Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Verbrennungen richtig behandeln

Ein Vater sitzt mit seinem etwa 10 jährigen Sohn an einem Lagerfeuer im Wald.

Was tun bei Brandwunden?

Verbrennungen durch Feuer, heiße Gegenstände, Chemikalien, Strom oder UVA-Strahlung sind zum Teil sehr schmerzhaft und oftmals mit einer langen Wundheilung verbunden. Durch die hohe Hitzeeinwirkung wird die Haut oder das tiefer liegende Gewebe geschädigt oder zerstört. Doch wie kommt es zu einer Verbrennung? Die meisten Brandunfälle passieren im eigenen Haushalt oder bei der Arbeit. Auch Verbrühungen durch heißes Wasser oder starken Wasserdampf, können schmerzhaft sein und schwere Wunden hervorrufen. 

Wie Sie leichte Verbrennungen Zuhause versorgen können und wann eine ärztliche Versorgung ratsam ist, erfahren Sie in unserem Beitrag. Lesen Sie auch, welche verschiedenen Verbrennungsgrade es gibt und wie große und tiefe Brandwunden versorgt werden.

Wussten Sie schon, dass…

  • die AOK Sachsen-Anhalt bisher fast 10.000 Eltern und Interessierte im Kinder-Erste-Hilfe-Seminar geschult hat?
  • kleinere Verbrennungen Zuhause versorgt werden können?
  • kühlen mit kaltem Wasser bei Verbrennungen falsch ist?

Hautschäden durch Verbrennungen und Verbrühungen

Eine Person hat sich am rechten Unterarm verbrannt. Daneben steht ein Bügeleisen.

Die menschliche Haut kann Temperaturen von bis zu 50 Grad Celsius aushalten, um nicht geschädigt zu werden. Sobald die Temperatur höher steigt und umso länger die betroffene Körperstelle der Hitze ausgesetzt ist, desto schwerer ist die Schädigung der Haut und dem darunterliegenden Gewebe. Wussten Sie, dass Betroffene bei leichteren Verbrennungen einen intensiveren Schmerz verspüren? Der Grund ist ganz einfach - Um so tiefer die Verbrennung, um so mehr Gewebe wird beschädigt. Die Nervenzellen werden in der Haut zerstört und das Schmerzempfinden damit unterbrochen.

 

Verbrennungsgrad: So schlimm ist eine Brandwunde

Unsere Haut besteht aus mehreren Schichten. Angefangen mit der obersten Hautschicht, der sogenannten Epidermis. Darunter folgt die Dermis und als dritte Hautschicht verwenden Mediziner und Medizinerinnen den Begriff Subcutis. Kommt es zu einer Verbrennung der Haut, wird sie anhand ihrer Ausdehnung und Tiefe in vier Verbrennungsgraden unterschieden. Je tiefer die Verbrennung in die Haut eindringt, desto höher ist der Verbrennungsgrad. Die Symptome bei Betroffenen und das Aussehen der Wunde, können sich binnen weniger Stunden oder Tage verschlimmern.

Welche Merkmale haben die Verbrennungsgrade?

  • Grad I

    Brandverletzungen der oberen Hautschicht gehören zu Verbrennungen ersten Grades. Meist entstehen sie durch übermäßiges Sonnenbaden, wo Temperaturen um die 45 Grad Celsius auf den Körper einwirken. Die Haut schmerzt, ist druckempfindlich und gerötet. In den meisten Fällen heilen die Verbrennungen von selbst ab und hinterlassen keine Narben auf der Hautoberfläche.

  • Grad II

    Verbrennungen zweiten Grades reichen bis auf die Dermis und sind sehr schmerzhaft. In vielen Fällen bilden sich Brandblasen, die aufgrund der körpereigenen Papillarschicht meist narbenfrei verheilen. Aufgrund der komplexen Symptomatik bei Verbrennungen zweiten Grades, werden diese nochmal in zwei Typen geteilt. 

    • Typ 2a
      Hier ist nur die 2. Hautschicht betroffen. Der Wundgrund der Brandblase ist noch rosig und heilt von allein.
       
