Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Frühchen

Ein Vater hat sein frisch geborenes Baby auf seiner Brust.

Frühgeburt – Wenn das Leben zu früh beginnt

Bis zur 37. Schwangerschaftswoche gilt ein Neugeborenes als Frühchen. Im Schnitt kommen etwa acht Prozent der Neugeborenen in Deutschland als Frühchen zur Welt. Für viele davon startet das Leben auf der Neonatologie, eine Art Intensivstation für Neugeborene. Dabei variiert die Behandlungsintensität und -dauer je nach Gesundheitszustand des Babys. Dank des medizinischen Fortschritts haben sich die Überlebenschancen von frühgeborenen Kindern in den letzten 20 Jahren immer weiter erhöht. Eventuelle Spätfolgen sind meist zu diesem Zeitpunkt noch nicht erkennbar und zeigen sich erst im Verlauf der Jahre. Aber auch hier ist die Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Einschränkungen aufgrund der guten Behandlungsmöglichkeiten in Deutschland deutlich gesunken.

Wir informieren, was eine Frühgeburt für Eltern und Kind bedeutet und welche Besonderheiten sich in diesen Fällen bei der Zahlung des Mutterschaftsgeldes ergeben. Zusätzlich beleuchten wir die Entwicklung der früh geborenen Kinder und die daraus resultierenden Spätfolgen näher. 

Wussten Sie schon, dass…

  • Ihr Baby ab dem sechsten Monat lebensfähig ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft übernimmt?
  • jährlich circa 60.000 Frühgeborene in Deutschland zur Welt kommen?

Der Geburtstermin entscheidet

Jährlich kommen circa 60.000 Frühgeborene in Deutschland zur Welt. Eine normale Schwangerschaft hat im Durchschnitt eine Dauer von 40 Wochen. Von einem Frühchen spricht man, wenn die Geburt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche beginnt oder das Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm liegt.

Abhängig von der Schwangerschaftswoche bei der Geburt und dem Geburtsgewicht werden die Frühchen in verschiedene Gruppen eingeteilt.

  • Späte Frühgeborene
    • zwischen der 34. und 37. Schwangerschaftswoche geboren
    • werden in der Medizin als LPI (Late preterm infants) bezeichnet
    • Unterschied zu reif geborenen Kindern ist nur gering (Gewicht und Größe liegen oftmals nur wenig unter dem Durchschnitt)
  • Frühgeborene mit sehr niedrigem Geburtsgewicht
    • Babys mit weniger als 1.500 Gramm bei der Geburt
    • werden in der Medizin als VLBW (very low birth weight infants) bezeichnet
    • Geburt meist vor der 32. Schwangerschaftswoche
  • Frühgeborene mit einem extrem niedrigen Geburtsgewicht
    • Neugeborene mit einem Gewicht von weniger als 1.000 Gramm
    • werden in der Medizin als ELBW (extremely low birth weight infants) bezeichnet
    • meist vor der 29. Schwangerschaftswoche geboren
  • Untergewichtige Termingeborene
    • reife Babys, die zum geplanten Geburtstermin geboren werden, jedoch mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 Gramm
    • werden der Gruppe der Frühchen gleichgestellt

Ab wann sind Frühchen überlebensfähig?

Das Überleben von Frühchen wird maßgeblich von dem Zeitpunkt der Geburt bestimmt. Je höher das Geburtsgewicht und die Entwicklung wichtiger Organe, desto höher sind die Überlebenschancen. Bei Geburten am Ende der 24. Schwangerschaftswoche liegt die Überlebensrate der Kinder bei 50 bis 60 Prozent. Dank modernster Technik und Forschung können mittlerweile sogar Frühchen unter 500 Gramm überleben.

Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit einer bleibenden Beeinträchtigung oder einer Behinderung zu diesem Zeitpunkt sehr hoch. Auch hier gilt: je ausgeprägter die Entwicklung wichtiger Organe, je konstanter die Vitalfunktionen und je höher das Geburtsgewicht, desto geringer ist in der Regel die Wahrscheinlichkeit für bleibende Beeinträchtigungen.

  • Atmung

    Oftmals ist die Lunge bei Frühchen noch nicht ausgereift, sodass der Lungenkreislauf nicht vollständig funktioniert. In diesen Fällen ist eine ständige Überwachung und Unterstützung der Atmung der Kinder notwendig.

