Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Kindspech

Eine Mutter hat Kindspech in der Windel ihres Neugeborenen vorgefunden.

Der erste Stuhlgang bei Neugeborenen

Schwarz, klebrig, geruchslos und völlig normal: Kindspech. Die Farbe und die klebrige Konsistenz sind Namensgeber für das erste kleine „Kunstwerk“ in der Windel des Neugeborenen. Ihr Baby scheidet in den ersten Tagen nach der Geburt verschiedene Abfallprodukte aus, die sich während der Schwangerschaft im Darm des Kindes angesammelt haben. Allerdings kann Kindspech in seltenen Fällen in das Fruchtwasser gelangen und vom Kind eingeatmet werden. Das kann zu schweren Atemproblemen führen und erfordert umgehend medizinische Behandlung.

Erfahren Sie, was Sie tun können, falls kein Kindspech austritt, welche Folgen dies haben kann, was passiert, wenn Kindspech ins Fruchtwasser gelangt, und erhalten Sie hilfreiche Tipps für die erste Zeit nach der Geburt.

Wussten Sie schon, dass...

  • Sie im U-Heft Ihres Kindes eine Stuhlfarbkarte finden?
  • Kindspech seine Farbe dem Gallenfarbstoff Biliverdin verdankt?
  • wir die Kosten für eine Hebammenrufbereitschaft übernehmen?

Was ist Kindspech?

Der erste Stuhlgang des Babys, auch Mekonium genannt, ist ein Hinweis darauf, dass Ihr Kind gesund ist. Kindspech ist grün-schwarz gefärbt, fast geruchslos und hat eine zähe Konsistenz. Ausgeschieden wird es meist innerhalb der ersten 12 bis 48 Stunden nach der Geburt. Bei Frühchen kann es auch ein wenig länger dauern. Das Baby kann die zähe Masse auf einmal oder über mehrere Tage verteilt ausscheiden.

Ein Neugeborenes hat Mekonium nach der Geburt ausgeschieden.

Doch wie genau entsteht Kindspech? Das Baby nimmt während der Schwangerschaft kleine Mengen Fruchtwasser zu sich, während es das Atmen übt. Dabei wird ein Großteil der Flüssigkeit bereits durch den Urin ausgeschieden. Das Fruchtwasser enthält auch abgestorbene Hautzellen, kleine Härchen (Lanugohaare), Darm- und Schleimhautzellen sowie Körpersekrete, die dann in Form von Kindspech ausgeschieden werden, da der Darm des Babys im Mutterleib noch nicht voll funktionstüchtig ist.

Der Stuhl Ihres Babys verändert sich im Laufe der ersten Lebenstage von grün-gelb zu cremig (2. bis 4. Lebenstag). Stillen Sie Ihr Baby, scheidet es meist einen hellgelben, geruchsarmen beziehungsweise süßlich-quarkigen Stuhl aus. Bei Säuglingsnahrung (Ersatzmilch) ist der Kot eher braungelb und besitzt einen deutlich wahrnehmbaren Geruch.

Kein Mekonium – und jetzt?

Scheidet Ihr Baby zwischen dem zweiten und vierten Lebenstag kein Kindspech aus, wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt. Treten zusätzlich Symptome wie Erbrechen, starke Blähungen, oft ausbleibender Stuhlgang und ein aufgetriebener Bauch auf, kann das auf einen Darmverschluss hindeuten. Selten steckt auch eine Darm- oder Stoffwechselerkrankung wie Morbus Hirschsprung oder Mukoviszidose dahinter. Mukoviszidose, einhergehend mit einer Darmpassagestörung, ist die häufigste Ursache für ein sogenanntes Mekoniumileus – einen Darmverschluss durch verdicktes Kindspech. Eine verzögerte Ausscheidung kann außerdem eine Neugeborenengelbsucht begünstigen, da das Bilirubin langsamer ausgeschieden wird.