    • Typ 2b
      Hier ist der Wundgrund der Brandblase bereits abgestorben und weiß, da an der betroffenen Stelle kein Blut mehr fließt. Nach der Wundheilung werden sichtbare Narben entstehen. In einigen Fällen muss das abgestorbene Gewebe operativ entfernt werden. Wie Sie Narben optimal pflegen können, lesen Sie hier.
  • Grad III

    Bei Verbrennungen dritten Grades wirken Temperaturen von 65 Grad Celsius auf die betroffene Hautstelle ein. Durch die massive Hitzeeinwirkung, werden sowohl die Epidermis, als auch die komplette Dermis zerstört. Sogar die darunterliegende Hautschicht, die Subcutis, kann dabei verletzt werden. Es sind weißliche Gewebeschäden sichtbar und darunterliegende Nervenzellen werden zerstört. Dadurch spüren Betroffene nur wenig bis gar keinen Schmerz. In den meisten Fällen werden Verbrennungen dritten Grades durch Hauttransplantationen behandelt.

  • Grad IV

    Verbrennungen vierten Grades kommen vor allem bei Unfällen mit offenem Feuer oder bei Starkstromunfällen vor. Hierbei werden meist große Teile der Haut vollständig zerstört. Je nach Dauer der Hitzeeinwirkung, können zusätzlich Nerven, Muskulatur und Knochen beschädigt werden. Meist ist die Epidermis stark verkohlt und muss intensivmedizinisch behandelt werden.

Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

Ein etwa 7 jähriges Mädchen hat sich die Finger verbrannt und kühlt sie am Wasserhahn.



Kleinere Verbrennungen die nur die 1. Hautschicht betreffen, können mit lauwarmen Wasser behandelt werden. Um den Schmerz zu lindern, lassen Sie 5 bis 10 Minuten fließendes Wasser über die betroffene Stelle laufen. Bei Verbrennungen in Gesicht und Dekolleté, können Sie ein weiches Tuch mit lauwarmen Wasser tränken und sanft auflegen.

Lieber nicht nutzen:

  • Kaltes Wasser kann das Gewebe und die Haut zusätzlich reizen.
  • Eiswürfel und Kühlkompressen lassen Sie besser im Kühlschrank. Auch hier besteht die Gefahr, die Verbrennung zu reizen und lokale Erfrierungen zu riskieren.
  • Bitte keine Hausmittel verwenden. Egal ob rohe Kartoffeln, Mehl, Backpulver, Essig, Öl, Bananenscheiben oder auch Honig. Bei keinen der Hausmittelchen wurde bei Anwendung eine Verbesserung wissenschaftlich belegt. Der Deutsche Feuerwehrverband und die Deutsche Gesellschaft für Verbrennungsmedizin rät dringend von solchen Methoden ab. Zusätzlich besteht eine hohe Gefahr von Verschmutzung und Entzündung der Wunde.

Schwerere Verbrennungen ab Grad II

Bei schweren Verbrennungen gilt: Kein kühlen mit lauwarmen Wasser! Denn bei tiefen Verletzungen besteht die Gefahr einer schnellen Unterkühlung an der Brandwunde. 
Entfernen Sie vorsichtig eventuell vorhandenen Schmuck oder Kleidungsstücke, da diese als eine Art Hitzespeicher wirken und die Wunde somit unnötig gereizt wird. Wichtig ist, dass Sie nichts von der betroffenen Stelle abreißen. Falls Sie einen Erste-Hilfe-Kasten zur Hand haben, legen Sie ein steriles Brandtuch oder eine Kompresse auf. Damit verhindern Sie, dass Schmutz oder andere Partikel an die offene Wunde gelangen. 

Ist der oder die Betroffene stabil, verständigen Sie umgehend den Notarzt. Bleiben Sie bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bei der verletzen Person und versuchen diese zu beruhigen. Achten Sie auf etwaige Veränderungen des Gesundheitszustandes und überprüfen Sie regelmäßig den Puls. Sollte der oder die Verunglückte das Bewusstsein verlieren und die Atmung aussetzen, so beginnen Sie die Wiederbelebung.

Brandblasen

Zwei Füße die verbunden sind. Auf dem linken Fuß ist eine Brandblase.

