Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Schwangerschaftsdiabetes 

Hebamme klärt über Schwangerschaftsdiabetes auf

Den Blutzucker während der Schwangerschaft managen

Schwangerschaftsdiabetes ist eine der häufigsten Begleiterscheinungen während der Schwangerschaft. Die Erkrankung beginnt meist symptomlos, was sie schwer zu diagnostizieren macht. Während der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel, und es kommt zu Stoffwechselstörungen. Der Zucker wird nach einer Mahlzeit langsamer aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen, wodurch es zu erhöhten Blutzuckerwerten kommt. Nach dem Ende der Schwangerschaft normalisieren sich die Blutzuckerwerte wieder. Allerdings besteht ein erhöhtes Risiko, später an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Weltweit lässt sich derzeit eine Zunahme von Diabetes in der Schwangerschaft beobachten.

Im Beitrag beschäftigen wir uns näher mit Schwangerschaftsdiabetes, wie es dazu kommt und welche Symptome sich zeigen. Außerdem zeigen wir auf, wie eine Behandlung aussehen kann und welche möglichen Folgen Gestationsdiabetes für Mutter und Kind haben kann.

Wussten Sie schon, dass...:

  • bestimmte Schwangerschaftskomplikationen eine Entbindung im Geburtshaus oder zuhause ausschließen?
  • unsere Hebammensuche Sie bei der Suche nach einer passenden Hebamme unterstützt?
  • in Deutschland etwa 1,18 Prozent der Geburten in Geburtshäusern stattfinden?

Schwangerschaftsdiabetes rechtzeitig erkennen

Diabetes in der Schwangerschaft ist eine Form der „Zuckerkrankheit“, Diabetes mellitus. Medizinisch wird auch von Gestationsdiabetes mellitus (GDM) gesprochen. Die Körperzellen nehmen dabei den Zucker aus dem Blut langsamer auf als vorher. Kann der Körper mit der Insulinproduktion nicht schnell genug nachkommen, steigt der Blutzuckerspiegel und damit auch der Insulinbedarf. Sogenannter Typ-4-Diabetes tritt erstmals während der Schwangerschaft auf, stellt jedoch keinen dauerhaften Zustand oder eine chronische Erkrankung dar. Es erhöht sich jedoch das Risiko, innerhalb von zehn Jahren an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken, auf bis zu 50 Prozent. Deshalb ist auch nach der Schwangerschaft eine regelmäßige Überwachung des Blutzuckers notwendig.

Schwangerschaftsdiabetes macht sich vor allem durch das anhaltende Überschreiten bestimmter Werte bemerkbar, verläuft jedoch in der Regel symptomlos. Die meisten Schwangerschaften mit GDM verlaufen „normal“ und enden in der Regel mit gesunden Kindern. Sechs bis zwölf Wochen nach der Geburt empfiehlt es sich, den Glukosetoleranztest zu wiederholen und jährlich eine Diabetes-Kontrolle wahrzunehmen.

Die schwachen, leichten Symptome von Gestationsdiabetes sind leicht mit typischen Schwangerschaftsanzeichen zu verwechseln. Dazu zählen Müdigkeit, Schwäche, vermehrter Durst und häufiges Wasserlassen.

Eine Frau weist Symptome von Schwangerschaftsdiabetes auf

Eindeutige Symptome sind:

  • Zucker im Urin, welcher gute Bedingungen für die Vermehrung von Bakterien und Pilzen schafft
  • Scheiden-Entzündungen
  • häufige Harnwegsinfekte
  • außergewöhnliche Gewichtszunahme der Schwangeren
  • gesteigerte Fruchtwassermenge
  • übermäßige Gewichts- und Größenzunahme des Ungeborenen (Makrosomie)
  • Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)

Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen von Schwangerschaftsdiabetes sind noch nicht vollständig bekannt. Vermutlich ähneln sie denen von Diabetes mellitus Typ II. Eine weitere Vermutung besagt, dass betroffene Frauen schon vor der Schwangerschaft eine chronisch verringerte Insulin-Sensitivität haben, ohne es zu wissen. Dadurch reagieren die Körperzellen weniger empfindlich auf das blutzuckersenkende Hormon Insulin. Besonders in der zweiten Hälfte der Schwangerschaft kommt es zu einer vermehrten Produktion von Hormonen wie Östrogen, Progesteron, Kortisol und Prolaktin. Die Insulinproduktion reicht nun nicht mehr aus, um den Mehrbedarf zu decken.