  • Ernährung

    Bei Frühchen ist der Verdauungstrakt häufig nicht ausgereift. Zusätzlich haben sie noch zu wenig Kraft, um vernünftig an der Flasche oder an der Brust zu saugen. Aus diesem Grund erhalten viele Frühgeborenen ihre Nahrung über eine Sonde.

  • Aufrechterhalten der Körpertemperatur

    Frühgeborene können ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren. Um eine Unterkühlung zu vermeiden, herrscht auf Neonatologie-Stationen immer eine Temperatur von 20 bis 25 Grad Celsius. Zusätzlich tragen die Neugeborenen eine Mütze, weil über den Kopf die meiste Wärme verloren geht.

  • Abwehr von Infektionen und Erkrankungen

    Das Immunsystem ist bei frühgeborenen Kindern noch sehr schwach, was sie anfällig für Infektionen macht. Aus diesem Grund werden sie ständig überwacht und untersucht, um ein schnelles Eingreifen zu ermöglichen.

Intensivmedizinische Versorgung - Kampf um jedes Gramm

Ein Frühchen liegt im Brutkasten.

Frühgeborene werden auf der Neonatologie behandelt. Neonatologie meint eine intensivmedizinische Betreuung von Neugeborenen. Die Kinder werden dort von speziell ausgebildetem Arzt- und Pflegepersonal rund um die Uhr überwacht und versorgt.

Frühchen, deren Organfunktionen noch nicht stabil sind, liegen im sogenannten Inkubator oder auch “Brutkasten”. Dieser dient als eine Art Ersatz für die Gebärmutter und ermöglicht die ständige Überwachung der Vitalfunktionen des Kindes. Die Temperatur, Luftfeuchtigkeit und gegebenenfalls eine Hilfestellung bei der Atmung und Ernährung, können im Inkubator gesteuert werden. Wie lang eine Behandlung auf der Neonatologie notwendig ist, richtet sich nach Schwere der Beeinträchtigungen und den Fortschritten des Babys.

Das bedeutet eine Frühgeburt für Eltern

Der kritische Zustand des Kindes ist oftmals sehr schwer für die Eltern zu ertragen. Das Leben der ganzen Familie ändert sich schlagartig und ist in einigen Fällen durch monatelange Klinikaufenthalte geprägt. Doch gerade in dieser schweren Zeit ist es wichtig, dass die Eltern versuchen stark für ihr Kind zu sein. Neugeborenen-Intensivstationen ermöglichen die Anwesenheit der Eltern in der Regel ohne zeitliche Einschränkungen. Bestenfalls können die Eltern rund um die Uhr im sogenannten Rooming-in bei ihrem Baby im Zimmer sein.

Auf der Neonatologie wird großer Wert auf viel Körperkontakt mit den Kindern gelegt. Dank modernster Technik ist es möglich, die Kinder zeitweise aus dem Brutkasten zu nehmen, um sie zu den Eltern auf den meist textilfreien Oberkörper zu legen. Diese Methode wird als „Känguruhen“ oder Känguru-Methode bezeichnet und fördert die Bindung zwischen Eltern und Kind. Darüber hinaus hat es einen positiven Effekt auf die Herz- und Atemfrequenz, Körpertemperatur, sowie den Aufbau des Immunsystems beim Frühgeborenen.

Wenn möglich werden auch Frühchen mit der Muttermilch versorgt. Dazu pumpt die Mutter die Milch ab und füttert diese dann meist über spezielle Flaschen dem Baby zu. Wenn das Kind noch zu schwach ist, um selbstständig zu trinken, nutzen auch viele Mütter die Möglichkeit die abgepumpte Milch einzufrieren und zu einem späteren Zeitpunkt zu füttern.

Sprechen Sie bei eventuellen Fragen immer mit dem Pflegepersonal. Diese kennen sich mit den Ängsten und Gedanken der besorgten Eltern aus und stehen mit Rat und Tat zur Seite. Wichtig ist es, Vertrauen zu haben und über Sorgen offen zu sprechen.

Risikofaktoren einer Frühgeburt

Bei 50 Prozent der Frühgeburten ist die Ursache dafür unbekannt. Wichtig ist, dass die Mütter die Schuld nicht bei sich selbst suchen.