Sie bildet sich als Folge aufgrund verschiedener Verbrennungen. Löst sich die Epidermis von der Dermis ab, entstehen die mit Gewebeflüssigkeit gefüllten Brandblasen. Es ist nicht empfehlenswert, sie mutwillig mit Hilfe eines spitzen Gegenstandes aufzustechen. Die offene Wunde könnte sich entzünden, Keime können eindringen und die Heilung wird unterbrochen. Lassen Sie die Blase lieber langsam abheilen. Sollte die Brandblase sehr groß sein oder sie droht durch hohe Spannung zu platzen, so ist eine Vorstellung in Ihrer Hausarztpraxis ratsam. Auch bei infektionstypischen Rötungen rund um die Brandblase ist eine ärztliche Behandlung sinnvoll. Ihr behandelnder Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin kann sie unter sterilen Umständen öffnen und medizinisch versorgen.

Wann ist bei einer Brandverletzung ein Arztbesuch nötig?

Kleinere Verbrennungen bis Grad I
Bei kleineren Verbrennungen, die nicht größer als ein Handteller sind, ist in den meisten Fällen keine ärztliche Behandlung nötig. Allerdings gibt es auch hier Ausschlusskriterien:

  • Wenn sich erste Bläschen bilden.
  • Wenn starke bis sehr starke Schmerzen auftreten.
  • Wenn Gesicht, Hände oder Genitalien betroffen sind.
  • Wenn Rauch in die Lungenwege geraten ist.
  • Wenn die Brandwunde verschmutzt ist.

In diesen Fällen ist eine medizinische Versorgung erforderlich.

Schwerere Verbrennungen ab Grad II
Bei Verbrennungen, die größer als ein Handteller sind und tiefer in das Gewebe hineingehen, ist eine medizinische Versorgung erforderlich. Betroffene neigen zu:

  • Kreislaufproblemen
  • Benommenheit
  • Schockzustand
  • Entzündungsreaktionen
  • Seltener: Organversagen

Sind bei Kindern mehr als 5 Prozent der Hautoberfläche verbrannt, besteht akute Lebensgefahr. Bei Erwachsenen gilt als Faustregel eine Verbrennungsfläche von mindestens 15 Prozent. Um die Schwere der Verbrennungen festzustellen und damit die notwendigen Schritte einzuleiten, gibt es die sogenannte Neunerregel.

Neunerregel

Die Neunerregel soll Ersthelfern als Unterstützung dienen, die Verbrennung der verletzten Person einzuschätzen. Übersteigt die verbrannte Fläche den prozentualen Teil der betroffenen Körperstelle, so besteht akute Lebensgefahr für den Patienten oder die Patientin. Laut der Neunerregel, werden bei Erwachsenen Verbrennungen folgendermaßen eingestuft:

  • des Kopfes und des Halses mit 9 Prozent
  • der Arme mit je 9 Prozent
  • der Vorder- und Rückseite des Rumpfes mit je 9 Prozent
  • des Genitales mit 1 Prozent
  • der Beine mit je 9 Prozent

Bei Kindern gelten aufgrund verschiedener Körperproportionen folgende Werte:

  • Kopf und Hals 16 Prozent
  • Arme je 9 Prozent
  • Vorder- und Rückseite des Rumpfes je 16 Prozent
  • Beine je 17 Prozent

Als Faustregel für die Beurteilung der verbrannten Körperoberfläche gilt die sogenannte Handflächenregel: Die Handfläche des Betroffenen entspricht ein Prozent seiner Körperoberfläche.

Brandwunden behandeln

  • 1. Anamnese

    Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin wird zunächst die Brandwunde begutachten, auch als Blickdiagnose bezeichnet. Zusätzlich werden Fragen zum Unfallhergang gestellt.

  • 2. Körperfunktionen kontrollieren

    Blutdruck, Puls, Herztätigkeit sowie die Atmung werden überprüft. In einigen Fällen wird zusätzlich die Lungenfunktion ausführlich untersucht, um zum Beispiel eine Rauchvergiftung auszuschließen.

  • 3. Betreuung während der Wundheilung

    In den Tagen nach der Erstversorgung wird die Wunde täglich beobachtet und einzelne Untersuchungen werden unter Umständen erneut durchgeführt.

