Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Bandwurm

Ein Mann leidet aufgrund einer Bandwurminfektion unter Bauschmerzen

Ungebetene Mitbewohner im Darm

Über Bandwürmer zu sprechen ist für viele ein sehr unangenehmes Thema. Die Parasiten siedeln sich im Verdauungstrakt von Menschen an und können Krankheiten auslösen. Ein Befall mit Bandwürmern läuft oft symptomlos ab, obwohl die Parasiten mehrere Meter lang werden können. Weltweit sind schätzungsweise 40 bis 60 Millionen Menschen allein mit dem sogenannten Rinderbandwurm infiziert. In Deutschland treten Bandwurminfektionen allerdings nur selten auf, da sie vor allem durch den Verzehr von rohem oder halbgarem Rindfleisch übertragen werden. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht außerdem durch unzureichende hygienische Bedingungen. Bei manchen Arten ist auch eine Ansteckung von Mensch zu Mensch oder Tier zu Mensch möglich. 

Im Beitrag beschäftigen wir uns mit verschiedenen Bandwurmarten und erklären, wie Sie einen Befall erkennen können. Außerdem zeigen wir Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten und wie Sie Bandwürmern am besten vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass...:

  • ein Bandwurm mehrere Jahre im menschlichen Körper überleben kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt sich um Ihre Darmkrebsvorsorge kümmert?
  • Bandwürmer bis zu 15 Meter lang werden können?

Bandwürmer: Kleiner Wurm, großer Appetit?

Nicht gut durchgegartes Fleisch, das für Bandwurminfektionen fördert, auf einem Grill

Medizinisch werden Bandwürmer auch Zestoden oder Cestoden genannt. Der Begriff ist von der griechischen Bezeichnung für „Gurt“ oder „Band“ abgeleitet. Wie der Name schon andeutet, sind Zestoden lange, platte Würmer. Sie leben als Parasiten im menschlichen oder tierischen Verdauungstrakt und haken beziehungsweise saugen sich dort fest. Die Eier der Bandwürmer gelangen über unzureichend gegarte Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch, kontaminiertes Obst und Gemüse oder verunreinigtes Trinkwasser in den Körper. Die erwachsenen Tiere leben dann im Darm und ernähren sich von Nährstoffen aus dem menschlichen Verdauungssystem. Dort können sie viele Jahre verbleiben, ohne dass sie bemerkt werden. Der Mensch gilt dabei als Endwirt für den Bandwurm.

Welche Arten gibt es und wo kommen sie vor?

Es gibt viele verschiedene Bandwurmarten, die unterschiedlich häufig in bestimmten Teilen der Erde vorkommen:

  • Rinderbandwurm (Taenia saginata)

    Der Rinderbandwurm ist weltweit verbreitet. Am häufigsten kommt er jedoch in Europa sowie in Teilen Asiens und Afrikas vor.

  • Schweinebandwurm (Taenia solium)

    Der Schweinebandwurm ist besonders in Lateinamerika, den afrikanischen Tropen und in Zentralasien verbreitet. In Europa kommt er etwas häufiger auf der Iberischen Halbinsel, in Polen sowie dem Balkan vor.

  • Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis)

    Der Fuchsbandwurm ist vor allem in Europa, Nordamerika und Asien verbreitet. Ein höheres Vorkommen kann in ländlichen Gebieten und besonders in Regionen mit Füchsen als Hauptwirten beobachtet werden.

  • Hundebandwurm (Echinococcus granulosus)

    Der Hundebandwurm ist weltweit verbreitet, kommt jedoch besonders in Südeuropa, Australien, Südamerika und Teilen Asiens vor. 

  • Lamm- oder Schafbandwurm (Taenia ovis)

    Der Schafbandwurm kommt vor allem in Regionen vor, in denen viel Schafzucht betrieben wird. Daher ist er sehr verbreitet in Europa, Asien und Australien. 

  • Zwergbandwurm (Hymenolepis nana)

    Der Zwergbandwurm kommt weltweit vor, häufig jedoch in tropischen und subtropischen Regionen. Auch in Industrieländern kann es bei schlechten Hygienebedingungen zu Infektionen kommen.

  • Fischbandwurm (Diphyllobothrium latum)

    Der Fischbandwurm ist in Gebieten mit vielen Süßwasserfisch-Beständen verbreitet, vor allem in den kälteren Regionen der nördlichen Hemisphäre. Häufig kommt er in Ländern Nordeuropas, Teilen Russlands, Nordamerikas sowie in Gebieten rund um die großen Seen vor.