Zu den Risikofaktoren zählen Übergewicht, Adipositas und eine massive Gewichtszunahme in der Schwangerschaft. Auch Rauchen und mangelnde Bewegung erhöhen das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes.

Ein Test des Insulinspeigels wird durchgeführt

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Frühere Schwangerschaften mit Schwangerschaftsdiabetes
  • Familiäre Vorbelastung mit Diabetes
  • Höheres Alter (über 35 Jahre)
  • Frühere Schwangerschaften mit einem sehr großen Kind (über 4.500 g)
  • Erkrankungen mit einer Insulin-Resistenz wie PCOS
  • Bestimmte Medikamente wie Betablocker, Kortison und einige Antidepressiva
  • Genetische Herkunft aus Süd- und Ostasien, Lateinamerika, Afrika oder dem Mittleren Osten

Glukosetoleranztest zeigt „Zucker“ an

Da Gestationsdiabetes meist ohne Anzeichen bleibt, wird im Rahmen der Routineuntersuchungen beim Gynäkologen im zweiten Drittel der Schwangerschaft auf Gestationsdiabetes getestet. Bei Risikopatientinnen wird die Untersuchung schon früher durchgeführt. Dies geschieht mit dem oralen Glukosetoleranztest (oGTT).

  • Ablauf des „Zuckertests“

    Der orale Glukosetoleranztest wird zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Er setzt sich aus einem zweistufigen Verfahren aus Vortest und Diagnosetest zusammen. Der Test misst, wie der Körper auf eine größere Menge Traubenzucker (Glukose) reagiert. Dabei besteht keine Gefahr für das Baby.

  • Vortest

    Beim Vortest trinkt die Schwangere ein Glas Wasser (250 bis 300 ml) mit darin gelösten 50 Gramm Glukose. Eine Stunde später erfolgt eine Blutabnahme zur Bestimmung des Blutzuckerwerts. Liegt der Wert beim Messen auffällig bei einem Blutzuckerwert von 135 mg/dl oder höher, folgt der große Glukosetoleranztest. Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten dieses Tests.

  • Diagnose- oder großer Glukosetoleranztest

    Bei einem auffälligen Wert folgt der zweite Test. Dazu wird zunächst Blut abgenommen. Nun trinkt die Schwangere auf nüchternen Magen ein Glas Wasser mit darin gelösten 75 Gramm Glukose. Nach einer Stunde erfolgt eine erneute Blutabnahme, dann wieder nach zwei Stunden. Anschließend kann eine Diagnose getroffen werden, wenn folgende Blutzuckerwerte überschritten werden:

    • nüchtern: 92 mg/dl (5,1 mmol/l)
    • nach 1 Stunde: 180 mg/dl (10,0 mmol/l)
    • nach 2 Stunden: 153 mg/dl (8,5 mmol/l)

Wie wird Schwangerschaftsdiabetes behandelt?

Je nach Schweregrad ergeben sich verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Dazu zählen eine Ernährungsumstellung, Bewegung oder Medikamentengabe. Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge. Zudem sollte nach der Geburt ein erneuter Zuckertest erfolgen. Bei normalen Werten ist keine weitere Behandlung erforderlich.

Ernährung

Eine Senkung des erhöhten Blutzuckers durch eine Umstellung der Ernährung ist in 85 Prozent der Fälle meist schon ausreichend. Dabei kann eine spezielle Ernährungsberatung helfen, da die Umstellung der Ernährung auch abhängig vom Gewicht der Frau und dem allgemeinen Maß an Bewegung ist. Entscheidend sind eine ausgewogene Ernährung, frisches und gesundes Kochen sowie der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel mit Zucker und Weizenmehl. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen dienen zur Überwachung der Blutzuckerwerte.

Körperliche Aktivität

Auch regelmäßige Bewegung hilft dabei, den erhöhten Blutzuckerspiegel zu senken. Das können zum Beispiel regelmäßige Spaziergänge sein, aber auch Sport wie Radfahren, Walking oder Schwimmen eignen sich. Wie viel Bewegung sinnvoll ist und welcher Sport geeignet ist, hängt dabei von der Belastbarkeit der Schwangeren ab.

Insulin-Therapie

Wenn sich kein Erfolg durch eine Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung feststellen lässt, wird meist eine intensivierte Insulin-Therapie herangezogen. Bei anhaltend hohen Zuckerwerten ist daher eine Insulingabe notwendig, seltener auch Diabetesmedikamente. Die Insulinspritzen werden abends oder morgens gesetzt, wobei abends Langzeit-Insulin (Verzögerungsinsulin) verwendet wird. Vor einer Mahlzeit ist häufig eine zusätzliche Injektion mit einem kurz wirksamen Insulin nötig, um den zu erwartenden Blutzuckeranstieg infolge der Nahrungsaufnahme abzufangen. Mehrmals täglich ist zudem eine Blutzuckermessung erforderlich. Vor Beginn der Insulin-Therapie erhalten Sie eine umfassende Schulung.

