Schuleingangs-untersuchung

Mädchen mit Schulranzen vor Treppe im Schulgebäude

Das erwartet Sie und Ihr Kind bei der Schuluntersuchung 

Der erste Schultag ist oft schneller da, als man denkt und die Einschulung ist ein bedeutender Meilenstein im Leben eines Kindes und seiner Familie. In Deutschland beginnt mit dem vollendeten sechsten Lebensjahr die Schulpflicht. Doch bevor es mit dem Schulranzen in Richtung Klassenzimmer geht, steht die Schuleingangsuntersuchung an, auch bekannt als Prüfung der Schultauglichkeit.
Bei dieser Untersuchung wird auf spielerische Weise geschaut, ob Ihr Kind schon für die Schule vorbereitet und dem Schulalltag körperlich, geistig und seelisch gewachsen ist. Es geht nicht darum, „gut“ oder „schlecht“ abzuschneiden, sondern darum, frühzeitig zu erkennen, wo eventuell noch Unterstützung hilfreich sein könnte.

In diesem Beitrag erfahren Sie wie die Schuleingangsuntersuchung abläuft, welche Ziele sie verfolgt und wie Sie sich und Ihr Kind am besten darauf vorbereiten können.

Wussten Sie schon, dass...

  • die Ergebnisse der Schuluntersuchung der Schweigepflicht unterliegen?
  • wir für Sie die Kosten zusätzlicher Früherkennungsuntersuchungen wie U10, U11 und J2 übernehmen?
  • die allgemeine Schulpflicht im 18. Jahrhundert eingeführt wurde?

Was ist die Schuleingangsuntersuchung?

Die Schuleingangsuntersuchung ist eine verpflichtende, kostenfreie Untersuchung für alle Kinder, die im kommenden Schuljahr eingeschult werden. Sie ist in allen Bundesländern gesetzlich geregelt, so auch in Sachsen-Anhalt, und wird durch das örtliche Gesundheitsamt veranlasst. 
Ziel der Untersuchung ist es, die körperliche, geistige und soziale Entwicklung des Kindes zu erfassen. Dabei wird geprüft, ob das Kind den Anforderungen des Schulalltags gewachsen ist oder ob eventuell besondere Fördermaßnahmen oder Unterstützung notwendig sind. Auch die Lernbereitschaft und Motivation des Kindes spielen eine Rolle.

In der Regel findet die Schuleingangsuntersuchung etwa ein Jahr vor dem Schulstart statt. 

Mädchen zirka 7 jahre alt macht hausaufgaben

In Sachsen-Anhalt gilt die Stichtagsregelung: Kinder, die bis zum 30. Juni sechs Jahre alt werden, sind mit Beginn des darauffolgenden Schuljahres schulpflichtig.
Eltern erhalten rechtzeitig ein Einladungsschreiben, mit dem ein Termin für die Untersuchung vereinbart werden kann. Voraussetzung ist, dass das Kind bereits an einer Grundschule angemeldet wurde.

Ein Elternteil muss bei der Untersuchung anwesend sein. Bei berufstätigen Eltern stellt das Gesundheitsamt auf Wunsch eine Freistellungsbescheinigung für den Arbeitgeber aus. Im Anschluss an die Untersuchung haben Eltern die Möglichkeit, mit dem Arzt offen gebliebene Fragen zu klären und die Ergebnisse zu besprechen.

Check-up für kleine Schulstarter

Die Schuleingangsuntersuchung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Einschulung, sozusagen ein Check-up für angehende Schulkinder. Der genaue Ablauf kann je nach Bundesland leicht variieren, doch in der Regel dauert die Untersuchung etwa 30 bis 60 Minuten.

Durchgeführt wird sie von erfahrenen Ärzten der Kinder- und Jugendgesundheitsdienste, meist in den Räumlichkeiten des zuständigen Gesundheitsamtes.

