvermögen, die Ohren, das Tast- und Tiefenempfinden der Haut sowie unsere Muskulatur und Gelenke erhält das Gehirn Informationen über die momentane Haltung unseres Körpers, also ob wir zum Beispiel gerade sitzen oder stehen, Radfahren oder im Ruhezustand sind. Zusammen sorgen diese Informationen dafür, dass unser Körper nicht aus dem Gleichgewicht gerät. 
Beobachten wir aus einem Ruhezustand heraus einen Hubschrauber der am Himmel fliegt, kann es zu einer Verwirrung unserer Sinneseindrücke kommen, da wir unserem Gehirn eine Bewegung vermitteln, die wir nicht selbst durchleben. Dadurch kann ein Schwindelgefühl ausgelöst werden.  

Der Schwindel ist medizinisch gesehen keine Krankheit, sondern ein Symptom, welches Hinweise auf eine mögliche Erkrankung geben kann. Schwindel kann sowohl organische Ursachen haben, als auch durch äußere Einflüsse ausgelöst werden. Auch in ungewohnten Situationen der Betroffenen wie bei einer Agoraphobie oder bei körperlicher Anstrengung, kann ein Schwindelgefühl entstehen.

Systematischer und unsystematischer Schwindel

In der Medizin unterscheiden Ärzte und Ärztinnen zwei verschiedene Formen des Schwindels. Die Form des Schwindels ist für die spätere Diagnostik von enormer Bedeutung.

  • Systematischer Schwindel
    • Beim systematischen Schwindel liegt die Ursache der Erkrankung im Bereich des Gleichgewichtsorgans.
    • Patienten und Patientinnen haben das Gefühl, dass sich alles um sie herum dreht (Drehschwindel).
    • Der Boden fühlt sich wackelig an (Liftschwindel).
    • Betroffene fühlen sich oftmals wie Seekrank (Schwankschwindel).
  • Unsystematischer Schwindel
    • Unsystematischer Schwindel hat seinen Ursprung außerhalb des Gleichgewichtssinn. Eine Ursachenforschung ist oftmals sehr schwer.
    • kann als Schwindelattacke oder als Dauerschwindel auftreten
    • Gehen fällt Menschen während der Schwindelattacke schwer.
    • Sehstörungen können vermehrt auftreten und Betroffene erleiden oftmals starke Benommenheit bis hin zur Ohnmacht.

Je nachdem, um welche Art von Entzündung es sich handelt, kann es unterschiedlich lange dauern, bis die Infektion abgeheilt ist und alles wieder gut ist. So kann eine leichte Nagelbettentzündung nach wenigen Tagen ausgeheilt sein. Eine schwere Entzündung, die eine Operation nach sich gezogen hat, kann zwei bis vier Wochen dauern, bis sie wieder gut verheilt ist.

Schwindelformen und Ursachen

Eine Seniorin hält sich den Kopf während sie auf einem Sofa sitzt.

Bei den meisten Patienten und Patientinnen sind Schwindelanfälle harmlos und durch verschiedene Behandlungsmethoden gut in den Griff zu bekommen. 

Allerdings kann auch eine Krankheit der Grund für die Schwindelgefühle sein. Leiden Sie vermehrt an Schwindelanfällen, so ist ein Besuch bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin ratsam.

Je nach Ursache und Auftreten unterteilt man Schwindel in unterschiedliche Formen:

  • Gutartiger Lagerungsschwindel

    Bei einem gutartigen Lagerungsschwindel verspüren Betroffene einen anfallartigen Drehschwindel, der von kurzer Dauer ist, aber mehrfach an einem Tag oder den folgenden Tagen auftreten kann. Die Ursache liegt im Gleichgewichtsorgan des Innenohrs. Lagern sich zu viele kleine Partikel, sogenannte Ohrensteine, in den Bogengängen ab, reizen sie bei Bewegungen der Patienten und Patientinnen die empfindlichen Sinneszellen. So werden Signale über vermeintliche Bewegungen an das Gehirn gesendet, die weder den gesehenen noch den wahrgenommenen Informationen entsprechen. Das Gehirn wird durch die widersprüchlichen Informationen verwirrt und es entsteht ein Schwindelgefühl. 

