Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Lymphödem

Manuelle Lymphdrainage (MLD) wird am Bein durchgeführt

Wenn der Lymphfluss blockiert ist

Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die durch Schwellungen in verschiedenen Körperbereichen gekennzeichnet ist. Am häufigsten sind die Arme oder Beine betroffen. Diese Schwellungen entstehen durch eine Schädigung oder Blockade des Lymphsystems, die den normalen Fluss der Lymphflüssigkeit behindert. Lymphödeme treten oft nach einer Krebsbehandlung auf, bei der Lymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden. Da Lymphödeme nicht heilbar sind, ist es wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen und geeignete Therapiemaßnahmen zu ergreifen, um schwerwiegendere Folgen zu verhindern.

Lesen Sie im Beitrag mehr über die Ursachen und Symptome von Lymphödemen in ihren verschiedenen Stadien. Erfahren Sie, welche Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden und was Sie selbst dafür tun können, um die Beschwerden zu lindern.

Wussten Sie schon, dass…

  • ein Lymphödem in 95 Prozent der Fälle nicht angeboren ist?
  • Frauen häufiger von Lymphödemen betroffen sind als Männer?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Sie mit dem kostenfreien AOK-Curaplan Brustkrebs unterstützt?

Was ist ein Lymphödem?

Kompressionsstrümpfe werden bei einem Lymphödem angewendet

Ein Lymphödem ist eine chronische Krankheit, die hauptsächlich durch eine Schädigung des Lymphsystems verursacht wird. Das Lymphsystem, ein wichtiger Teil des Immunsystems, transportiert Lymphflüssigkeit durch den Körper, um Abfallprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus den Geweben abzuleiten. Wenn dieser Prozess gestört ist, kann die Lymphflüssigkeit nicht mehr oder nur noch schwer abtransportiert werden, was zu einer Ansammlung im Gewebe führt. 

In vielen Fällen tritt ein Lymphödem nach einer Krebstherapie auf, insbesondere wenn Lymphknoten entfernt oder bestrahlt wurden. Die Schwellungen, die sich daraus ergeben, können nach einigen Wochen zurückgehen, doch in schweren Fällen kann das Lymphödem chronisch werden und dauerhaft bestehen bleiben.

Primäres Lymphödem

Diese Form des Lymphödems ist genetisch bedingt und entsteht durch angeborene Fehler im Aufbau des Lymphsystems. Entweder sind zu wenige Lymphgefäße vorhanden, um die Lymphflüssigkeit aufzunehmen und weiterzuleiten, oder die vorhandenen Gefäße sind fehlgebildet und können ihre Funktion nicht ausreichend erfüllen. Das primäre Lymphödem ist selten und betrifft meist die Beine, wobei die Schwellung einseitig oder beidseitig auftreten kann. In selteneren Fällen können auch andere Körperregionen wie die Arme betroffen sein. Das Lymphödem kann in verschiedenen Lebensphasen, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter, auftreten.

Sekundäres Lymphödem

Diese Form tritt auf, wenn Lymphgefäße oder Lymphknoten durch äußere Einflüsse beschädigt werden, was den Lymphfluss blockiert. Häufige Ursachen sind Krebserkrankungen, wie Brust- oder Prostatakrebs und deren Behandlung (z. B. Lymphknotenentfernung oder Strahlentherapie). Weitere Ursachen sind Verletzungen, Infektionen durch Pilze, Parasiten oder Insektenstiche, Hautentzündungen, Beeinträchtigung des Blutflusses sowie entzündliche Erkrankungen wie Rheuma und Diabetes. Das sekundäre Lymphödem kann den gesamten Körper betreffen, tritt jedoch am häufigsten in den Beinen oder Armen auf. 

Lymphödeme rechtzeitig erkennen

Das frühzeitige Erkennen eines Lymphödems ist entscheidend, um Verschlimmerungen und Komplikationen zu verhindern. Je nach Fortschreiten der Erkrankung zeigen sich unterschiedliche Symptome, die in verschiedene Stadien eingeteilt werden:

  • Stadium 0 („Unsichtbares Ödem“)

    Das Lymphsystem ist geschädigt, aber der Abtransport der Lymphflüssigkeit ist noch ausreichend. Es treten noch keine sichtbaren Schwellungen auf, aber das betroffene Körperteil ermüdet schnell.

  • Stadium 1 („Rückbildendes Ödem“)

    Es zeigt sich eine leichte Schwellung, die sich nachts oder durch Hochlagern des betroffenen Körperteils zurückbildet. Das Gewebe ist weich und hinterlässt eine Delle, wenn darauf gedrückt wird.