Diese Unterlagen sollten Sie zum Termin mitbringen:

  • Gelbes Vorsorgeheft (U-Heft)
  • Impfausweis Ihres Kindes
  • Ärztliche Befunde, falls bei Ihrem Kind Entwicklungsverzögerungen oder chronische Erkrankungen bekannt sind
  • Ausgefüllter Elternfragebogen (liegt dem Einladungsschreiben bei)
  • ggf. Anmeldebogen zur Schule
  • Seh- und Hörhilfen wie Brille oder Hörgerät (falls benötigt)

Das ist Bestandteil der Einschulungsuntersuchung

Im Rahmen der Schuleingangsuntersuchung wird Ihr Kind durch den Arzt auf spielerische Weise in verschiedenen Entwicklungsbereichen beobachtet und getestet. Die Eltern werden in Gespräche während der Untersuchung mit eingebunden. Die konkreten Inhalte können leicht variieren, umfassen aber in der Regel folgende Bereiche:

  • Körperliche Entwicklung
    • Messung von Größe und Gewicht
    • Seh- und Hörtests
    • Erfassung von chronischen Erkrankungen, Beeinträchtigungen oder früheren Unfällen
  • Grob- und Feinmotorik

    Grobmotorik

    • Balancieren, Hüpfen auf einem Bein
    • Rückwärtslaufen
    • Gehen auf einer geraden Linie

    Feinmotorik

    • Malen von Figuren, einfachen Bildern oder sich selbst
    • den eigenen Namen in Druckbuchstaben schreiben
    • Umgang mit Stift, Schere und Papier (Stifthaltung)
    • Beobachtung, ob sich das Kind selbstständig an- und ausziehen kann
  • Sprachliche Kompetenzen
    • Freies Erzählen aus dem Alltag oder als Antwort auf Fragen
    • Nachsprechen von Sätzen und Wörtern, Wiedergeben einfacher Inhalte
    • Zählen bis zehn, Erkennen von Farben, Formen und Größen
    • Eigene Adresse nennen
  • Soziale und emotionale Kompetenzen
    • Wie kontaktfreudig ist das Kind? Spielt es gern mit anderen?
    • Zeigt es die nötige Konzentration und Ausdauer?
    • Hat es Selbstvertrauen und Frustrationstoleranz?
    • Kann es sich von den Eltern trennen und mit kleinen Rückschlägen umgehen?
  • Kognitive Fähigkeiten
    • Bildergeschichten in die richtige Reihenfolge bringen
    • Vorgesprochene Sätze in direkte Rede umwandeln
    • Oberbegriffe finden (beispielsweise „Apfel, Birne → Obst“)
    • Mengen erfassen, fehlende Dinge erkennen
    • Punkte nach Vorlagen verbinden oder Linien nachziehen
Kind zeichnet Formen in einem Vorschultest

 

Was passiert nach der Schuleingangsuntersuchung?

Im Anschluss an die Untersuchung bespricht der Arzt die Ergebnisse mit Ihnen als Eltern. Dabei wird auch eventueller weiterer Förderbedarf thematisiert. Anschließend erstellt der Arzt ein Schulgutachten. Die Grundschule erhält eine Rückmeldung zur Schulfähigkeit Ihres Kindes, erfährt in der Regel jedoch keine detaillierten Inhalte des Gutachtens.

Nicht bestanden - und jetzt?

Zuerst die gute Nachricht: Die Schuleingangsuntersuchung ist keine Prüfung, die bestanden oder nicht bestanden werden kann. Vielmehr handelt es sich um eine umfassende Bestandsaufnahme, die helfen soll, den individuellen Entwicklungsstand Ihres Kindes realistisch einzuschätzen.

Wenn bei der Untersuchung Entwicklungsverzögerungen oder Unterstützungsbedarf festgestellt werden, geht es nicht um ein „Nichtbestehen“, sondern darum, gezielt Fördermaßnahmen einzuleiten, damit Ihr Kind Defizite bestmöglich aufholen kann.

Der Schularzt spricht eine Empfehlung aus, zum Beispiel für eine gezielte Sprach- oder Motorikförderung. Die endgültige Entscheidung über die Einschulung treffen aber Sie als Eltern, gemeinsam mit der Schule.

