Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Migräne

Eine circa 30-jährige Frau schaut schmunzelnd aus dem Fenster.

Migräne – mehr als starke Kopfschmerzen

Von regelmäßigen normalen bis mäßigen Kopfschmerzen sind in Deutschland sehr viele Menschen betroffen. Werden die Kopfschmerzen schlimmer und kommen Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, krampfartige Schmerzen in verschiedenen Körperregionen, Schüttelfrost oder auch Wahrnehmungsstörungen hinzu, kann es sich um eine Migräne handeln. Welche Formen und Behandlungsmöglichkeiten es bei Migräne gibt, lesen Sie im Beitrag.

Wussten Sie schon, dass…

  • bereits Kinder von Migräne betroffen sein können?
  • die kostenfreie AOK-Yogaschule eine gute Möglichkeit ist, um Entspannungstechniken zu lernen?
  • 85 Prozent der Migräne-Patienten unter einer Migräne ohne Aura leidet?

Diagnose Migräne – Was bedeutet das?

Die Migräne ist ein anfallsartiger Kopfschmerz, der in unregelmäßigen Abständen wiederkehrt. Die krampfartigen Schmerzen entstehen in den meisten Fällen nur einseitig und ziehen sich binnen kurzer Zeit vom Auge in die Mitte des Kopfes. Bei vielen Betroffenen kommen in dieser Phase zum Beispiel Sehstörungen, Wahrnehmungsstörungen und Schüttelfrost hinzu. Jede weitere körperliche Bewegung fällt schwer und verschlimmert den Schmerz, der oft als pochend oder stechend beschrieben wird.

Im medizinischen Sinne wird unter Migräne eine vorübergehende Funktionsstörung des Gehirns verstanden, bei der es zu einer temporären Fehlsteuerung der schmerzregulierenden Systeme kommt. Betroffene reagieren dann gegenüber Reizen empfindlicher. 

Weltweit leiden circa 10 bis 15 Prozent an der chronischen Nervenkrankheit. Sie ist eine der am häufigsten auftretenden neurologischen Erkrankungen in hoch entwickelten Ländern. Allein in Deutschland gibt es ungefähr acht Millionen Migränepatienten. 

Das sind die Ursachen

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Die Forschung zu Ursachen der Migräne geht nur langsam voran. Eine Theorie besagt, dass entzündliche Vorgänge an den Blutgefäßen im Gehirn eine Rolle spielen. Möglicherweise ist auch von Bedeutung, wie Schmerzsignale im Gehirn verarbeitet werden.

Allerdings sind sich Wissenschaftler einig, dass eine Kombination aus vererbten Genen und äußerlichen Einflüssen, wie zum Beispiel lange Bildschirmzeiten oder auch sehr hohe Sonneneinstrahlung auf Ihren Kopf, zu einer Migräneattacke führen. So konnten Forscher herausfinden, dass bei einer sogenannten familiären hemiplegischen Migräne (also einer Migräne die mit zeitweisen Lähmungserscheinungen einhergeht), das verantwortliche Gen auf dem Chromosomen 19 zu finden ist. Angenommen wird, dass durch diese genetische Veränderung die Wahrnehmung von inneren und äußeren Reizen besonders intensiv verarbeitet werden.

Migräneformen

Forscher und Wissenschaftler unterscheiden zwei unterschiedliche Formen der Migräne. 

  • Migräne mit Aura (Klassische Migräne) 

    Bei der Migräne mit Aura wird die Zeit, bevor der Kopfschmerz spürbar wird, häufig von Sehstörungen begleitet. Betroffene beschreiben Beeinträchtigungen wie Lichtblitze oder flimmernde Zick-Zack-Linien oder auch blinde Flecken im Sichtfeld. 

