Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Gelbsucht bei Babys 

Eine Mutter überprüft ihr Neugeborenes auf Gelbsucht

Neugeborenen-Ikterus: Meist kein 
Grund zur Sorge

Wenn sich in den ersten Lebenstagen die Haut und das Augenweiß eines Neugeborenen gelblich verfärben, handelt es sich meist um eine Neugeborenengelbsucht. Diese tritt auf, weil die Leber noch nicht vollständig ausgereift ist und das im Blut entstehende Bilirubin nur verzögert abbauen kann. Die Gelbfärbung erreicht in der Regel zwischen dem zweiten und fünften Lebenstag ihren Höhepunkt und klingt innerhalb von etwa zwei Wochen wieder ab. Etwa 60 Prozent aller Babys sind davon betroffen – in den meisten Fällen ist die Gelbsucht harmlos und vorübergehend.

In unserem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Symptome und Ursachen der Neugeborenengelbsucht, erklären wie sie behandelt wird und welche möglichen Spätfolgen auftreten können.

Wussten Sie schon, dass…

  • 80 Prozent der Frühgeborenen von Neugeborenengelbsucht betroffen sind?
  • die AOK Sachsen-Anhalt in der Schwangerschaft alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen übernimmt?
  • der Bilirubin-Wert angibt, wieviel rote Blutzellen abgebaut und ausgeschieden werden?
Ein Mutter hält ihr Neugeborenes, das unter Gelbsucht leidet, im Arm.

Anzeichen und Symptome

Die Neugeborenengelbsucht macht sich durch eine gelbliche Verfärbung der Haut und Augen bemerkbar. Manchmal zeigt sich auch braungefärbter Urin und heller Stuhl. Die Gelbsucht beginnt meist im Gesicht und wandert dann weiter nach unten. Bei einem schweren Verlauf können auch Begleitsymptome wie eine Trinkschwäche oder Schläfrigkeit auftreten.

Entstehung: Bilirubin löst Gelbfärbung aus

Im Körper des Neugeborenen besteht nach der Geburt eine Überzahl an roten Blutkörperchen. Da diese nicht mehr gebraucht werden, werden sie abgebaut. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin wird dabei in Bilirubin umgewandelt. Normalerweise wird dieser gelbe Gallenfarbstoff von der Leber abgebaut. Da die Leber bei Neu- oder Frühgeborenen noch nicht vollständig ausgereift ist, kann das Bilirubin nicht schnell genug verstoffwechselt werden und lagert sich im Gewebe ab. In Folge entsteht die typische gelbliche Verfärbung der Haut und der Augäpfel.

Formen der Gelbsucht bei Babys

Die Neugeborenengelbsucht wird in vier verschiedene Formen eingeteilt:

  • Ikterus neonatorum

    Diese Form beschreibt die harmlose Neugeborenengelbsucht, welche ab dem zweiten bis dritten Lebenstag auftritt und bis zum zehnten Lebenstag wieder abklingt.

  • Ikterus prolongatus

    Eine Neugeborenengelbsucht, die mehr als zwei Wochen andauert, wird als Ikterus prolongatus bezeichnet.

  • Ikterus praecox 

    Beginnt die Gelbsucht bereits am ersten Lebenstag wird sie als Ikterus praecox bezeichnet.

  • Ikterus gravis 

    Als Ikterus gravis wird eine Gelbsucht bezeichnet, die stark erhöhte Bilirubinwerte mit sich bringt.

Mögliche Risikofaktoren

Bestimmte Umstände begünstigen die Entstehung einer Neugeborenengelbsucht:

  • Frühgeburt: Frühchen haben eine noch unreifere Leber, wodurch die Bilirubinwerte schneller und höher ansteigen können.
  • Blutgruppenunverträglichkeit: Wenn die Mutter Rhesus-negativ und das Kind Rhesus-positiv ist oder eine AB0-Unverträglichkeit besteht, kann das eine Neugeborenengelbsucht begünstigen. Die Antikörper der Mutter können zu einer vermehrten Zerstörung der roten Blutkörperchen beim Kind führen. Dadurch erhöht sich der Bilirubinspiegel.
  • Stillprobleme: Unzureichendes Stillen kann dazu führen, dass das Baby nicht genügend Flüssigkeit zu sich nimmt. Dadurch kann das Bilirubin schlechter ausgeschieden werden.
  • Blutergüsse, die unter der Geburt entstanden sind: Die Blutergüsse können zu einem erhöhten Bilirubinspiegel führen. Das Blut wird an der betroffenen Stelle abgebaut und dadurch Bilirubin freigesetzt.
  • Diabeteserkrankung der Mutter: Hat die Mutter Diabetes, kann das Baby zu viel Blut von der Plazenta erhalten. Es kommt zu einem übermäßigen Abbau von roten Blutkörperchen, wodurch mehr Bilirubin entsteht.
Baby mit Gelbsuchtweist charakteristische gelbe Verfärbung auf

Wann sollten Eltern zum Arzt gehen?

