Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Nahrungsmittelallergien

Eine Frau leidet aufgrund einer Nahrungsmittelallergie unter Bauchschmerzen

Wenn Essen krank macht

Ein Stück Schokolade, eine Handvoll Nüsse oder ein Schluck Milch bedeuten für viele Genuss, können für Allergiker jedoch gefährlich werden. Nahrungsmittelallergien sind heute keine Seltenheit mehr. Das Immunsystem reagiert dabei überempfindlich auf eigentlich harmlose Bestandteile bestimmter Lebensmittel und löst Beschwerden wie Juckreiz, Hautausschläge oder sogar lebensbedrohliche Reaktionen aus. Besonders bei Kindern stellt eine Nahrungsmittelallergie eine wachsende Herausforderung dar.

Hier erfahren Sie, was eine Nahrungsmittelallergie ist, welche Formen es gibt und wie sie sich von einer Nahrungsmittelunverträglichkeit unterscheidet. Außerdem lesen Sie, wie die Diagnose gestellt wird und woran sich eine Allergie im Alltag erkennen lässt.

Wussten Sie schon, dass...

  • viele Nahrungsmittelallergien bereits im Kindesalter auftreten?
  • Kinder aus Nahrungsmittelallergien „herauswachsen“ können?
  • Birkenpollenallergiker oft auch auf Äpfel, Haselnüsse oder Karotten allergisch reagieren?

Was ist eine Nahrungsmittelallergie?

Eine Nahrungsmittelallergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Eiweißstoffe in Lebensmitteln, die sogenannten Allergene. Der Körper bildet Abwehrstoffe (IgE-Antikörper) gegen diese Stoffe, obwohl sie eigentlich ungefährlich sind. Schon bei kleinsten Mengen können Symptome auftreten.

Eine Lebensmittelallergie führt zu Juckreiz am Arm

Abgrenzung zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Wichtig ist, Allergien von Unverträglichkeiten klar zu unterscheiden.

Allergie

Eine Allergie ist eine Immunreaktion des Körpers und tritt oftmals schon bei geringen Spuren von Lebensmitteln auf. Dabei kann es zu einem allergischen Schock (Anaphylaxie) kommen, der lebensbedrohlich sein kann. 

Unverträglichkeit

Bei einer Unverträglichkeit treten Stoffwechsel- bzw. Verdauungsprobleme wie Laktoseintoleranz auf. Die Beschwerden sind meist dosisabhängig. Lebensbedrohliche Reaktionen sind dagegen sehr selten.

Welche Nahrungsmittelallergien gibt es?

Einige Lebensmittel lösen besonders häufig allergische Reaktionen aus. Etwa 90 Prozent aller Nahrungsmittelallergien werden durch die in der folgenden Liste genannten Lebensmittel verursacht.

  • Kuhmilch

    Vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern wird die Kuhmilch-Allergie oft im Laufe der Entwicklung überwunden – meist zwischen dem dritten bis fünften Lebensjahr.

  • Hühnerei

    Eine Hühnerei-Allergie kommt häufig bei Kindern vor, da sie auf das Eiweiß im Eiklar reagieren. Meist überwinden sie die Allergie bis zur Schulzeit. 

  • Weizen

    Die Weizenallergie ist eine IgE-vermittelte Immunreaktion. Wichtig ist, sie von der Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) zu unterscheiden. Dabei spielt Gluten eine zentrale Rolle: Es ist der Bestandteil des Weizens, auf den das Immunsystem bei Zöliakie reagiert. Deshalb lassen sich beide Themen gut im Zusammenhang betrachten, auch wenn unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen.

  • Nüsse

    Insbesondere Haselnüsse, Walnüsse und Cashewkerne können starke allergische Reaktionen auslösen.

  • Erdnüsse

    Die Allergie auf Erdnüsse gehört zu einer der gefährlichsten Allergien. Bereits kleinste Mengen und Spuren in Lebensmitteln können eine lebensbedrohliche Anaphylaxie auslösen.

  • Soja

    Soja oder Sojareste sind besonders häufig in Fertigprodukten versteckt und können zu vielfältigen Beschwerden wie Hautreaktionen und Verdauungsbeschwerden führen.

  • Kreuzallergien

    Kreuzallergien entstehen, wenn Menschen mit einer Pollenallergie auch auf bestimmte Lebensmittel reagieren. Das nennt man pollenassoziierte Nahrungsmittelallergie. Wer zum Beispiel auf Birkenpollen allergisch ist, kann auch auf Äpfel, Haselnüsse oder Karotten empfindlich reagieren.

