Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Agoraphobie

Ein etwa 15-jähriges Mädchen sitzt nachdenklich zwischen ihren Freunden.

Wenn Menschenansammlungen Ängste auslösen

Das umgangssprachliche Wort Platzangst wird in verschiedenen Zusammenhängen genannt. Mal meint man damit das Unwohlsein in engen Räumen, mal das Gefühl aufsteigender Panik bei Menschenansammlungen. Zweiteres nennt man in der Medizin Agoraphobie. Was eine Agoraphobie genau ist, wie sie sich äußert und wie sie behandelt werden kann, erfahren Sie in diesem Artikel.

Wussten Sie schon, dass…

  • eine Agoraphobie nur in einer starken Form krankhafte Züge annimmt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • Agoraphobie in ihrer leichten Form weit verbreitet ist?

Was ist Agoraphobie genau?

Wie der Wortteil Phobie schon vermuten lässt, zählt die Agoraphobie zu den sogenannten Angststörungen. Viele Menschen kennen das ungute Gefühl, das sich breitmacht, wenn sie sich in einer großen Menschenansammlung befinden. Man fühlt sich beengt und zum Teil überfordert. Wann diese Empfindungen auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das kann bei einem Groß-Event wie einem Konzert oder einfach an der Supermarktkasse der Fall sein. Agoraphobie ist aber nicht mit Klaustrophobie zu verwechseln, die ebenfalls manchmal als Platzangst bezeichnet wird. Bei der Klaustrophobie handelt es sich um die Angst vor zu engen Räumen, die Betroffene zum Beispiel in einem Fahrstuhl erfahren.

Als eine momentbezogene Angst ist eine Agoraphobie nicht immer krankhaft. Tatsächlich leiden viele Menschen an dieser Angst, können aber in Momenten, in denen sie auftritt, Ruhe bewahren. Schwierig wird es erst, wenn die Angst so ausgeprägt ist, dass sie bei den Betroffenen zu Panikattacken führen kann. Das ist in Deutschland bei etwa 1,5 Millionen Menschen der Fall. Bei dieser Verbindung aus Agoraphobie und Panikstörung erkennen Betroffene zwar durchaus, dass ihre Angst sich nicht auf eine tatsächlich vorhandene Bedrohung bezieht und in gewissem Maße übertrieben ist. Dennoch kommt in ihnen die Angst auf, dass sie von dem Ort, an dem sie die Angst erleben, zum Beispiel nicht schnell genug fliehen können oder dass ihnen in einer Gefahrensituation niemand zur Hilfe kommt.

Begleiterscheinungen einer Agoraphobie

Ein etwa 65-jähriger Mann sitzt nachdenklich auf einem Sofa.

Neben den Panikattacken, die bei einer ausgeprägten Agoraphobie auftreten, gibt es weitere körperliche Begleiterscheinungen der Angststörung. Dazu gehören etwa Herzklopfen, Schweißausbrüche, Zittern und Mundtrockenheit. Hinzu kommt unter Umständen ein Gefühl von Beklemmung, Übelkeit und Unwohlsein, Schwindel, Schwäche und Benommenheit. Und auch weitere Ängste können auftreten. Etwa die Angst vor Kontrollverlust, die Angst verrückt zu werden oder die Angst zu sterben.

Es kann auch passieren, dass gerade diese Nebenerscheinungen dazu führen, dass sich eine vorherige leichte Agoraphobie verschlimmert. Quasi durch die „Angst vor der Angst“. Das heißt, Betroffene haben einmal erlebt, dass es ihnen auf einem vollen Platz nicht gut ging. Sie vielleicht sogar ihre erste Panikattacke hatten. Dieses Erlebnis soll sich dann möglichst nicht mehr wiederholen und sie vermeiden deshalb, wieder an den jeweiligen Ort zurückzukehren. Oder sie gehen von da an allgemein Situationen mit vielen Menschen aus dem Weg. Es kann sogar so weit kommen, dass sich Betroffene von der Außenwelt isolieren und in sehr ausgeprägten Fällen ihre Wohnung nicht mehr verlassen wollen. Unter Umständen vermeiden sie es auch, ohne Begleitung zu reisen. So kann eine Agoraphobie in ihrer ausgeprägten Form die Lebensqualität von Betroffenen stark beeinflussen.

Agoraphobie besiegen

Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie mit Agoraphobie oder panikartigen Gefühlen in Menschenmengen kämpfen, sollten Sie auf jeden Fall ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Die erste Anlaufstelle ist dabei immer Ihre hausärztliche Praxis. Dort wird zunächst ein Anamnesegespräch durchgeführt. Dabei werden Ihre Beschwerden, Ihr allgemeiner Gesundheitszustand und Ihre privaten Umstände besprochen. Mit all diesen Informationen kann Ihr hausärztliches Personal herausfinden, ob eine Agoraphobie vorliegt oder eine andere Erkrankung für die Beschwerden verantwortlich ist.

Wird bei Ihnen eine Agoraphobie diagnostiziert, kommen folgende Behandlungsmöglichkeiten infrage:

  • eine psychotherapeutische Behandlung, etwa in Form einer Verhaltenstherapie
  • eine medikamentöse Behandlung der Symptome
  • eine Kombination aus beidem
Eine etwa 25-jährige Frau sitzt lächelnd mit einer Freundin in einem Café.

Die Chancen, eine Agoraphobie zu überwinden, stehen in der Regel sehr gut. Vor allem mit der Unterstützung von engen Bezugspersonen, die dabei helfen können, den Alltag besser zu meistern und zu neuen Verhaltensweisen ermutigen. Außerdem sollten sich Angehörige über den Umgang mit Agoraphobie und vor allem Angstattacken beraten lassen und wenn nötig selbst Hilfe in Anspruch nehmen, denn sie sind oft direkt von den Auswirkungen der Angststörung betroffen. Wenn zum Beispiel Unternehmungen aus Rücksicht stark eingeschränkt werden, kann das auf Dauer eine belastende Situation werden.

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