Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Wassergeburt

Eine Schwangere bereitet sich im Geburtspool auf die Geburt vor

Sanfte Geburt für Mutter und Kind

Die Geburt eines Kindes ist ein tief bewegender Moment. Die Wassergeburt ist dabei eine Alternative zur klassischen Entbindung. Das warme Wasser wirkt entkrampfend, und die Geburt wird als weniger schmerzhaft und entspannter für Mutter und Kind wahrgenommen. Bei der Entscheidung für eine Wassergeburt sollten bestimmte medizinische Voraussetzungen und potenzielle Risiken sorgfältig abgewogen werden.

Erfahren Sie, wie eine Wassergeburt abläuft, was für eine sichere Entbindung notwendig ist und welche Vor- und Nachteile die Geburt im Wasser mit sich bringen kann.

Wussten Sie schon, dass…

  • eine Wassergeburt genauso sicher ist wie eine gewöhnliche Geburt?
  • warmes Wasser wie ein natürliches Schmerzmittel wirkt?
  • wir den Geburtsvorbereitungskurs auch für Begleitpersonen bezuschussen?
Eine Frau bei einer Wassergeburt in einer Gebärwanne

Was ist eine Wassergeburt?

Die Entbindung findet in einer mit warmem Wasser (32 bis 37 Grad) gefüllten Badewanne, Gebärwanne oder in einem Geburtspool statt. Das warme Wasser hat eine besonders entspannende und schmerzlindernde Wirkung. Die Gebärwanne ist eine spezielle Badewanne mit Griffen, Stufen und Ausbuchtungen und wird meist im Krankenhaus oder im Geburtshaus genutzt. Der Geburtspool bietet Platz für mehr als eine Person und ähnelt einem aufblasbaren Planschbecken. Meist wird er bei Hausgeburten eingesetzt.

Erfahrene Geburtshelfer, ein Arzt und/oder eine Hebamme begleiten die Geburt. Sie überwachen unter anderem die Herztöne des Babys mit wasserdichten Geräten und greifen bei möglichen Komplikationen unverzüglich ein. Gleitet das Baby aus dem Geburtskanal ins Wasser, verhindert der angeborene Tauchreflex – auch als „Bradikardie-Tauchreflex“ oder „Diving Reflex“ bezeichnet – das Ertrinken. Das Baby hält unter Wasser reflexartig die Luft an, während die Nabelschnur es weiterhin mit Sauerstoff versorgt. Der Reflex verschwindet, sobald das Kind das erste Mal mit Luft in Berührung kommt.

Voraussetzungen für eine Wassergeburt

Liegt keine Risikoschwangerschaft vor und bestehen keine besonderen Geburtsrisiken, ist eine Wassergeburt genauso sicher wie eine herkömmliche Entbindung. Dennoch sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  • keine Vorerkrankungen der Mutter
  • eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen komplikationsfreien Geburtsverlauf
  • die Schwangerschaft befindet sich mindestens in der 37. Woche
Eine Mutter hält ihr Neugeborenes nach einer Wassergeburt in den Armen

Eine Wassergeburt ist in der Regel nicht möglich bei:

Leidet die Mutter unter starkem Übergewicht, wird in der Regel von einer Wassergeburt abgeraten. Ein früherer Kaiserschnitt oder ein vorzeitiger Blasensprung stellen hingegen meist kein Hindernis für eine Entbindung im Wasser dar.

Vor- und Nachteile einer Wassergeburt

Die Wassergeburt bietet im Vergleich zur herkömmlichen Geburt einige Vorteile, kann jedoch auch gewisse Risiken mit sich bringen.

  • Vorteile
    • Das warme Wasser wirkt entspannend und lindert die Wehenschmerzen.
    • Die Badewanne dient als Rückzugsort nur für die Schwangere und kann beruhigend wirken.
    • Wehen- und Schmerzmittel werden deutlich seltener benötigt.
    • Das Risiko für einen Dammriss ist geringer, da die Muskulatur besser entspannt ist.
    • Die Geburt kann in der Eröffnungsphase (erste Geburtsphase) verkürzt werden.
    • Das Wochenbett kann sich verkürzen, da es zu weniger Blutungen bzw. Blutverlust bei und nach der Geburt kommt.
    • Die Wassergeburt gilt auch für das Baby als sanftere und weniger stressige Methode, da es direkt vom Fruchtwasser ins warme Wasser gleitet.

    Studien weisen zudem darauf hin, dass weniger Neugeborene auf die Intensivstation müssen, wenn sich die Gebärende in der zweiten Geburtsphase im Wasser befindet.