Häufig empfohlene Fördermaßnahmen:

  • Logopädie

    Bei sprachlichen Auffälligkeiten oder verzögertem Sprachausdruck kann eine sprachtherapeutische Behandlung empfohlen werden. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten bei medizinischer Notwendigkeit und entsprechender ärztlicher Verordnung.

  • Ergotherapie

    Ergotherapie dient der Förderung der Feinmotorik, etwa bei Problemen mit der Stifthaltung oder beim Schneiden. Auch hier unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt: die Kosten werden bei entsprechender Indikation übernommen.

So können Sie sich und Ihr Kind auf die Untersuchung vorbereiten

Die Schuleingangsuntersuchung ist für viele Familien ein besonderer Moment. Umso wichtiger ist es, diesen Tag möglichst stressfrei und positiv zu gestalten. Mit ein wenig Vorbereitung können Sie Ihrem Kind die Nervosität nehmen und gleichzeitig selbst mit einem guten Gefühl in den Termin gehen.

Mutter mit Sohn, zirka 6, beim Kinderarzt

Besprechen Sie sich mit Ihrem Kinderarzt

Eltern kennen ihr Kind am besten. Gerade wenn Ihnen bestimmte Entwicklungen auffallen oder Sie unsicher sind, ob Ihr Kind schon bereit für die Schule ist, hilft ein offenes Gespräch mit dem Kinderarzt oder den Erziehern im Kindergarten. Nutzen Sie auch die regulären U-Untersuchungen, insbesondere die U9, die meist kurz vor der Schuleingangsuntersuchung liegt, um Auffälligkeiten gezielt anzusprechen. Wichtig: Übertragen Sie Ihre eigenen Sorgen oder Nervosität nicht auf Ihr Kind, bleiben Sie möglichst ruhig und zuversichtlich.

Kein Druck: Bestärken Sie Ihr Kind

Die Schuleingangsuntersuchung ist kein Wettbewerb und das sollte Ihr Kind auch wissen. Umso wichtiger ist eine bestärkende und verständnisvolle Vorbereitung. Erklären Sie Ihrem Kind, was es bei der Untersuchung erwartet, altersgerecht und ohne Druck. Bestärken Sie es, dass es die Aufgaben gut meistern wird und machen Sie aber auch klar: Es ist nicht schlimm, wenn etwas (noch) nicht klappt.
Ältere Geschwister oder bereits eingeschulte Kinder können ihre eigenen Erfahrungen teilen und so Vertrauen und Sicherheit vermitteln. Tauschen Sie sich bei Bedarf mit anderen Eltern aus. Oft gibt es viele hilfreiche Tipps rund um den Schulstart.

hausaufgaben

Hören Sie Ihrem Kind zu  

Auch Kinder spüren, dass ein neuer Lebensabschnitt bevorsteht. Die anfängliche Vorfreude kann schnell in Unsicherheit umschlagen, etwa aus Angst, bei der Untersuchung zu „versagen“ oder etwas „falsch“ zu machen. Sprechen Sie offen mit Ihrem Kind über die Untersuchung und nehmen Sie seine Sorgen ernst. Helfen Sie ihm, Stress abzubauen[AS2] , etwa durch gemeinsame Spiele oder entspannte Gespräche.

Am Tag der Untersuchung:

Ein entspannter Start in den Tag kann einen großen Unterschied machen. Lassen Sie Ihr Kind ausreichend schlafen und sorgen Sie für ein gesundes Frühstück. Seien Sie pünktlich vor Ort, damit Ihr Kind sich in Ruhe auf die neue Situation einstellen kann.

Rückstellung von der Einschulung: 
So läuft der Verfahren in Sachsen-Anhalt ab

In manchen Fällen kann es jedoch auch sinnvoll sein, das Kind ein Jahr zurückstellen zu lassen. Diese Entscheidung erfolgt in Absprache zwischen dem Schularzt, den Eltern und der Schulleitung, immer mit dem Ziel, dem Kind einen möglichst gelungenen Schulstart zu ermöglichen. In Sachsen-Anhalt ist für den Fall einer Rückstellung ein formelles Rückstellungsverfahren vorgesehen. 