    Weitere mögliche Begleiterscheinungen bei einer Migräne mit Aura sind:

    • eine meist einseitige Schwäche, Taubheitsgefühl und Kribbeln im Gesicht, der Hand oder in den Beinen
    • Sprach- und Wahrnehmungsstörungen
    • Sehen von Doppelbildern, Gangschwierigkeiten und Gleichgewichtsstörungen

    Die Aura-Begleiterscheinungen kommen in vielen Fällen einer Migräneattacke zuvor, können aber auch parallel zum Kopfschmerz verlaufen. Normalerweise werden die Aura-Anzeichen nach 30 Minuten wieder deutlich weniger und verschwinden dann nach und nach komplett. Nicht immer muss einer schmerzhafte Migräneattacke folgen. Alle Aura-Anzeichen sind nur ein vorübergehendes Phänomen und hinterlassen niemals bleibende Schäden.

  • Migräne ohne Aura (Gewöhnliche Migräne)

    Die Mehrheit der von Migräne-Betroffenen (80 bis 85 Prozent) leiden unter eine Migräne ohne Aura. Die Symptome entstehen meist binnen kurzer Zeit und kündigen sich nur selten an. Viele Patienten berichten aber von typischen äußerlichen Einflüssen, die zu einer Attacke führen können.   

Verlauf einer Migräne

Eine kommende Migräne kann sich sowohl nachts als auch tagsüber bemerkbar machen. Manche Patienten berichten schon einen Tag vor der eigentlichen Migräneattacke in der sogenannten Prodromalphase über Anzeichen oder Vorboten wie lichtempfindlichen Augen, Heißhunger, Gereiztheit oder Müdigkeit. 

In der eigentlichen Schmerzphase reagieren Migräniker sehr extrem auf äußerliche Einflüsse wie Licht, Lautstärke und Gerüche. Begleiterscheinungen wie Schwindel, Übelkeit, Wahrnehmungsstörungen bis hin zu Lähmungserscheinungen können im ersten Drittel einer Migräne entstehen. Es zieht sich ein Krampf von Auge bis zur mittleren Kopfhälfte. Betroffene beschreibenden den Schmerz als stechend, pulsierend oder hämmernd. 

In der Rückbildungsphase schwächen die Symptome ab. Der pulsierende Charakter ändert sich oft zu einem gleichbleibenden Schmerz und der Körper erholt sich langsam. Allerdings können Sie sich über die Migränedauer hinweg noch leicht benommen fühlen oder leichte Bauchschmerzen haben. Auch Halsschmerzen nach einem möglichen Erbrechen können noch wenige Tage anhalten. 

Eine Migräne kann unbehandelt zwischen vier Stunden und drei Tagen andauern. 

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Triggerfaktoren

Sogenannte Triggerfaktoren sind nicht allein die Ursache einer Migräneattacke, können diese aber deutlich begünstigen. Auch die Stärke eines möglichen Anfalls kann von inneren oder äußerlichen Reizen beeinflusst werden. 

Migränikerinnen und Migräniker neigen zu einem Anfall:

  • Wenn sie vermehrt Stress ausgesetzt sind.
  • Als Begleiterscheinung in der Traumaverarbeitung.
  • Bei einem unregelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus, wie zum Beispiel bei häufigem Wechsel von Tag- und Nachtschicht.
  • Bei Frauen vor und während der Menstruation in Folge von Hormonschwankungen.
  • Als Folgeerscheinung eines operativen Eingriffs, auch in der Zahnheilkunde.
  • Beim vermehrten Verzehr von zuckerhaltigen Lebensmitteln oder Genussgetränken.
  • Bei starkem Konsum von Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen.

Das sind natürlich nur mögliche Indikatoren für einen Migräneanfall. Die Ursachen sind sehr komplex. Immer wieder beschreiben Betroffene neue, bisher unbekannte mögliche Gründe, wie zum Beispiel bestimmte Süßigkeiten, Käsesorten oder Lebensmittelzusätze, die zu einer Attacke führen.