  • Neuritis vestibularis (anhaltender Drehschwindel)

    Bei der Neuritis vestibularis hat sich der Gleichgewichtsnerv durch eine Infektion entzündet. Es kommt zu Informationslücken zwischen unserem Gleichgewichtsorgan im Innenohr und unserem Gehirn. Ähnlich wie bei dem Lagerungsschwindel, sorgen auch hier die Fehlinformationen für einen starken Drehschwindel und Betroffene haben oftmals eine Fallneigung zur Seite des betroffenen Ohres. Begleitet wird diese Form des Drehschwindels oft durch ein Zucken der Augen, Übelkeit und Erbrechen. In der Regel klingen die Beschwerden nach ein bis zwei Wochen wieder ab. 

  • Morbus Meniére (Anfalls-Drehschwindel)

    Die sogenannte Meniére-Krankheit, ein anfallartiger Drehschwindel, ist ein von einem auf den anderen Moment einsetzender Schwindel, der meist etwa 30 Minuten, in seltenen Fällen aber auch bis zu Stunden anhalten kann. Ausgelöst wird sie durch eine erhöhte Produktion von Lymphflüssigkeit im Innenohr. So entsteht ein Überdruck, der zum Einreißen der feinen Membranen führt, mit denen die verschiedenen Räume des Innenohrs voneinander abgetrennt sind. Durch die Risse können plötzliche Verlagerungen der Flüssigkeiten im Innenohr auftreten, die dann als Falschmeldungen zum Gehirn weitergeleitet werden. Betroffene klagen während der Attacke auch oft über Schwerhörigkeit, die weitaus länger als der eigentliche Schwindel anhalten kann.

  • Phobischer Schwindel

    Leider bleiben in Deutschland immer noch circa 60 Prozent der Schwindelanfälle ungeklärt, da die Ursachenforschung bei vielen Patienten und Patientinnen keine organische Erkrankungen ergeben. So schließt die Medizin auch psychosomatische Gründe für Schwindel ein, wie zum Beispiel aufkommender Stress, extreme Belastungen oder Angstzustände. Diese Art des Schwindels nennt man phobischen Schwindel, der durch eine Überreaktion aufgrund von emotionalen Ausbrüchen verursacht wird. Eine organische Begründung gibt es in dem Fall nicht, da die Extremsituation sich medizinisch betrachtet nicht auf die Sinnesorgane auswirkt. 

  • Bewegungsschwindel (Kinetosen)

    Eine weitere Ursache von Schwindelattacken gehen von langen Reisen mit Zug, Auto oder Flugzeug und von Computerspielen aus. Oftmals wird der Schwindel bei Betroffenen von Übelkeit, Benommenheit und Erbrechen begleitet. In der Medizin werden die Symptome als Knietose bezeichnet, worunter auch die Seekrankheit, Landkrankheit und die Raumkrankheit (Platzangst) fällt. 

    Während einer längeren Fahrt in den Urlaub nimmt das Gleichgewichtsorgan im Innenohr unterschiedliche Bewegungen wahr, wie zum Beispiel Unebenheiten auf der Straße oder eine Veränderung der Geschwindigkeit. Lesen Sie nebenbei ein Buch, dann kann Ihr Gehirn die gesendeten Signale nicht mehr einordnen und ist verwirrt, was zu einer Schwindelattacke führen kann. Aber auch bei Videospielen spielen wir unserem Gleichgewichtsorgan einen Streich. Mit den Augen sehen wir Bewegungen auf dem Bildschirm, die unser Körper aber nicht umsetzt. Dadurch entsteht ein „sensorischer Konflikt“. 