Nach der Entbindung im Krankenhaus gehört die Kontrolle auf Gelbsucht zu den ersten Untersuchungen. Bei einer Hausgeburt ist ein Arztbesuch ratsam, wenn:

  • die Gelbfärbung sehr schnell voranschreitet,
  • das Baby auffällig schläfrig oder apathisch wirkt,
  • das Trinken schlecht funktioniert,
  • der Urin dunkel oder der Stuhl sehr hell ist.
Lichttherapie wird bei einem Baby mit Gelbsucht angewendet

Diagnose und Behandlung

Meist treten die ersten Gelbsuchtsymptome bereits im Krankenhaus auf und werden entsprechend überwacht. Die Neugeborenen werden vom behandelnden Arzt oder der betreuenden Hebamme äußerlich auf die Gelbfärbung untersucht. Bei Verdacht erfolgen regelmäßige Kontrollen der Bilirubinwerte mittels Bluttests.

Wenn die Werte im Normbereich liegen beziehungsweise sich innerhalb von zwei Wochen normalisieren, ist keine Behandlung notwendig. Sind die Bilirubinwerte deutlich erhöht, erfolgt meist eine vorsorgliche Behandlung im Krankenhaus. 

Je nach Schweregrad entscheidet der behandelnde Arzt über die Therapie. Infrage kommen hierbei:

  • Lichttherapie

    Die Lichttherapie, auch als Phototherapie bekannt, kommt am häufigsten zum Einsatz. Durch die Bestrahlung mit speziellem blauen UV-Licht über einen Zeitraum von zwei Tagen bis einer Woche wird der Bilirubinwert allmählich gesenkt. Während der Therapie liegt das Baby nackt mit Windel unter einer speziellen Lampe oder auf einer Leuchtmatte. Das Neugeborene erhält zusätzlich eine Schutzbrille für die Augen, um Verletzungen der Netzhaut zu verhindern. Durch die Lichttherapie wird der Farbstoff Bilirubin in der Haut in eine wasserlösliche Substanz umgewandelt, anschließend in der Leber abgebaut und schließlich über den Urin ausgeschieden. Als mögliche Nebenwirkung kann ein harmloser, juckender Hautausschlag auftreten.

    Eine besondere Form der Lichttherapie führt die Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Unimedizin Halle durch. Die Neugeborenen werden in einen speziellen Phototherapie-Schlafsack eingewickelt. So können sie auch während der Behandlung gestillt werden und Körperkontakt zu den Eltern haben.

  • Blutaustausch

    In besonders schweren Fällen, beispielsweise bei einer Rhesus-Faktor-Unverträglichkeit, kann eine Austauschtransfusion notwendig werden. Dabei wird das kindliche Blut schrittweise durch Spenderblut ausgetauscht.

  • Medikamente

    In seltenen Fällen werden Medikamente in Kombination mit der Lichttherapie intravenös verabreicht.

  • Stillen

    Häufiges Stillen regt die Darmtätigkeit an, erhöht die Stuhlmenge und sorgt so für ein erhöhtes Ausscheiden von Bilirubin. 

Hat die Neugeborenengelbsucht langfristige Auswirkungen?

In den meisten Fällen ist Neugeborenengelbsucht unproblematisch und harmlos. Werden jedoch bestimmte Grenzwerte überschritten, kann sich das Bilirubin in den Ganglienzellen des Stammhirns ablagern und unter Umständen bestimmte Gehirnbereiche schädigen. Wird dieser sogenannte Kernikterus nicht schnell genug behandelt, können bleibende Hirnschäden oder sogar der Tod des Babys daraus resultieren. Zu den möglichen Spätfolgen bei einem unbehandelten schweren Verlauf gehören Hörstörungen, Entwicklungsverzögerungen, Muskelsteifigkeit oder Bewegungsstörungen. Glücklicherweise kommt dies heutzutage aufgrund der engmaschigen Kontrollen im Krankenhaus und beim Kinderarzt äußerst selten vor.

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