Migräne und Wetter

Ob Wetterveränderungen als Triggerfaktoren für Migräne gelten, konnten bisherige Studien nicht sicher beantworten. Es scheint aber, dass es unter Migränepatienten eine bestimmte Gruppe gibt, die tatsächlich hochempfindlich auf Veränderungen meteorologischer Faktoren reagiert. Insbesondere steigende Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und ein fallender Luftdruck scheinen dabei eine Rolle zu spielen.

Migränebetroffene können durch ein Migränetagebuch und Wetterkarten beobachten, ob bestimmte Wetterlagen mit ihrer Migräne in Zusammenhang gebracht werden können. So können sie den Kopfschmerz gewissermaßen besser vorhersagen und frühzeitig Gegenmaßnahmen einleiten. Helfen kann es auch, die Anpassungsfähigkeit des Körpers zu verbessern. Saunagänge, Kneippbäder, Wechselduschen und regelmäßiger Sport im Freien stärken das Immunsystem und „trainieren“ Temperaturwechsel. Das kann helfen, die Anfälligkeit für Kopfschmerzen zu senken.  

 

Selbsthilfemaßnahmen

Migräneanfälle können auch bei einem und demselben Menschen in unterschiedlicher Stärke auftreten. Mal ist es eine leichte Attacke, mal eine sehr schwere. Ratsam ist es, bei aufkommender Migräne sofort Maßnahmen zu ergreifen und nicht erst abzuwarten. 

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Mögliche Selbsthilfemaßnahmen bei Migräne: 

  • Massieren Sie mit zwei Fingern entlang des Schmerzpunktes.
  • Tragen Sie wenige Tropfen Pfefferminzöl auf Ihre Schläfen auf und kreisen Sie dort langsam in eine Richtung.
  • Verdunkeln Sie Ihr Schlafzimmer und sorgen Sie für ausreichend Ruhe.
  • Lagern Sie Ihren Kopf etwas höher im Bett und legen Sie ein Kühlakku (nur mäßige Kälte) auf Ihre Stirn.
  • Versuchen Sie ruhig zu atmen.
  • Ein frischer Ingwertee kann auch Abhilfe schaffen.

Neben diesen Selbsthilfemaßnahmen gibt es mittlerweile sehr gut helfende medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten einer Migräneattacke. 

Medikamente bei Migräne

 Ärzte empfehlen eine medikamentöse Behandlung bei aufkommender Migräne. 
Handelt es sich um eine leichte bis mittelschwere Migräneattacke, so können peripher wirksame Analgetika beziehungsweise nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) helfen. Gemeinsam mit Ihrem vertrauten ärztlichen Fachpersonal können Sie unter Berücksichtigung der Nebenwirkungen und Verträglichkeit über die richtige Wahl der Medikamentenform entscheiden. 

Ist die Migräneattacke stärker ausgeprägt, so empfiehlt sich eine Therapie mit speziellen Migränemitteln wie Triptane. Die Medikamente imitieren die Eigenschaften des körpereigenen Botenstoffes Serotonin mit dessen Hilfe die Weite der Blutgefäße reguliert wird. Die Wahl des richtigen Triptans hängt stark vom Patienten und dem jeweiligen Verlauf der starken Migräneattacke ab. Gemeinsam mit Ihrem behandelnden Arzt können Sie zwischen einer nasalen, rektalen, oder oralen Einnahme einer Schmerztablette auswählen. Neigen Sie beispielsweise schnell zu Übelkeit und diese entsteht bereits im ersten Drittel des Anfalls, so eignet sich die rektale Einnahme mit Hilfe eines Zäpfchens. 

Migräne bei Kindern

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Kinder können genauso von Migräne und Kopfschmerzen betroffen sein, wie es bei Erwachsenen der Fall ist. Auslöser sind meist Lärm, schlechte Luft, grelles Licht oder Hitze. Aber auch zu wenig Schlaf, körperliche Überanstrengung wie beim Sport oder in der Schule sowie eine ungünstige Körperhaltung können Kinder anfälliger machen. Weiterhin sind Lebensmittelunverträglichkeiten oder Belastungen mit Stress, Ängsten oder Sorgen ein möglicher Grund für die Migräneattacke.