Verschiedene Bandwurminfektionen in der Übersicht

Zu den häufigsten Bandwurminfektionen zählen:

  • Taeniasis: hauptsächlich ausgelöst durch Rinderbandwürmer
  • Zystizerkose: ausgelöst durch die Larven des Schweinebandwurms
  • Echinokokkose: ausgelöst durch den Fuchs- und Hundebandwurm
  • Diphyllobothriasis: ausgelöst durch den Fischbandwurm

In Mitteleuropa ist hauptsächlich der Rinderbandwurm noch bedeutsam. Laut Robert-Koch-Institut ist eine Zystizerkose durch den Schweinebandwurm so gut wie ausgeschlossen.

Wie sieht ein Bandwurm aus?

Ein Bandwurm besteht aus drei Hauptteilen. Der Kopf besitzt eine Saugvorrichtung, die mit einem Hakenkranz oder Vertiefungen ausgestattet ist. So kann er sich an der Darmwand anheften. Der Hals des Bandwurms kann sich regenerieren. Der Rest des Wurms besteht aus zahlreichen Segmenten (Hunderte bis Tausende Glieder), den sogenannten Proglottiden, die die Eier enthalten. Ausgewachsene Bandwürmer erreichen so eine Länge von bis zu mehreren Metern. Bei einer Behandlung müssen der Kopf und Hals entfernt werden, da sich der Wurm sonst neu bilden kann. 

Eine Frau hat sich mit einem Bandwurm infiziert und fühlt sich unwohl

Ansteckung

Eine Infektion mit Bandwürmern erfolgt meist durch den Verzehr von infiziertem Rind- oder Schweinefleisch und das Verschlucken der Eier oder Larven, der sogenannten Finnen. Rinder und Schweine dienen dabei nur als Zwischenwirte.

Zu einer Ansteckung kann es kommen, wenn die Lebensmittel roh oder nicht ausreichend getrocknet sind beziehungsweise nicht ausreichend gegart oder nur halb durchgebraten sind. Vor allem beim Schweinebandwurm kann die Infektion auch über verunreinigtes Trinkwasser, verunreinigte Nahrungsmittel oder durch Schmierinfektionen geschehen. 

Anzeichen für einen Bandwurmbefall

In der Regel verursacht ein Befall mit Bandwürmern zunächst keine Symptome. Bei Verdacht sollten Sie einen möglichen Befall immer ärztlich abklären lassen. Wenn Symptome auftreten, sind sie meist unspezifisch. Mögliche Anzeichen können sein:

Ein Mann hält sich aufgrund einer Bandwurminfektion den Bauch
  • leichte Magen-Darmbeschwerden
  • „Wühlen im Leib“, vor allem in der Bauchnabelregion
  • (leichter) Juckreiz im Analbereich
  • Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit
  • Verstopfung, Durchfall
  • Bauchschmerzen, Gewichtsabnahme
  • allgemeine Schwäche, Schwindel
  • Müdigkeit, Kopfschmerzen
  • erhöhtes Risiko für Nährstoffmangel wie Vitamin-B12-Mangel

Befall mit dem Schweinebandwurm: Zystizerkose

Bei direktem Verzehr der Bandwurmeier kann es auch beim Menschen zu einer Infektion mit Schweinebandwürmern, der sogenannten Zystizerkose, kommen. Die Larven nisten sich dann nicht im Darm ein, sondern unter anderem in den Muskeln, der Haut, den Augen und dem zentralen Nervensystem. Ist das Nervensystem betroffen, spricht man auch von einer Neurozystizerkose. In Europa ist die Zystizerkose beim Menschen eher selten. Wenn sie auftritt, dann häufig wegen Privatschlachtungen von Schweinen sowie einem Mangel an Hygiene und Tierarztkontrollen. In Teilen Lateinamerikas, Asiens, Afrikas und Osteuropas stellt Neurozystizerkose jedoch ein großes Gesundheitsproblem dar. Die Infektion hat eindeutige Symptome wie Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, epileptische Anfälle und einen erhöhten Hirndruck.

Bandwurm loswerden: So wird der Parasitenbefall behandelt

Eine Frau klärt ihren Bandwurmbefall ärztlich ab

Bei einem Bandwurmbefall oder ersten Anzeichen davon ist eine schnelle Behandlung wichtig, um gesundheitliche Komplikationen zu verhindern. Oft ist es notwendig, auch Familienmitglieder mitzubehandeln, da Bandwürmer leicht übertragen werden können. Meist kommen Antihelmintika in Tablettenform zum Einsatz, die die Würmer abtöten oder lähmen, damit sie ausgeschieden werden können. In seltenen Fällen, etwa bei sehr großen Bandwürmern, kann auch eine operative Entfernung erforderlich sein. Liegt zudem eine Zystizerkose vor – eine Infektion durch Bandwurmlarven im Gewebe –, können zusätzlich Cortison und/oder Antiepileptika verschrieben werden. Hausmittel sollten keinesfalls bei einer Bandwurminfektion angewendet werden, da sie den Befall nicht zuverlässig beseitigen und die Infektion verschlimmern könnten.