  • Nachteile
    • Während des Geburtsvorgangs ist keine Periduralanästhesie (PDA) möglich, da dadurch das Infektionsrisiko steigt.
    • Allgemein besteht ein leicht erhöhtes Infektionsrisiko für Mutter und Kind – obwohl strenge Hygienestandards eingehalten und regelmäßig überprüft werden.
    • Bei Komplikationen muss die Gebärende das Wasser verlassen; ein schnelles Eingreifen durch das medizinische Personal ist im Wasser nur eingeschränkt möglich.
    • Nach dem Verlassen der Wanne kann es zu Kreislaufproblemen kommen.
    • Die Wassergeburt ist nicht für jede Frau geeignet und sollte im Vorfeld unbedingt mit dem Arzt oder der Hebamme besprochen werden.
    • In seltenen Fällen kann der Tauchreflex des Babys ausbleiben. Auch Nabelschnurverletzungen sind zwar selten, können jedoch auftreten.
Eine Hebamme berät eine Schwangere zum Thema Wassergeburt

Wie läuft eine Wassergeburt ab?

Vor der Geburt:

Wichtig: Besprechen Sie mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Arzt vorher, ob eine Wassergeburt möglich ist. Überlegen Sie, wo Sie entbinden möchten: ob im Krankenhaus, im Geburtshaus oder zu Hause. Informieren Sie sich und melden Sie sich rechtzeitig in der entsprechenden Einrichtung an. In Vorbereitung zur Geburt sollten Sie alle wichtigen Fragen an Ihre Hebamme oder Ihren Arzt stellen oder einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen. Allerdings gibt es dahingehend kaum Angebote, die sich auf Wassergeburten spezialisieren. 

Nehmen Sie alle Voruntersuchungen wahr, um sich durch eine Blutentnahme auf HIV und Hepatitis B testen zu lassen. Meist erfolgt auch ein Abstrich auf Streptokokken B sowie eine Untersuchung auf Hepatitis C, je nach Leitlinie der Klinik. Packen Sie Ihre Kliniktascherechtzeitig. Sie benötigen zusätzlich mehrere große, weiche Handtücher und einen Bademantel. Unter Umständen möchten Sie Ihre Brust mithilfe eines Bikini-Oberteils o.ä. bedecken: Für Ihr Wohlbefinden während und nach der Geburt. 

Während des Geburtsvorgangs

Der Ablauf einer Wassergeburt folgt keinem festen Schema und kann je nach Geburtsort unterschiedlich sein. In einigen Kliniken erhalten Schwangere vorab einen Einlauf – dieser ist jedoch nicht zwingend erforderlich. Vorteilhaft ist er insofern, als dass er Verunreinigungen des Wassers durch Stuhlgang vermeiden kann.

Sobald der Muttermund etwa vier bis fünf Zentimeter geöffnet ist, darf die Schwangere in die Gebärwanne steigen. Der genaue Zeitpunkt kann individuell variieren. Fühlt sich die Gebärende im Wasser unwohl, kann die Wassergeburt jederzeit abgebrochen werden.

Frisch gebackene Eltern halten ihr Neugeborenes nach einer Wassergeburt in den Händen

Auch die Geburtsposition ist frei wählbar: Viele Frauen bevorzugen eine halbsitzende Haltung, die Seitenlage, den Vierfüßlerstand oder die Hocke. Mindestens zwei Geburtshelfer – etwa eine Hebamme und ein Arzt – überwachen während der Geburt regelmäßig die Herztöne und Wehen mithilfe eines CTG oder Dopton. Sie greifen bei Komplikationen unverzüglich ein und stehen der Gebärenden unterstützend zur Seite.

Die Wassertemperatur wird durch einen kontinuierlichen Wasseraustausch konstant bei 32 bis 35 Grad gehalten. Dabei werden auch Blut, Schleim und andere Ausscheidungen aus dem Wasser entfernt – das Wasser bleibt also nicht klar. Kurz vor der Geburt wird die Temperatur auf etwa 37 Grad erhöht, um die Bedingungen im Mutterleib (Fruchtwasser) nachzuahmen.

Nach der Geburt

Während das Baby versorgt wird, bleiben viele Mütter noch bis zu 30 Minuten im Wasser. Mutter und Kind können in dieser Zeit direkt Nähe zueinander aufbauen und häufig bereits den ersten Stillversuch unternehmen. Auch die Nachgeburt (Plazenta) kann im Wasser erfolgen und dadurch besonders schonend verlaufen – das hängt jedoch von der individuellen Entscheidung der Mutter ab.

Nach dem Verlassen der Wanne kann sich die Mutter mit Unterstützung duschen. Ein Vorteil der Wassergeburt ist der in der Regel geringere Blutverlust, der das Wochenbett verkürzen und die Erholung beschleunigen kann.

Wassergeburt – besser als die herkömmliche Entbindung?

Die Wassergeburt gilt als stressärmere und weniger schmerzhafte Alternative zur klassischen Geburt – und ist bei komplikationsfreier Schwangerschaft ebenso sicher. Ob sie für Sie infrage kommt, sollten Sie im Vorfeld sorgfältig abwägen und sich umfassend informieren. Besprechen Sie Ihre Wünsche und eventuelle Sorgen in Ruhe mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme.

Am wichtigsten ist: Wählen Sie die Geburtsmethode, mit der Sie sich sicher und wohlfühlen.

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