Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Perfektionismus

Ein Handwerk kontrolliert mit Perfektionismus ein Regal an der Wand.

Wenn Perfektionismus zur Belastung wird

Ecken, Kanten und Makel zu haben oder Fehler zu machen, scheint in der aktuellen Zeit nicht erstrebenswert zu sein. Makellose Leistung und fehlerfreies Handeln dagegen sind in unserer modernen Gesellschaft ein viel diskutiertes Thema. Denn auf den ersten Blick stehen Leistung und Erfolg eines Einzelnen an oberster Stelle.

Was für viele nach einer Tugend klingt, kann für einige Menschen zu einer belastenden Herausforderung werden, aber zeitgleich auch zu Höchstleistungen motivieren: Perfektionismus. Der Grat zwischen gesundem (funktionalen) und schädlichem (dysfunktionalen) Perfektionismus ist dabei sehr schmal. Während funktionaler Perfektionismus eher zu positiven Ergebnissen führt, kann dysfunktionaler Perfektionismus das psychische und physische Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen.

Wir werfen einen Blick darauf, was Perfektionismus und seine Formen kennzeichnet und wann Perfektionismus krank macht. Außerdem zeigen wir Ihnen effektive Wege, um negativen Perfektionismus zu überwinden.

Wussten Sie schon, dass…:

  • Perfektionismus eine häufige Schwäche von Narzissten ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • Perfektionismus helfen kann, anspruchsvolle Aufgaben zu bewältigen?

Was ist Perfektionismus?

Perfektionismus beschreibt das Streben nach Fehlerlosigkeit und das Setzen extrem hoher Standards an sich selbst und an andere. Perfektionistische Menschen sind stets darauf bedacht, jede Aufgabe ohne Fehler zu erledigen. Sie messen ihren Selbstwert häufig an ihren Leistungen und die in einigen Fällen tatsächlich exzellent sein können. Werden hohe Erwartungen nicht erfüllt, sind Betroffene anfällig für eine ständige Unzufriedenheit, Stress und Angst.

Welche Formen gibt es?

Perfektionismus lässt sich in zwei Hauptformen unterteilen, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf das Leben und die Gesundheit der Betroffenen haben.

  • Funktionaler Perfektionismus

    Das Verhaltensmuster bezieht sich auf ein gesundes Maß an Ehrgeiz und den Wunsch, in verschiedenen Lebensbereichen herausragende Leistungen zu erbringen. Betroffene setzen sich hohe, aber realistische Ziele. Sie sind bereit, hart zu arbeiten, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Sie leben eine gesunde Fehlerkultur und sehen sie als Teil eines Lernprozesses. Perfektionisten streben hier kontinuierlich nach Selbstverbesserung. Funktionaler Perfektionismus kann produktiv und zugleich motivierend sein und zu beruflichen beziehungsweise persönlichen Erfolgen führen.

  • Dysfunktionaler Perfektionismus

    Dysfunktionaler Perfektionismus ist gekennzeichnet durch unrealistisch hohe Ansprüche und die Angst vor Fehlern. Betroffene erleben Versagen als persönliche Niederlage und neigen dazu, sich selbst übermäßig zu kritisieren. Sie sind häufig von Ängsten und Selbstzweifeln geplagt, was wiederum Überschneidungen zum Imposter-Syndrom aufzeigen kann. Gesundheitliche Auswirkungen wie chronischer Stress, Burnout, Angststörungen oder auch Depressionen werden häufig durch dysfunktionalen Perfektionismus ausgelöst. 

Ein Mann führt ein Kennlerngespräch mit einer Hypnotiseurin

Perfektionismus im Job

Perfektionismus bringt im Berufsleben sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Während funktionaler Perfektionismus meist zu herausragenden beruflichen Leistungen führt, bewirkt dysfunktionaler Perfektionismus oft das Gegenteil. Perfektionistische Arbeitnehmer neigen dazu, Aufgaben unnötig in die Länge zu ziehen und suchen ständig nach Verbesserungen. Das kann unter anderem zum ineffizientem Arbeiten, Überarbeitung und Erschöpfung führen. Betroffene haben oft Schwierigkeiten, Verantwortung abzugeben. Sie geraten unter Druck, wenn eigene Leistungen ihren hohen Standards nicht gerecht werden und leiden häufig unter Versagensängsten. Sie vergleichen sich ebenfalls häufig mit Kollegen und neigen zu starker Selbstkritik.

Perfektionismus bei Kindern

Viele Kinder möchten gern „alles richtig machen“. Diese Verhaltensweise lässt häufig hohe Ansprüche an sich selbst entstehen und führt nicht selten zu Stress, Angst vor Fehlern und dem Druck, ständig perfekt sein zu müssen. Diese Folgen beginnen häufig bereits ab dem Grundschulalter und nehmen in der Jugend weiter zu, weil beispielsweise das eigene Aussehen wichtiger wird oder soziale Medien im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Eltern und Lehrkräfte sollten darauf achten, das Selbstwertgefühl der Kinder zu stärken und ihnen beizubringen, dass Fehler Teil des Lernprozesses sind. Sie können Kinder ermutigen, etwas Neues auszuprobieren, ohne Angst vor sofortigem Scheitern.

