Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Workaholic - süchtig nach Arbeit

Junger Mann sitzt erschöpft an seinem Schreibtisch.

Arbeitssucht erkennen und gegensteuern

Personen, die zu viel arbeiten, werden häufig verharmlosend als Workaholics bezeichnet. Fleiß und Tugendhaftigkeit im Arbeitskontext ist in unserer heutigen Gesellschaft positiv angesehen. Allerdings ist die Schwelle zwischen intensiver Arbeitsmoral und Arbeitssucht fließend. In Deutschland sind circa zehn Prozent der Erwerbstätigen von einer Arbeitssucht betroffen. Dabei ist übertriebener Arbeitseifer ein ernstzunehmendes Krankheitsbild und kann für Betroffene ernsthafte Folgen in vielen Lebensbereichen haben. 

Erfahren Sie in unserem Beitrag mehr über Anzeichen von Arbeitssucht und wie Sie dieser vorbeugen. Außerdem informieren wir zum Umgang mit Betroffenen.

Wussten Sie schon, dass…

  • Arbeitssüchtige einen Großteil ihres Selbstwertgefühls aus der Arbeit schöpfen? 
  • die AOK Sachsen-Anhalt Unternehmen beim betrieblichen Gesundheitsmanagement begleitet und unterstützt?
  • Workaholics unter Entzugserscheinungen leiden?

Was ist ein Workaholic?

Der Begriff "Workaholic" setzt sich aus den englischen Wörtern Arbeit work und Alkoholiker alcoholic zusammen und wird im Deutschen als Arbeitssucht bezeichnet. Ein Workaholic wird dabei als Person mit zwanghaftem Verlangen ständig zu arbeiten, definiert. Sie verspüren einen unaufhörlichen Arbeitsdrang und investieren übermäßig viel Zeit in ihre beruflichen Verpflichtungen. Die eigene Gesundheit, das soziale Leben und persönliche Interessen werden dadurch sehr beeinträchtigt.

Arbeitssucht ist laut Internationaler Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) derzeit nicht offiziell als Diagnose anerkannt, da es noch zu wenige Studien darüber gibt. Das arbeitssüchtige Verhalten wird aktuell als "Störung der Impulskontrolle", neben Spielsucht, Kleptomanie oder Pyromanie, eingeordnet.

Wann gilt man als arbeitssüchtig?

Arbeitssüchtige Menschen verbringen grundsätzlich mehr Zeit mit der Arbeit als mit anderen Aktivitäten in ihrem Leben. Derzeit ist noch keine feste Zahl an Arbeitsstunden festgelegt, ab wann Arbeit als süchtig gilt. Ärztinnen und Ärzte diagnostizieren das Verhalten Arbeitssucht bei Vorliegen bestimmter klassischer Suchtkriterien. Dazu zählen:

  • Kontrollverlust

    Workaholics haben keine Kontrolle mehr über das Ausmaß und die Dauer der eigenen Arbeit. Ein Leben ohne entsprechendes Arbeitspensum ist nicht mehr denkbar.

  • Toleranzsteigerung

    Die Steigerung der „Dosis“ ist notwendig für das Gefühl der Zufriedenheit. Arbeitssüchtige steigern ständig ihr Arbeitspensum.

  • Entzugserscheinungen

    Arbeiten Workaholics nicht, leiden sie unter Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Schweißausbrüchen und Nervosität. Typisch sind auch Aggressionen und Ungeduld, wenn ihre Arbeit unterbrochen wird.

  • Beeinträchtigung des sozialen Lebens

    Arbeitssüchtige haben Schwierigkeiten stabile und gesunde Beziehungen zu pflegen und dies auch zu nahen Angehörigen. Häufig kommt es auch zu Konflikten innerhalb der Partnerschaft.

Weitere mögliche Warnzeichen

Folgende weitere Anzeichen können für Betroffene und Außenstehende ein Hinweis auf arbeitssüchtiges Verhalten sein.

  • Übermäßige Arbeitszeit

    Die Arbeitszeit geht über die regulären Stunden hinaus. Regelmäßig machen Workaholics Überstunden und arbeiten auch an Wochenenden und Feiertagen.

  • Mangel an Ausgleich

    Workaholics vernachlässigen soziale Lebensbereiche wie Familie, Freunde und Hobbies. Sie geben ihre Freizeitaktivitäten zugunsten der Arbeit auf. 

  • Fehlende Pausen

    Ein weiteres Warnzeichen ist ununterbrochenes Arbeiten. Betroffenen fehlt der Ausgleich zwischen Abschalten und Entspannen nach Feierabend. Auch dann, wenn sie physisch nicht am Arbeitsplatz sind.

  • Perfektionismus

    Workaholics legen für sich selbst unrealistische Standards fest. Sie haben Schwierigkeiten Aufgaben loszulassen und zu delegieren.

  • Fehlende Anerkennung von Grenzen

    Arbeitssüchtige kennen und respektierten ihren eigenen Grenzen nicht und erleben das ständige Gefühl von Selbstüberforderung.

Junge Frau sitzt in ihrem Büro und arbeitet
Etwa 30-jähriger Mann sitzt nachdenklich im Wohnzimmer.

Welche Ursachen verbergen sich hinter einer Arbeitssucht?

