Beckenendlage

Eine Mutter untersucht ihren kranken Sohn mit Verdacht auf Ringelröteln

Was tun, wenn das Baby nicht in Schädellage liegt?

Während der Schwangerschaft dreht sich die überwiegende Mehrheit der Babys bis zur 34. Schwangerschaftswoche mit dem Kopf nach unten, um sich optimal auf die Geburt vorzubereiten. Diese sogenannte „Schädellage“ ist die günstigste Position für eine natürliche Geburt. Rund 94 Prozent der Babys nehmen sie bis zur Geburt ein. Einige Babys drehen sich jedoch nicht und verbleiben in einer sogenannten „Beckenendlage“, bei der das Kind mit dem Po oder den Füßen voran liegt. Diese Position gilt als Risikofaktor für die Geburt, weshalb eine ständige Überwachung notwendig ist. In einigen Fällen ist auch bei einer Beckenendlage eine natürliche Geburt möglich, jedoch wird zum Wohl von Mutter und Kind häufiger ein Kaiserschnitt durchgeführt, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.

In unserem Beitrag untersuchen wir die verschiedenen Formen der Beckenendlage näher, erklären welche Risiken die Geburtsposition mit sich bringt, und beleuchten, welche Maßnahmen im Vorfeld durchgeführt werden können, um das Baby zu Drehen. 

Wussten Sie schon, dass...:

  • bei circa einem Drittel aller Fälle Zwillinge verdreht zueinander liegen?
  • die Beckenendlage bei drei bis fünf Prozent aller Geburten vorkommt?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für die Hebammen-Rufbereitschaft kurz vor der Geburt bis zu 250 Euro übernimmt?

Beckenendlage – was steckt dahinter?

Die Beckenendlage, auch Steißlage genannt, tritt in etwa vier bis sechs Prozent der Schwangerschaften nach der 34. Schwangerschaftswoche auf. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich etwa 90 Prozent der Babys in die Schädellage gedreht, sodass der Kopf im unteren Teil der Gebärmutter liegt, bereit für den Geburtskanal. In der Schädellage verbringt das Kind die letzten Wochen bis zur Geburt.

Eine Tochter streichelt begeistert den schwangeren Bauch ihrer Mutter

Manchmal kommt es jedoch vor, dass sich das Baby erst später oder gar nicht dreht. In der Beckenendlage liegt der Po oder der Steiß des Kindes in Richtung des Geburtskanals. Diese Position tritt häufiger auf bei

  • Frühgeburten,
  • Mehrlingsschwangerschaften,
  • Polyhydramnion (zu viel Fruchtwasser),
  • Placenta praevia (tiefsitzende Plazenta),
  • Beckenanomalien der Mutter.

Die verschiedenen Beckenendlagen im Überblick

Je nachdem, welcher Teil des Kindes bei der Geburt voran liegt, wird die Beckenendlage in verschiedene Typen unterteilt:

  • Reine Steißlage

    Dies ist die häufigste Form, bei der das Baby die Beine nach oben schlägt, sodass die Füße vor dem Gesicht liegen, wie ein Klappmesser. Deshalb wird die Position auch „Klappmesserposition“ genannt. Der Steiß des Kindes liegt voran.

  • Steiß-Fuß-Lagen

    Es werden zwei Formen unterschieden:

    • Vollkommene Steiß-Fuß-Lage 

    Beide Beine sind wie in einer Hocke nach oben gezogen, die Knie zum Bauch hin angezogen.

    • Unvollkommene Steiß-Fuß-Lage

    Ein Bein des Kindes ist angehockt, das andere gestreckt.

     

  • Reine Fußlagen

    Die reine Fußlage kommt häufiger vor und wird folgendermaßen unterteilt:

    • Vollkommene Fußlage

    Beide Beine sind ausgestreckt, die Füße liegen bei der Geburt voran.

    • Unvollkommene Fußlage 

    Ein Bein ist ausgestreckt, das andere nach oben geschlagen.

  • Knielagen

    Die Knielage kommt nur in seltenen Fällen vor und wird wie folgt unterschieden:

    • Vollkommene Knielage 

    Das Baby „kniet“ mit beiden Beinen, wobei beide Beine nach hinten angewinkelt sind.

    • Unvollkommene Knielage 

    Das Baby kniet nur mit einem Bein, das andere ist nach oben geschlagen.

Eine Hebamme untersucht eine werdende Mutter zuhause

Beckenendlage: Ursachen und Risiken

Es gibt verschiedene Ursachen dafür, dass sich ein Baby nicht in die Schädellage dreht:

  • Atypische Form der Gebärmutter, wie eine Herzform
  • Gutartige Muskelknoten der Gebärmutter (Myome)
  • Angeborene Gebärmutterfehlbildungen
  • Verengtes Becken der Mutter, das das Drehen des Babys verhindert.
  • Zu wenig oder zu viel Fruchtwasser
  • Mehrlingsschwangerschaft, bei der eines der Babys in Schädellage und das andere in Beckenendlage liegt.
  • Kurze Nabelschnur
  • Frühgeburt

 

 Die Beckenendlage kann während der Geburt zu Komplikationen führen, wie:

  • Nabelschnurvorfall
  • Nabelschnurkompression, die zu einer Unterversorgung des Babys mit Sauerstoff (Asphyxie) führen kann.
  • Atembeschwerden beim Neugeborenen, wie schnelle oder flache Atmung (kindliche Azidose).
  • Wehenschwäche 
  • vorzeitiger Blasensprung
  • zerebrale Blutungen des Kindes 

Welche Maßnahmen helfen bei einer Beckenendlage?