Was sind die Ursachen für Perfektionismus

Die Wurzeln des Perfektionismus liegen oft in der Kindheit und sind durch soziale wie kulturelle Einflüsse begründet, die letztlich einen Menschen prägen.

  • Kindheit und Erziehung

    Meist sind Kinder betroffen, die von ihren Eltern hohe Erwartungen spüren. Eine sehr strenge oder kontrollierende Erziehung kann Perfektionismus fördern. Denn werden Kinder nicht für ihre Leistungen gelobt, entsteht der Eindruck, dass nur absolute Fehlerlosigkeit akzeptiert wird. Das kann zu dem tiefen Bedürfnis führen, stets perfekt sein zu müssen, um Anerkennung und Liebe zu erhalten.

  • Soziale und kulturelle Einflüsse

    Diese Faktoren spielen eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung von Perfektionismus. In einer Gesellschaft, in der Erfolg, Schönheit und Leistung im Vordergrund stehen, wird Perfektion als notwendig empfunden, um akzeptiert zu werden. Medien und insbesondere soziale Medien, die häufig scheinbar das ideale Bild von Erfolg und Lebensstil zeigen, verstärken den Druck.

Ein Mann putzt perfektionistisch einen Tisch.

Wann kann Perfektionismus krank machen?

Perfektionismus macht dann krank, wenn er dysfunktional wird und das Leben einer Person dominiert. Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, Aufgaben zu beginnen oder abzuschließen, aus Angst nicht perfekt zu sein. Die ständige Anspannung führt langfristig zu psychischen und physischen Problemen wie Angstzuständen, Depressionen oder Schlafstörungen. In extremen Fällen sind auch Burnout, Essstörungen oder Zwangsstörungen mögliche Folgen.

Wie kann man negativen Perfektionismus überwinden?

Perfektionismus zu überwinden, erfordert viel Zeit und Geduld. Der erste Schritt ist, die eigenen perfektionistischen Züge zu erkennen. Betroffene müssen sich bewusst werden, dass das eigene Verhalten entweder produktiv und gesund oder bereits destruktiv ist. Folgende Strategien bieten Ihnen Hilfe, negativen Perfektionismus zu überwinden.

  • Selbstakzeptanz fördern

    Lernen Sie, sich selbst zu akzeptieren. Besonders dann, wenn Sie Fehler machen. Denn Fehler sind ein natürlicher und wichtiger Teil des Lernprozesses.

  • Realistische Ziele setzen

    Setzen Sie sich erreichbare und realistische Ziele. Das reduziert den Druck und hilft Ihnen, Erfolgserlebnisse zu haben und Ihr Selbstvertrauen zu stärken.

  • Positive Selbstgespräche

    Achten Sie auf Ihre inneren Dialoge und ersetzen Sie negative, selbstkritische Gedanken durch positive Aussagen.

  • Verantwortung abgeben

    Geben Sie Verantwortung ab und akzeptieren Sie, dass nicht alles in Ihrer eigenen Kontrolle liegt. Anderen Menschen Vertrauen zu schenken, hilft loszulassen.

  • Achtsamkeit praktizieren

    Achtsamkeitsübungen bestärken das Leben im Hier und Jetzt. Sie reduzieren zeitgleich eine ständige Bewertung des eigenen Handelns.

  • Professionelle Hilfe suchen

    Psychotherapeutische Behandlung wird bei besonders schweren Fällen notwendig. Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt Sie bei der ambulanten und stationären Psychotherapie. Dazu zählen ebenso Therapiemaßnahmen in der Gruppe sowie die Teilnahme an der digitalen Psychotherapie.  Während der Therapie lernen Sie Techniken, um das perfektionistische Verhaltensmuster zu überwinden.

Unsere Tipps für ein stärkeres Selbstbewusstsein

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist der Schlüssel, um Perfektionismus in gesundem Maß zu halten. Selbstbewusste Menschen schätzen ihre Fähigkeiten realistischer ein und sind in der Lage, sich von überhöhten Ansprüchen zu befreien.

Folgende Impulse helfen Ihnen, Ihr Selbstbewusstsein bewusst zu stärken:

  • Erfolge feiern

    Nehmen Sie sich Zeit, um Erfolge zu feiern – unabhängig davon, wie klein sie sind.

  • Stärken erkennen

    Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken, anstatt auf Ihre vermeintlichen Schwächen.

  • Grenzen setzen

    Lernen Sie „Nein" zu sagen und sich nicht zu übernehmen.

  • Regelmäßige Selbstreflexion

    Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um über Ihre Ziele, Wünsche und Bedürfnisse nachzudenken.

  • Mit anderen sprechen

    Offene Gespräche mit Freunden, Familie oder Kollegen über Erfolge oder auch über perfektionistische Gedanken sind oftmals hilfreich, Ihre eigenen Gedanken zu ordnen. So erhalten Sie auch Unterstützung aus Ihrem Umfeld und entwickeln realistische Perspektiven.

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