Die Ursachen der Arbeitssucht sind vielfältig. Der Einfluss der eigenen Persönlichkeit, die familiäre Prägung und soziale Begleitumstände können Auslöser sein. Weitere Gründe für die Entwicklung von Arbeitssucht sind:

  • Den Großteil ihres Selbstwertgefühls schöpfen sie aus der Arbeit.
  • Es besteht ein hohes Bedürfnis nach Anerkennung.
  • Sie wurden leistungsorientiert erzogen. So dass sie zum Beispiel Zuneigung und Wertschätzung nur bei Erfolgen durch Sport oder gute Noten erlebt haben.
  • Auch der zunehmende Druck in der Arbeitswelt kann Einfluss haben.
  • Ängste und Sorgen um den Arbeitsplatz oder die finanzielle Situation werden mit übermäßigem Engagement kompensiert.
  • Oftmals kann mangelndes Vertrauen in Kolleginnen und Kollegen oder Angestellte Ursache sein.
  • Arbeitssüchtige leiden unter Kontrollzwang.

Arbeitssucht belastet die Gesundheit 

Neben der Beeinträchtigung des sozialen Lebens hat das übertriebene Arbeitsverhalten auch ernsthafte gesundheitliche Auswirkungen. Betroffene können unter Kopfschmerzen und Rückenschmerzen, körperlicher Erschöpfung und Verdauungsproblemen leiden. Auch Herz-Kreislauf-Probleme und Schlafstörungen sind typische Folgen. Die psychische Belastung von Workaholics ist sehr hoch, so dass Depressionen und Angststörungen entstehen. Aufgrund der ständigen Belastung besteht das Risiko an Burnout  zu erkranken. Auch Süchte, wie nach Alkohol oder Medikamenten, können zum Stressabbau und Erhalt der eigenen Leistungsfähigkeit entstehen.

Arbeitssucht behandeln und überwinden

Junge Frau im Gespräch mit ihrer Therapeutin.

 

Um der Arbeitssucht entgegenzuwirken, erfordert es von Betroffenen eine bewusste Anstrengung und Bereitschaft, Veränderungen in ihrer Lebensweise vorzunehmen. 

Ein erster wichtiger Schritt ist die Selbsterkenntnis. Workaholics müssen anerkennen, dass ein ernsthaftes Problem besteht. Betroffene müssen lernen, sich zu reflektieren und sich auch die zentrale Frage stellen: Warum arbeite ich so viel? Zunächst können Betroffene versuchen, ihre Arbeitssucht selbst zu überwinden. Bestimmte Verhaltensweisen sind hilfreich.

  • Zeit für Pausen und Erholung nehmen

    Pausieren Sie auch bei einer langen To-do-Liste täglich mindestens einmal während der Arbeit. Nutzen Sie die Pause effizient für einen Spaziergang und eine gesunde Mahlzeit. Suchen Sie sich Hobbies als Ausgleich. Das Erlernen von Entspannungsübungen kann hilfreich sein.

  • Andere Arbeitsmodelle

    Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Vorgesetzten. Besprechen Sie eine individuelle Arbeitszeitgestaltung, verkürzte Arbeitszeiten, Arbeitszeitmodelle wie Jobsharing oder sogar eine 4-Tage-Woche. Möglicherweise kommt auch eine längere Auszeit wie ein Sabbatjahr für Sie infrage.

  • Grenzen und Prioritäten setzen 

    Definieren Sie klare Arbeitszeiten und halten Sie sich daran. Stellen Sie sicher, dass genug Zeit für andere Lebensbereiche wie Familie, Freizeit und Hobbies bleibt.

  • Delegieren und Loslassen

    Geben Sie Aufgaben ab. Lernen Sie, dass Sie nicht alles selbst erledigen müssen. Lernen Sie zu vertrauen.

Professionelle Hilfe bei Arbeitssucht

Ist die Arbeitssucht zu schwerwiegend und eine Selbstheilung funktioniert nicht, ist eine ärztliche Behandlung immer ratsam. Der Hausarzt beziehungsweise die Hausärztin prüft, ob aufgrund der Arbeitssucht bereits körperliche Folgen wie Bluthochdruck vorliegen. Auch die Überweisung an eine psychotherapeutische Praxis ist möglich. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt bei Vorliegen der medizinischen Notwendigkeit die Kosten für eine ambulante Psychotherapie. Der Austausch in Selbsthilfegruppen kann Betroffenen ebenfalls helfen.

Arbeitssucht vorbeugen

Wie in einer Firma oder Betrieb gearbeitet wird, hat Einfluss auf die Entstehung von Arbeitssucht. Faktoren, wie das Einhalten der maximalen Arbeitszeit pro Woche oder Regelungen zum Abbau von Überstunden sind wichtig. Auch die Verteilung der Aufgaben innerhalb des Teams ist wichtig. Ebenfalls sollte die ständige Erreichbarkeit nach dem Feierabend oder Urlaub geregelt sein. Arbeitgeber und Führungskräfte tragen hier auch Verantwortung. Bemerken Arbeitgeber oder Arbeitnehmer Anzeichen ungesunder Arbeitseinstellungen, sind gemeinsame Gespräche wichtig, um Lösungen zu finden. Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt und begleitet Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements

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