Schwindel im Alter

Senior sitzt auf dem Sofa und hält sich den Kopf.

Senioren und ältere Menschen sind besonders häufig von Schwindelattacken betroffen. Mit zunehmenden Alter verändern sich viele körperlichen Prozesse, so auch die Funktionalität der Sinnesorgane. Vor allem die Sensoren im Innenohr, die unter anderem für die Gleichgewichtsregulierung verantwortlich sind, können nach und nach fehlerhafte Informationen an unser Gehirn senden. Einige Senioren nutzen daher einen Gehstock, um das Gleichgewicht zu unterstützen und um einen möglichen Sturz zu verhindern. Eine sehr gute Methode, um der Gleichgewichtsstörung entgegenzuwirken, sind regelmäßige Bewegungsübungen. 

Schwindel bei Kindern

Etwa 6-jähriger Junge hält sich den Kopf mit schwerzverzerrten Gesicht.

Seltener als ältere Erwachsen sind auch Kinder von Schwindelanfällen betroffen. Vor allem während der Wachstumsphasen klagen manche Kinder über ein “taumeliges Gefühl”. Ursache ist meist ein zu niedriger Blutdruck. Schwerer Schwindel bei Kindern kann aber auch in Verbindung mit Migräne oder einer akuten einseitigen Funktionsstörung des Gleichgewichtsorgan im Innenohr auftreten, die häufig mit einer Infektion einhergeht. Oftmals auftretende oder besonders starke Schwindelgefühle sollten Sie Immer beim Kinderarzt abklären lassen. Auch wenn sie zusammen mit Fieber und Erkältung auftreten.

Diagnostik: Anamnese ist sehr wichtig

Seniorin bei einem Beratungsgespräch mit ihrer Ärztin.

Vor dem Arztbesuch kann es hilfreich sein, einige Fragen um die Schwindelattacken zu klären:

  • Wie fühlt sich der Schwindel an?
  • Wie lange dauert der Schwindelanfall?
  • Wie oft ist mir in letzter Zeit schwindelig?
  • Wodurch wird der Schwindel ausgelöst?
  • Habe ich gleichzeitig noch andere Beschwerden?

Versuchen Sie bei Ihrem vertrauten ärztlichen Fachpersonal genaue Verläufe der Schwindelanfälle zu beschreiben. Die Fragen können helfen, bereits im Vorfeld die Untersuchung vorzubereiten, da ein Großteil der Diagnostik auf Basis eines intensiven Gesprächs zwischen Patient oder Patientinnen und dem behandelnden ärztlichen Fachpersonal erfolgt. 

Eine genaue Diagnose können neben einem intensiven Gespräch auch unterschiedliche Untersuchungen liefern.  

  • Orientierende Gleichgewichtsprüfung
    Mit geschlossenen Augen muss der Patient oder die Patientin auf der Stelle gehen und anschließend eine gerade Strecke laufen.
  • Vestibularisprüfungen
    Mit den sogenannten Vestibularisprüfungen lässt sich überprüfen, ob der Schwindel durch Störungen des Gleichgewichtsorgans verursacht wird. Dabei kommen unterschiedliche Testverfahren zum Einsatz:

    • Kalorische Spülung: Die Gehörgänge werden einzeln einmal mit kaltem und einmal mit warmem Wasser gespült. Sie ist die wichtigste Methode zur seitengetrennten Überprüfung des peripheren Gleichgewichtsorgans. Die Temperaturveränderung bewirkt eine Flüssigkeitsbewegung in den Bogengängen, die wiederum sogenannte Nystagmen auslösen können. Nystagmen sind unwillkürliche, rhythmische Augenzuckungen, die Hinweise auf die Ursachen des Schwindels geben können.
    • Drehstuhl-Test: Beim Drehstuhl-Test sitzt der Patient mit einer Video-Brille auf einem drehbaren Stuhl und wird 20-30 Sekunden lang erst in die eine und dann in die andere Richtung gedreht. Dabei werden seine Nystagmen aufgezeichnet.
  • Frenzel-Brille: 
    Die Frenzel-Brille hat zwei lupenartige Gläser, die es dem Patienten unmöglich machen, einen Gegenstand in der Umgebung zu fixieren. Mit ihrer Hilfe kann der Arzt oder die Ärztin unnormale Augenbewegungen genau analysieren und darüber eine Störung des Gleichgewichtssinns erkennen.
  • Hörtest:
    Auch das Gehör muss geprüft werden, da das Gleichgewichts- und Hörorgan ihre Signale über den gleichen Nerv zum Gehirn weiterleiten.

Für die weitere Therapie ist es wichtig, dass Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihren wahrgenommenen Schwindel und die dafür verantwortlichen Ursachen richtig einordnet. In manchen Fällen reicht der Besuch bei Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt aus. Oftmals sind jedoch zusätzliche internistische, orthopädische, augenärztliche, neurologische oder psychiatrische Untersuchungen nötig, um die Ursache der Schwindelanfälle aufzuklären. 

Therapie

Schwindel muss je nach Ursache und Art ganz individuell behandelt werden.

  • Medikamente

    Spezielle Medikamente, so genannte Antivertiginosa, können vor allem bei akuten und starken Schwindelanfällen helfen. Sie wirken allerdings nur gegen die Symptome und nicht gegen die Ursache der Schwindelanfälle. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin wird Sie zur Einnahme beraten. Für Symptome, die den Schwindelanfall begleiten, gibt es ebenfalls wirksame Präparate. Halten Sie auch bitte hierzu Rücksprache mit Ihrem medizinischen Fachpersonal.

  • Physiotherapie / Lagerungstraining

    In vielen Fällen verbessert leichtes Training den Schwindel. Ein wichtiges Element der Behandlung stellen deshalb physiotherapeutische Maßnahmen dar. Mit verschiedenen Übungen wird das physiotherapeutische Fachpersonal Haltungsunsicherheiten provozieren, sodass der Patient oder die Patientin aktiv gegensteuern muss. So kann sich die Gleichgewichtsreaktion gezielt verbessern.

    Beim Gutartigen Lagerungsschwindel kommen auch sogenannte Lagerungsmanöver zum Einsatz. Dabei soll eine bestimmte Abfolge von Bewegungen des Kopfes und des Körpers die losen Steinchen so bewegen, dass sie sich festsetzen und keine neuen Attacken mehr auslösen.

  • Psychotherapeutische Maßnahmen

    Stellt Ihr medizinischen Fachpersonal nach einer Untersuchung keine organische Ursache Ihrer Schwindelanfälle fest, so kann es Ihnen zu einer psychotherapeutischen Therapie raten. Leiden Sie beispielsweise unter Angstzuständen oder Panikattacken, so kann ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin gemeinsam mit Ihnen Methoden zur Minimierung der Attacken entwickeln. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt im Fall einer verordneten Psychotherapie die Kosten. Über die Dauer und Häufigkeit der Therapiestunden entscheiden Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin und der psychotherapeutischen Praxis. 

40-jähriger Mann bei einem Behandlungsgespräch bei seinem Arzt.

Fazit: Ist der Schwindel neu aufgetreten, dauert länger an oder ist sehr heftig, sollten Sie einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Das gilt auch, wenn zusätzliche Symptome wie Kopf- oder Ohrenschmerzen, Hörprobleme, Benommenheit und Ohnmachtsgefühle sowie Atemnot auftreten.

Ein Schwindeltagebuch kann helfen, die Schwindelattacken zu dokumentieren. Diese Notizen geben Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin außerdem wertvolle Aufschlüsse über Form und Intensität der Schwindelanfälle.

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