  • 4. Verdacht auf Infektion

    Besteht der Verdacht einer Infektion, so nimmt der Arzt oder die Ärztin einen Abstrich der Wunde, um den genauen Erreger zu bestimmen. 

  • 5. Infektionsschutz

    Unter Umständen muss die Tetanus-Impfung des Patienten oder der Patientin aufgefrischt werden. Die Kosten für die Impfung übernimmt die AOK Sachsen-Anhalt für Sie.

Eine rechte Hand cremt die linke Hand ein.



Die weiterführende Behandlung erfolgt in den meisten Fällen mit Hilfe einer antibiotischen Salbe. Sie wird vom medizinischen Fachpersonal auf die gereinigte Brandwunde aufgetragen. Heilt die Wunde trotz sorgfältiger Behandlung nicht ab, so kann Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine operative Transplantation der betroffenen Hautfläche empfehlen. Hierbei wird Haut einer anderen Körperstelle in die betroffene Wunde verpflanzt, wodurch diese besser verheilen kann.

Heilungsverlauf bei Verbrennungen

Die Heilung einer Brandwunde ist immer abhängig von der Schwere der Verbrennung. Damit die Wunden gut verheilen, müssen diese medizinisch behandelt werden. Unbehandelte tiefe Brandwunden können zu dauerhaften Kreislaufbeschwerden bis hin zum Tod führen. Oftmals werden bei einer starken Verbrennung weitere Organe verletzt, was die Wundheilung zusätzlich erschweren und verlängern kann. Aber auch das Alter oder eine durch Vorerkrankung bedingte schlechtere Wundheilung, kann die Heilung der Wunde verlangsamen. Hinzu kommt außerdem, dass tiefe Brandwunden Narben hinterlassen, die ein Leben lang zu sehen sind.

Aktiv vorbeugen gegen Brandverletzungen

Es gibt einige Gefahrenquellen, die sich mit vorbeugenden Maßnahmen und ausreichend Schutz minimieren lassen. Dazu zählen:

  • Vermeiden Sie langes Sonnenbaden und achten Sie bei der Sonnencreme auf einen ausreichend hohen Lichtschutzfaktor. So können Sie sich und Ihre Kinder vor Sonnenbrand schützen! Weichen Sie außerdem an sonnenreichen Tagen in den Schatten aus.
  • Beim Grillen besteht die Gefahr von Stichflammen oder kleinen Verpuffungen. Verzichten Sie besser auf Brandbeschleuniger wie Benzin und Spiritus.
  • Füllen Sie kein kochendes Wasser in eine Wärmeflasche. Umwickeln Sie die Wärmflasche zusätzlich mit einem Tuch, um den Körper vor zu viel Hitze zu schützen.
Drei Kinder spielen im Garten und bauen ein Lagerfeuer.

 

  • Klären Sie Ihre Kinder schon früh über die Gefahren beim Spielen mit Feuer auf.
  • Lassen Sie Ihre Kinder niemals allein in der Nähe von offenem Feuer.
  • Verzichten Sie auf sehr heiße Getränke und heißes Essen, wenn Sie Ihr Baby auf dem Arm halten oder Ihr Kind auf Ihrem Schoß sitzt.
  • Achten Sie darauf, dass keine Tischdecken mit herunterhängenden Ecken benutzt werden, da sonst die Gefahr des Herunterziehens besteht.
  • Getränke und Behälter mit heißem Inhalt platzieren Sie besser immer außer Reichweite von Kindern.

Leistungen der AOK Sachsen-Anhalt

Ein etwa 2 jähriges Kind greift gefährlich nah Richtung Wasserkocher und Herd in der Küche.

Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt Sie mit einem Erste-Hilfe-Kurs für Eltern, damit Sie sich optimal auf eventuelle Gefahren für Ihr Kind im Alltag vorbereiten können. In dem kostenfreien Seminar werden Sie auf Notsituationen vorbereitet, lernen wie Sie Ihrem Kind gegenüber ruhig bleiben und wie Sie bei verschiedenen medizinischen Notfällen agieren müssen. Erfahren Sie auch, wie Sie kleinere Verbrennungen zu Hause behandeln können und wann es besser ist eine Arztpraxis aufzusuchen.

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