  • Ablauf 
    1. Antrag stellen
      Die Eltern reichen einen formlosen, schriftlich begründeten Antrag bei der zuständigen Grundschule ein. Beizufügen sind eine Kopie der Geburtsurkunde und ein schulärztliches Gutachten
    2. Beratungsgespräch mit der Grundschule
      Die Grundschule lädt die Eltern zu einem Gespräch ein, um gemeinsam mögliche Fördermaßnahmen zu besprechen und die Situation des Kindes einzuschätzen.
    3. Stellungnahme durch die Schule
      Die Schule gibt eine fachliche Stellungnahme zum Rückstellungsantrag ab und leitet die Unterlagen an das Landesschulamt Sachsen-Anhalt weiter.
    4. Entscheidung durch das Landesschulamt
      Das Landesschulamt prüft den Antrag unter Berücksichtigung der Fördermöglichkeiten und entscheidet, ob eine Rückstellung gerechtfertigt ist.
    5. Rückmeldung an Eltern und Schule
      Die Eltern erhalten einen schriftlichen Bescheid über die Entscheidung. Gleichzeitig wird auch die betreffende Grundschule offiziell durch das Landesschulamt informiert.

Vorzeitige Schuleingangsuntersuchung

Nicht jedes Kind muss bis zum regulären Einschulungsalter warten. In bestimmten Fällen kann eine vorzeitige Einschulung sinnvoll sein, insbesondere dann, wenn die Eltern oder Erzieher den Eindruck haben, dass das Kind bereits schulreif ist. Dabei steht stets das Wohl des Kindes im Mittelpunkt.

  • Ablauf

    Die Regelungen zur vorzeitigen Schuleingangsuntersuchung unterscheiden sich je nach Bundesland. Grundsätzlich gilt aber bundesweit ein Mindestalter von fünf Jahren.

    Empfehlenswert ist eine Rücksprache mit dem Kinderarzt sowie mit Erziehern der Kita, da sie den Entwicklungsstand gut einschätzen können.

    Ein offenes Gespräch mit dem Kind gibt Aufschluss darüber, wie es zu dem Thema Einschulung steht. Wenn Sie den Eindruck haben, dass eine vorzeitige Einschulung das Richtige für Ihr Kind ist, empfiehlt sich eine Kontaktaufnahme mit dem zuständigen Schulamt oder der Schulleitung der örtlichen Grundschule zur weiteren Klärung.

  • Gründe, die für eine vorzeitige Einschulung sprechen:
    • Das Kind ist sehr wissbegierig, aufgeweckt und hat eine schnelle Auffassungsgabe.
    • Es kann sich über längere Zeit (30 Minuten oder mehr) konzentrieren.
    • Es kann bereits lesen, schreiben oder rechnen.
    • Es verfügt über einen ausgeprägten Wortschatz.
    • Es wirkt im Kindergarten unterfordert oder gelangweilt.
    • In Bereichen wie Sprache, Kognition oder Motorik ist das Kind deutlich weiter als Gleichaltrige.
    • Es bestehen möglicherweise Anzeichen für eine Hochbegabung.
  • Mögliche Nachteile einer vorzeitigen Einschulung

    So individuell wie jedes Kind ist, so sorgfältig sollte auch die Entscheidung zur vorzeitigen Einschulung getroffen werden. Denn trotz kognitiver Stärke kann es im sozialen oder emotionalen Bereich noch zu Herausforderungen kommen:

    • Überforderung durch Leistungsdruck
    • Altersunterschied zu Mitschülern kann zu Isolation oder Mobbing führen
    • Unsicherheiten im Selbstbewusstsein
    • Emotionale Reife eventuell noch nicht altersgerecht entwickelt
    • Gefahr, dass das Kind sich in der Gruppe nicht behaupten kann

Fazit: Die Schuleingangsuntersuchung ist eine wertvolle Gelegenheit, die Entwicklung Ihres Kindes einzuschätzen und Unterstützung zu erhalten, wenn es notwendig ist. Mit guter Vorbereitung und einem offenen Gesprächsklima tragen Sie dazu bei, Ihrem Kind mögliche Ängste vor der Untersuchung zu nehmen und einen gelungenen Start in die Schulzeit zu ermöglichen.

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