  • Stadium 2 („Spontan irreversibles Ödem“)

    Die Schwellung geht nicht mehr zurück. Das Gewebe verhärtet sich, und es entsteht keine Delle mehr bei Druck. Die Haut ist gespannt.

  • Stadium 3 („Elephantiasis“)

    Es kommt zu einer starken Schwellung, die die Beweglichkeit erheblich einschränkt. Die Haut verdickt sich, vernarbt und neigt zu schlechter Wundheilung, was die Entstehung von Wundrosen begünstigt.

Weitere Anzeichen für Lymphödeme:

  • asymmetrische Schwellungen (z. B. nur an einem Bein)
  • eine schwer anhebbare Hautfalte über den Zehen- oder Fingerrücken (positives Stemmersches Zeichen)
  • eine wulstige oder knotige Hautstruktur

Diagnose eines Lymphödems

Eine Ärztin untersucht das Bein einer Seniorin mit Verdacht auf Lymphödem

Bei Verdacht auf ein Lymphödem sollten Sie sich schnellstmöglich an einen Arzt wenden. Der Hausarzt führt eine Anamnese durch und untersucht die Symptome sowie den Krankheitsverlauf. In der Regel erfolgt eine Überweisung zu einem Facharzt für Innere Medizin, Angiologie, Lymphologie oder Phlebologie, um eine genaue Diagnose zu stellen und die Behandlung zu beginnen.

Bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder Lymphangiographie können den Zustand der Lymphgefäße und den Lymphfluss visualisieren und liefern wichtige Erkenntnisse für die weitere Behandlung. Bei Verdacht auf ein primäres Lymphödem können zusätzlich genetische Untersuchungen durchgeführt werden.

Behandlung durch Anregung des Lymphflusses

Ein Lymphödem ist nicht vollständig heilbar, aber die Symptome können durch eine frühzeitige Behandlung gelindert werden, um Folgeerkrankungen und eine Verschlimmerung des Zustands zu verhindern. 

Mögliche Folgeerkrankungen sind beispielsweise:

  • Gewebeschäden
  • Entzündungen
  • Wundrose (Erysipel)

Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist eine Kombination aus mehreren Maßnahmen zur Entstauung und Kompression der betroffenen Stellen. Ziel ist es, die Lymphflüssigkeit abzuleiten und eine erneute Ansammlung zu verhindern.

Auch nach dem Abschwellen muss der Zustand durch die Maßnahmen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie aufrechterhalten werden. Dies kann mithilfe folgender Verfahren erfolgen:

  • Manuelle Lymphdrainage

    Diese physiotherapeutische Massagetechnik regt den Abtransport der Lymphflüssigkeit an, indem die Haut und die Unterhaut sanft gedehnt werden.

  • Kompressionstherapie

    Kompressionsstrümpfe oder -bandagen helfen, die Schwellung zu reduzieren und eine erneute Flüssigkeitsansammlung zu verhindern.

  • Spezielle Bewegungsübungen

    Diese Übungen werden von Physiotherapeuten angeleitet und tragen zur Verbesserung des Lymphflusses bei.

  • Hautpflege

    Um die Haut geschmeidig zu halten und Reizungen vorzubeugen, sollte sie regelmäßig mit Feuchtigkeitscremes oder -lotionen gepflegt werden.

    Bewegung wie Walking, Schwimmen oder Radfahren kann den Lymphfluss unterstützen. Achten Sie darauf immer Kompressionskleidung zu tragen.

Hinweis: In schweren Fällen, wenn sich der Zustand trotz mindestens sechs Monaten Therapie nicht verbessert, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden.

Risikofaktoren meiden

Obwohl Lymphödeme nicht oder nur schwer vollständig vermeidbar sind, können bestimmte Risikofaktoren vermieden werden, um die Entstehung oder Verschlimmerung der Erkrankung zu verhindern. Dazu zählen:

Eine Frau walked, um Lymphödeme bestmöglich vorzubeugen
  • Gesunder Lebensstil:Übergewicht ist ein Risikofaktor für Lymphödeme. Eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung sind daher essenziell.
  • Hautpflege: Besonders während einer Krebsbehandlung ist die Haut stark belastet. Eine gute Hautpflege kann hier vorbeugend wirken.
  • Verletzungen vermeiden: Bakterien können bei Lymphödemen leicht Entzündungen verursachen. Eine sorgfältige Haut- und Nagelpflege ist daher wichtig.
  • Extreme Temperaturen meiden: Starke Hitze und Kälte sowie übermäßige körperliche Anstrengung sollten vermieden werden, da sie die Ansammlung von Lymphflüssigkeit begünstigen würden.

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