Es gibt verschiedene Methoden, um eine Drehung des Babys in die Schädellage zu unterstützen. Oft werden entsprechende Maßnahmen auch beim Geburtsvorbereitungskurs besprochen. Wenden Sie sich bei Rückfragen immer an Ihren Arzt oder Ihre Hebamme. Auch unser AOK-Clarimedis kann ein wichtiger Ansprechpartner für Ihre medizinischen Belange sein.

Eine Hebamme klärt eine werdende Mutter über die Beckenendlage auf

Äußere Wendung 

Eine äußere Wendung wird von erfahrenen Geburtshelfern oder einem Facharzt ab der 37. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Dabei wird versucht, das Baby von außen durch sanfte Druckbewegungen in eine Rückwärtsrolle zu bringen. Mithilfe von Ultraschall und einem Wehenschreiber (CTG) wird die Position des Kindes stetig überwacht. Diese Methode ist in etwa 60 Prozent der Fälle erfolgreich, kann jedoch unangenehm oder sogar schmerzhaft für die werdende Mutter sein.

Yoga-Übungen

Auch wenn die Hatha-Yogaübung „Indische Brücke“ keine Garantie bringt, kann sie die Drehung des Babys unterstützen. Dabei liegt die Schwangere auf dem Rücken, während das Becken nach oben gelagert wird. Diese Haltung soll das Rutschen des Baby-Pos aus dem Becken erleichtern.

Wichtig: Führen Sie diese Übung stets nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme und unter deren Aufsicht aus, da es zu Ohnmacht oder Schwindelanfällen kommen kann.

Knie-Ellenbogen-Lage 

Bei dieser Übung begibt sich die Schwangere in den Vierfüßlerstand, beugt den Oberkörper nach unten und stützt sich auf die Ellenbogen. Der Po wird nach oben gestreckt. Diese Position schafft mehr Platz für das Baby, um sich zu drehen. Führen Sie diese Übung dreimal täglich für 15 Minuten durch.

Moxibustion oder „Moxen“

Diese Methode aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stimuliert Akupunkturpunkte an den kleinen Zehen durch den Rauch einer angezündeten Beifußzigarette, während das Becken der Schwangeren hochgelagert wird. Es wird empfohlen, die Anwendung zwischen der 33. und 37. Schwangerschaftswoche durchzuführen und sich dabei durch eine Hebamme anleiten zu lassen. Bei richtiger Anwendung sind bei dieser Methode keine Nebenwirkungen bekannt und in etwa 30 bis 40 Prozent ist sie sogar erfolgreich.

Eine schwangere Frau wird mittels Akupunktur behandelt

Licht und Geräusche 

Lichtquellen oder Geräusche, beispielsweise Spieluhren können das Baby animieren, sich zu drehen. Bei der sogenannten „Sanften Lichtwende“ wird eine Lichtquelle, meist eine Taschenlampe, auf den Bauch der werdenden Mutter aufgesetzt, um das Baby nach unten zu führen. Obwohl es keine wissenschaftlichen Nachweise über den Erfolg der Methode gibt, berichten viele Frauen von positiven Erfahrungen.

Haptonomie

Eine Methode der Alternativmedizin, bei der gezielte Berührungen des Bauches den Kontakt zum Baby fördern sollen. Obwohl auch bei dieser Methode die wissenschaftliche Unterstützung begrenzt ist, können äußere Reize und das „Besprechen“ des Babys dazu beitragen, dass es sich in die Schädellage dreht.

Akupunktur

Akkupunktur wirkt anregend auf die Gebärmuttermuskulatur, kann aber auch vorzeitige Wehen auslösen, weshalb die Anwendung erst ab der 35. Schwangerschaftswoche empfohlen wird.

Zilgrei-Methode

Die spezielle Atemtechnik, verbunden mit einer leichten Massage, kann unter Anleitung eines erfahrenen Therapeuten ergänzend zur Schulmedizin angewandt werden. Während die Frau einatmet, schieben ihre verschränkten Finger über dem Schambein den Bauch nach oben und halten ihn während der Atempause fest. Wenn die werdende Mutter ausatmet, sinken Hand und Bauch wieder nach unten. Auch bei dieser Methode ist die Wirksamkeit umstritten. 

Wichtig: Halten Sie vor Durchführung immer Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Hebamme.

Ein Neugeborenes kam in Beckenendlage auf die Welt

Natürliche Geburt oder Kaiserschnitt?

Ob bei einer Beckenendlage eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt durchgeführt wird, hängt von der individuellen Situation ab. Eine vaginale Geburt bei Beckenendlage ist möglich, jedoch komplex und oft risikoreicher. Die Geburt kann länger dauern und bringt eine große zusätzliche Anstrengung für die Gebärende mit sich. Zudem bieten nicht alle Krankenhäuser eine natürliche Geburt bei dieser Position an, da nur erfahrene Geburtshelfer solche Geburten begleiten dürfen. 

Für eine natürliche Geburt in Beckenendlage müssen bestimmte Voraussetzungen vorliegen:

  • Das Baby sollte nicht schwerer als 3500 Gramm sein.
  • Der Bauchumfang des Babys sollte nicht wesentlich kleiner als der Kopfumfang sein.
  • Der Kopf des Babys sollte innerhalb von 20 bis 60 Sekunden nach dem Körper austreten.

Zur Entspannung oder, um die Geburt zu beschleunigen, erhalten viele Gebärende eine PDA (Periduralanästhesie). In einigen Fällen kann auch ein Dammschnitt notwendig werden, um den Durchtritt des Kopfes zu erleichtern. In vielen Fällen wird jedoch bei der Beckenendlage ein Kaiserschnitt bevorzugt, insbesondere bei großen Babys oder zusätzlichen Risikofaktoren. Die Entscheidung sollten Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt treffen, um die beste und sicherste Option für Sie und Ihr Kind zu wählen.

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