Eine Schwangere nimmt Metformin ein

Metformin kann als ergänzende Behandlung in Kombination mit Insulin zum Einsatz kommen, wenn eine alleinige Insulintherapie nicht den gewünschten Erfolg bringt. Metformin wird jedoch nicht als alleinige Therapie eingesetzt und ist auch nicht die erste Wahl. Es kann Nebenwirkungen wie Durchfall verursachen. In der Schwangerschaft wird empfohlen, den Diabetes nicht mit Metformin zu behandeln. Stattdessen sollte der Blutzuckerspiegel durch Insulin so gut wie möglich auf normale Werte eingestellt werden, um das Risiko von Missbildungen des Föten zu reduzieren. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und eine enge Rücksprache mit dem behandelnden Arzt sind in jedem Fall wichtig.

Ernährung in der Schwangerschaft

Nach der Diagnose ist eine Ernährungsumstellung mithilfe einer Ernährungsberatung sinnvoll. Ziel ist es, die Blutzuckerwerte abzusenken und die Gewichtszunahme im Rahmen der Schwangerschaft zu kontrollieren. 

Empfohlen werden dabei drei Hauptmahlzeiten sowie fünf bis sieben kleine Zwischenmahlzeiten. Die Nährstoffzunahme setzt sich dabei folgendermaßen zusammen:

Eine Schwangere bereitet gemeinsam mit ihrer Tochter Gemüse zu

Empfohlen werden dabei drei Hauptmahlzeiten sowie fünf bis sieben kleine Zwischenmahlzeiten. Die Nährstoffzunahme setzt sich dabei folgendermaßen zusammen:

  • 40 bis 50 Prozent Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte
  • 30 Prozent Fette wie pflanzliche Fette und Öle
  • 20 bis 30 Prozent Eiweiße wie fettarme Milch- und Milchprodukte, fettarme Fleisch- und Wurstwaren
  • mindestens 30 Gramm Ballaststoffe wie Vollkorn, Hülsenfrüchte, Obst, Gemüse
  • eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen

Auf Weißmehlprodukte, Süßwaren, Fruchtsäfte, Cola und Limonaden wird verzichtet, da diese den Blutzucker übermäßig schnell und stark ansteigen lassen. Auch Fertiggerichte sind nicht Teil der Ernährung, da sie kalorienreich sind und zu viel Salz enthalten. 

Bei übergewichtigen Schwangeren ist eine strenge Diät nicht sinnvoll. Stattdessen sollte hier die tägliche Kalorienzufuhr reduziert werden.

Wie wirkt sich Schwangerschaftsdiabetes auf Mutter und Kind aus?

Aufgrund des Gestationsdiabetes besteht bei der Mutter ein erhöhtes Risiko für Präeklampsie. Kurzfristig sind auch Infektionen der Harnwege und der Vagina möglich. Des Weiteren besteht ein erhöhtes Risiko für vorzeitige Wehen, eine vorzeitig eingeleitete Geburt oder Blasensprung durch die erhöhte Fruchtwassermenge. Auch der Blutdruck erhöht sich. Durch eine überdurchschnittliche Größe des Kindes kommt es zudem häufig zu Geburtsverletzungen oder es muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden, da das Kind beispielsweise nicht durch das Becken passt. Bei einer erneuten Schwangerschaft ist die Wahrscheinlichkeit für Schwangerschaftsdiabetes ebenfalls erhöht. Stillen kann dem Diabetes entgegenwirken, da es den Blutzuckerspiegel und das Insulinlevel reduziert.

Beim Kind kann es während der Geburt zu Komplikationen wie einem Geburtsstopp kommen. Außerdem hat das Kind häufig ein höheres Geburtsgewicht und eine größere Körpergröße. Des Weiteren sind Fehlbildungen, zum Beispiel am Herzen, möglich. Auch Anpassungsstörungen kurz nach der Geburt wie Probleme mit der Atmung, die Neigung zur Unterzuckerung oder Neugeborenengelbsucht können auftreten. Langfristig besteht ein erhöhtes Risiko für Diabetes mellitus und Adipositas.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mehr erfahren

    Kontakt zur AOK Sachsen-Anhalt