Symptome: von mild bis lebensbedrohlich

Häufige Anzeichen einer Allergie sind Mund- und Rachensymptome wie Kribbeln, Jucken oder eine Schwellung, die auch die Zunge und Lippen betreffen können. Quaddeln, Rötungen, Juckreiz oder Nesselsucht sind mögliche Anzeichen einer Allergie.

Zusätzlich können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchkrämpfe auftreten. Der Kreislauf kann ebenfalls mit Symptomen wie Husten, Atemnot, Schwindel und Blutdruckabfall auf eine Allergie reagieren.

Ein Mann lässt seine Lebensmittelallergie ärztlich abklären

Allergischer Schock (Anaphylaxie)

Ein allergischer Schock (Anaphylaxie) ist immer ein medizinischer Notfall. Rufen Sie in diesem Fall sofort den Rettungsdienst unter 112.

  • Falls vorhanden, verabreichen Sie sofort den Adrenalin-Autoinjektor (z. B. EpiPen).
  • Lagern Sie die betroffene Person flach auf dem Rücken, mit hochgelagerten Beinen.
  • Bei Atemnot: Oberkörper leicht hochlagern.
  • Die Person engmaschig überwachen, bis Hilfe eintrifft.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Eine sorgfältige Abklärung ist entscheidend, da viele Beschwerden auch andere Ursachen haben können. Die Abgrenzung zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Infektionen und Verdauungsstörungen ist daher umso wichtiger.

Hauttests

Allergene werden auf die Haut gebracht und die Reaktion beobachtet. Allerdings können die Ergebnisse durch Antihistaminika beeinflusst werden.

Blutuntersuchung

Ziel der Blutuntersuchung ist der Nachweis spezifischer IgE-Antikörper.

Eliminationsdiät

Verdächtige Nahrungsmittel werden für einen festgelegten Zeitraum von circa zwei bis sechs Wochen strikt gemieden. Dies erfolgt ärztlich begleitet, um Nährstoffmängel zu verhindern.

Provokationstest

Der Provokationstest gilt als “Goldstandard”. Denn unter ärztlicher Aufsicht wird eine kontrollierte Konfrontation mit verdächtigen Lebensmitteln durchgeführt, um die Diagnose zu bestätigen.

Kuhmilch gilt als häufige Lebensmittelallergie

Nahrungsmittelallergie im Alltag

Eine Nahrungsmittelallergie betrifft nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihr Umfeld. Beim gemeinsamen Kochen ist es wichtig, die Inhaltsstoffe genau zu kennen, um versehentliche Spuren wie etwa von Erdnüssen zu vermeiden. In Kitas und Schulen sollten Betreuungspersonen genau wissen, welche Lebensmittel tabu sind und wie sie im Notfall reagieren müssen. Auch beim Einkaufen hilft Aufmerksamkeit: Lesen Sie die Zutatenlisten sorgfältig. Die verpflichtende Lebensmittelkennzeichnung in der EU unterstützt dabei. Wer auswärts isst, sollte das Restaurantpersonal vorab über seine Allergie informieren, um allergieauslösende Zutaten zu vermeiden.

Im Notfall richtig reagieren

Bei schweren Allergien besteht immer das Risiko einer Anaphylaxie. Betroffene erleben eine akute, lebensbedrohliche allergische Reaktion, die sich durch Atemnot, Schwellungen und einen Kreislaufzusammenbruch äußert. Allergiker sollten immer ihr Notfallset dabei haben, das aus einem Adrenalin-Autoinjektor oder Adrenalin-Nasenspray, Antihistaminikum und Kortisonpräparat besteht. Zusätzlich sollten sie ihren Allergie-Notfallpass mitführen, damit Helfer im Ernstfall schnell und richtig reagieren können.

Bewusst essen, besser leben

Nahrungsmittelallergien können den Alltag der Betroffenen und ihres Umfelds deutlich beeinflussen. Auch in Sachsen-Anhalt sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten verbreitet, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Laut einer AOK-Studie sind rund vier Prozent der 0- bis 17-Jährigen betroffen. Die Universitätskliniken in Halle und Magdeburg bieten spezielle Allergiesprechstunden an, in denen untersucht und zu passenden Therapien beraten wird. Mit einer konsequenten Diagnose, guter Aufklärung und gezielter Vorsorge ist ein sicheres Leben mit Allergien möglich. Wichtig sind Aufmerksamkeit im Alltag, das Informieren des Umfelds und das Mitführen eines Notfall-Sets. So lassen sich Risiken verringern und die Lebensqualität deutlich verbessern.

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