Es gibt aber auch einige Risikofaktoren, die eine Frühgeburt begünstigen können, wie beispielsweise:

  • Mehrlingsschwangerschaften 
  • Alter der Mutter (unter 18 oder über 35 Jahre)
  • Medizinische Vorgeschichte: bereits erlebte Frühgeburt, künstliche Befruchtung, kurze Abstände zwischen Schwangerschaften 
  • Vorerkrankungen der Mutter (z.B. Diabetes mellitus, Infektionskrankheiten oder Bluthochdruck)
  • Infektionen während der Schwangerschaft: Blasen- oder Scheideninfektionen, aber auch Zahnfleischentzündungen 
  • Erkrankungen des Kindes (z.B. Fehlbildungen)
  • Veränderungen der Gebärmutter oder der Plazenta (z.B. Fehlbildungen, Myome, Gebärmutterhalsschwäche oder vorzeitige Ablösung der Plazenta)
  • Lebensstil (z.B. schwere körperliche Arbeit, starkes Rauchen, starker Alkoholkonsum, Arzneimittel/-Missbrauch, psychisch belastende Situationen, starkes Über- oder Untergewicht)

Welche Spätfolgen können bei Frühgeburten auftreten?

Vater hilft seinem Sohn bei den Hauszafgaben.

Frühgeborene haben ein erhöhtes Risiko für einen Entwicklungsrückstand in den ersten acht Lebensjahren. Bis zu diesem Zeitpunkt können merkliche Unterschiede in den Entwicklungsstufen im Vergleich zu reifgeborenen Gleichaltrigen erkennbar sein. Orientieren kann man sich an speziellen Tabellen, die verschiedene Entwicklungsstufen der Frühgeborenen zeigen. Diese kommen beispielsweise auch bei U-Untersuchungen zur Anwendung.

Mit ungefähr acht Jahren haben frühgeborene Kinder in der Entwicklung aufgeholt. Trotz medizinischer Fortschritte sind frühgeborene Kinder oft auf Hilfen durch die Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie angewiesen. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten dafür bei medizinischer Notwendigkeit.

Längerer Mutterschutz bei Frühgeburten

Die Mutterschutzfrist beginnt normalerweise sechs Wochen vor der Geburt und endet acht Wochen nach der Geburt. Kommt das Kind früher zur Welt, so werden die Tage bis zum errechneten Termin an die Schutzfrist nach der Geburt angehangen.

Handelt es sich um eine medizinisch bestätigte Frühgeburt, so verlängert sich die Mutterschutzfrist nach der Geburt von acht auf zwölf Wochen. Die Gesamtzeit erhöht sich damit auf 18 Wochen. Während dieser Zeit erhält die Mutter Mutterschaftsgeld.

Was ist zu tun, um den Mutterschutz zu verlängern?

Um den Mutterschutz zu verlängern, ist es notwendig Ihre Krankenkasse über die Frühgeburt des Kindes zu informieren. Reichen Sie dazu ein ärztliches Attest zusammen mit der Geburtsurkunde ein.

Auf dem ärztlichen Attest muss erkenntlich sein, dass:

  • Ihr Kind bei der Geburt weniger als 2.500 Gramm gewogen hat, oder
  • die Reifezeichen noch nicht voll ausgebildet sind.

Hilfen für Frühchen-Eltern

Paar beim Arztgespräch.

Frühchen-Eltern können zahlreiche Hilfen für die Nachsorge Zuhause in Anspruch nehmen. Zusätzlich gibt das medizinische Fachpersonal in der Klinik hilfreiche Tipps für einen sicheren Umgang mit Ihrem Kind nach der Klinikentlassung. Eine Betreuung Zuhause wird auch durch die Hebamme sichergestellt. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten für die Hebammenhilfe. Bei Frühgeburten kann die Betreuung länger als 12 Wochen in Anspruch genommen werden.

Wenn aus der Frühgeburt eine psychologische Behandlung der Mutter resultiert, übernimmt die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie.

Beratungsstellen

  • Bunter Kreis Universitätsklinikum Magdeburg
    • Sozialmedizinische Nachsorge für Familien mit
      Frühgeborenen, chronisch und/oder schwerkranken Kindern
      Tel.: 0391 67 17 472
  • Bundesverband "Das frühgeborene Kind"
    • Einsatz für eine Verbesserung der medizinischen und psychosozialen Versorgung Frühgeborener und ihrer Eltern
      Tel.: 0800 875 877 0

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