Positiv ist, dass die Anfälle in den meisten Fällen deutlich milder ablaufen und die Kinder sich schneller erholen als Erwachsene. 

Es ist ratsam, zunächst auf eine nichtmedikamentöse Behandlung zurückzugreifen. Schaffen Sie eine ruhige und angenehme Umgebung für Ihr Kind, sodass der Körper die Möglichkeit hat, sich selbst zu regulieren. Sollten die Attacken öfter auftreten und eine medikamentöse Behandlung scheint sinnvoll zu sein, sprechen Sie mit dem Kinderarzt oder Kinderärztin. Die gängigen Arzneimittel für Migräne sind in der Dosierung auf einen Erwachsenen ausgerichtet und sollten in keinem Fall einfach von Kindern eingenommen werden.  

Versuchen Sie den Auslöser bei Ihrem Kind herauszufiltern und diesen zu vermeiden. Außerdem können Sie vorbeugend darauf achten, dass Ihr Kind genügend Schlaf bekommt, es sich an der frischen Luft bewegt und ausreichend trinkt. Weiterhin eignen sich auch viele Entspannungstechniken für Kinder, die Sie prima gemeinsam machen können.  

Gut zu wissen: Kinder können Schmerzen oftmals nicht richtig lokalisieren, vor allem je jünger sie sind. Dokumentieren Sie die Häufigkeit und Dauer der Kopfschmerzen und sprechen Sie mit Ihrem vertrauten ärztlichen Fachpersonal. 

Präventionsmaßnahmen bei Migräne

Migräne ist bisher nicht heilbar, aber mittlerweile kann man durch eine medikamentöse Behandlung und verschiedene Präventionsmöglichkeiten die Attacken verringern und die Symptome mildern. Zu den wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen zählen eine gesunde Lebensweise mit:

  • regelmäßigen sportlichen Aktivitäten wie Joggen, Schwimmen oder Walken, im Idealfall an der frischen Luft.
  • einer ausgewogenen und vitaminreichen Ernährung
  • eine tägliche Flüssigkeitsversorgung von mindestens zwei Litern
  • Bildschirme aller Art sind mit dem grellen Licht sehr anstrengend für unsere Augen. Verbringen Sie beruflich viel Zeit vor dem Laptop oder Handy, bauen Sie genug Pausen für Ihre Augen ein.
  • Regelmäßigen Entspannungsübungen oder Entspannungstechniken. Ihre Gesundheitskasse AOK Sachsen-Anhalt bezuschusst Kurse wie Yoga, Pilates oder Autogenes Training.

Tipp: Unsere kostenfreie AOK-Yogaschule ist ein willkommene Möglichkeit, um Entspannungstechniken zu lernen. Sobald die Temperaturen den Sport im Freien wieder möglich machen, informieren wir Sie über Termine und Orte. 

Kopfschmerzkalender

Zwei Joggerinnen, circa Mitte bis Ende 20, gehen gemeinsam und unterhalten sich in einer Laufpause. Eine der beiden hat eine Wasserflasche in der Hand und legt die andere ihrer Freundin auf die Schulter.

Leiden Sie häufig unter Kopfschmerzen ist es ratsam einen Kopfschmerzkalender zu führen. Dort können Sie Kopfschmerzattacken und Begleiterscheinungen eintragen, die Schwere der Schmerzen skalieren und eine Angabe über eingenommene Medikamente machen. Der Kalender hilft Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin dabei, Häufigkeit, Dauer und Verlauf des Kopfschmerzes besser zu überblicken und in Verbindung mit einem Gespräch zu Ihren Lebensgewohnheiten zu einer Diagnose zu kommen.  

Mittlerweile gibt es zahlreiche kostenfreie Kopfschmerz-Apps, die das Eintragen und Führen Ihres Kopfschmerzkalenders vereinfachen.

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