 

Medikamente gegen Bandwürmer

Hauptsächlich kommt es zum Einsatz der folgenden Medikamente:

  • Niclosamid

    Niclosamid ist das am häufigsten verschriebene Medikament zur Behandlung von Bandwurminfektionen. Bei einer Taeniasis (Infektion mit Rinder- oder Schweinebandwurm) erfolgt in der Regel eine Einmalgabe von vier Tabletten. Bei einer Infektion mit Zwergbandwürmern ist eine wiederholte Behandlung sinnvoll.

    Das Medikament wirkt, indem es die innere Atmung der Parasiten hemmt. Zunächst stirbt der Kopf des Bandwurms ab, gefolgt von den restlichen Gliedern. Der Bandwurm verliert dadurch seinen Halt im Darm und wird schließlich mit dem Stuhl ausgeschieden. Es sollte eine Kontrolle erfolgen, um sicherzustellen, dass die Behandlung erfolgreich war.

  • Prazinquantel

    Prazinquantel kommt bei einer Infektion mit erwachsenen Bandwürmern zum Einsatz. Das Medikament wird in einer Einmaldosis verabreicht.

  • Mebendazol

    Mebendazol ist ein alternatives Medikament. Die Behandlung dauert drei bis vier Tage und wird unter Umständen wiederholt. Das Medikament dient auch zur Behandlung von Zystizerkose.

Bandwurm vorbeugen: Cook it, boil it, peel it or forget it

Mit der richtigen Hygieneetikette im Alltag lässt sich eine Infektion mit Bandwürmern in der Regel vermeiden. In der EU gibt es zudem Gesetze, die bestimmte Sicherheitsvorkehrungen für die Fleischproduktion vorschreiben. Die sogenannte Fleischbeschau dient dabei der gezielten Untersuchung auf Bandwurm-Larven. "Cook it, boil it, peel it or forget it" – dieser Spruch fasst zusammen, wie Sie sich zusätzlich vor einer Infektion schützen können. Indem Sie Lebensmittel gründlich durchgaren, kochen oder schälen, verringern Sie das Risiko, Bandwurm-Larven aufzunehmen. Einige Vorkehrungen können Sie zusätzlich treffen, um sich vor Bandwürmern zu schützen:

  • Hygiene

    Eine konsequente Handhygiene mit Seife, vor allem nach dem Toilettengang oder einem Windelwechsel, ist wichtig. Auch eine tägliche Dusche kann dabei helfen. Außerdem sollten Sie ihre Nägel immer schneiden und gründlich reinigen und die Finger nicht in Nase, Mund oder Augen führen. Auch eine „wilde Toilette“, also ein Toilettengang auf Wiesen oder im Wald, sollte vermieden werden.

  • Kleidung und Wäsche

    Wechseln Sie regelmäßig Ihre Unterwäsche sowie die Bettwäsche, Nachtwäsche und Handtücher. Auch eine gründliche Reinigung der Toilette und der Teppiche ist wichtig. 

  • Küchenhygiene und Ernährung

    Um einer Infektion mit Bandwürmern vorzubeugen, sollten Sie möglichst kein rohes oder schlecht durchgegartes Fleisch oder Fisch verzehren. Das gilt besonders in Ländern ohne entsprechende Qualitätskontrolle. Trinken Sie in betroffenen Ländern zudem nur aus originalverschlossenen Flaschen Wasser. Außerdem gilt es, das Gemüse und Obst vor dem Verzehr gründlich zu säubern. Auch Beeren aus dem Wald sollten Sie eher meiden oder vor dem Verzehr gründlich waschen. Durch das Einfrieren von Fleisch für mindestens zehn Tage bei minus 18 Grad Celsius werden Bandwurm-Larven abgetötet. 

  • Haustiere 

    Bei Hunden und Katzen ist eine regelmäßige Wurmkur empfehlenswert. Füttern Sie Ihren Hund zudem nicht mit rohen Schlachtabfällen, um sich und ihren tierischen Begleiter vor dem Hundebandwurm zu schützen. Waschen Sie sich nach dem Streicheln zudem immer gründlich die Hände, da sich im Fell infektiöse Eier befinden können.

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