Konsultieren Sie bei folgenden Anzeichen unbedingt einen Arzt:

Entdecken Sie Blut im Stuhl Ihres Babys, muss das nicht zwingend ein Hinweis auf Komplikationen sein. Möglich ist auch, dass Ihr Baby während der Geburt Blut geschluckt hat oder Risse im After die Ursache sind. In jedem Fall ist eine ärztliche Abklärung sinnvoll. Hat Ihr Baby einen weißen, lehmfarbenen Stuhl, kann das ein Anzeichen für Verdauungsprobleme oder eine ernste Erkrankung wie Gallengangsatresie oder Leberentzündung sein. Hier ist ebenfalls eine ärztliche Abklärung sinnvoll.

Bei einer gesunderen Schwangeren kann Kindspech im Fruchtwasser ausgeschlossen werden.

Kindspech im Fruchtwasser

Kindspech kann bereits während der Schwangerschaft oder bei der Geburt in das Fruchtwasser gelangen oder dort ausgeschieden werden und färbt dieses grünlich. Etwa neun bis 15 Prozent der Neugeborenen sind davon betroffen. Das Risiko steigt, je länger die Schwangerschaft über den errechneten Termin hinausgeht, sowie bei Stress des ungeborenen Kindes (fetaler Distress). Wenn das Baby Fruchtwasser einatmet, ist das äußerst gefährlich. Dies passiert allerdings selten, zum Beispiel bei einer verminderten Sauerstoffversorgung. Ursachen dafür können unter anderem sein:

  • abgedrückte Nabelschnur
  • Plazentainsuffizienz
  • Diabetes oder Bluthochdruck der Mutter
  • Drogen- und Alkoholkonsum während der Schwangerschaft
  • vorzeitiger Blasensprung
  • Mehrlingsgeburten

Eine seltene Folge ist das Mekoniumaspirationssyndrom (MAS), bei dem Fruchtwasser mit Mekonium in die Lunge gelangt und schwere Atemnot verursacht. Dies kann zu einem Lungenriss oder -kollaps führen, mit der Folge inkomplett entfalteter Lungenbereiche. Zudem können die im Mekonium enthaltenen Fettsäuren eine chemisch-toxische Entzündungsreaktion im Sinne einer Pneumonitis auslösen, was das Risiko für eine Lungenentzündung zusätzlich erhöht. Die Geburtshelfer beobachten während der Geburt alle Anzeichen genau und handeln schnell, um die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten.

Tipps für die ersten Tage

Die klebrige Konsistenz von Kindspech kann herausfordernd sein. Nutzen Sie zur Reinigung Ihres Babys Babypflegetücher oder Babywaschlappen mit warmem Wasser und etwas Babyöl. Kommt Kindspech mit Kleidung in Berührung, legen Sie diese am besten in Fleckensalz ein. Sie können das Kleidungsstück auch umgehend mit Gallseife oder Babywaschmittel behandeln. Verwenden Sie für Ihr Neugeborenes Windeln in der richtigen Größe, sodass kein Stuhl austritt.

Beim Stillen eines Neugeborenen wird die Ausscheidung des Mekoniums angeregt.

Stillen Sie, kann die Vormilch (Kolostrum) abführend wirken und die Ausscheidung des Mekoniums anregen. Das Kolostrum kann auch ausgestrichen werden, wenn Stillen nicht möglich ist. 

Besprechen Sie bei den U-Untersuchungen Auffälligkeiten beim Stuhlgang Ihres Kindes – in der Regel fragt der Arzt auch danach. So können mögliche Komplikationen schnell erkannt werden. Ihre Hebamme steht Ihnen auch nach der Geburt weiterhin zur Seite. Zögern Sie nicht, sich mit Ihren Fragen vertrauensvoll an sie zu wenden.

Kindspech ist großes Glück

Auch wenn der Name und die ungewöhnliche Farbe auf etwas Unheilvolles hindeuten, besteht kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Kindspech ist ein positives Zeichen dafür, dass Ihr Kind gesund ist. In seltenen Fällen kann Kindspech ins Fruchtwasser gelangen und vom Kind eingeatmet werden. Geburtshelfer greifen dann sofort ein, und nur sehr selten treten schwere Komplikationen auf.

Gut zu wissen

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