Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Schwangerschaftscholestase

Eine schwangere Frau bemerkt einen Juckreiz als Symptom einer Schwangerschaftscholestase

Erhöhte Leberwerte in der Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft ist für die meisten Frauen eine Zeit voller Vorfreude auf das Baby, doch sie kann auch mit körperlichen Veränderungen und Beschwerden einhergehen. Eine seltene, aber ernst zu nehmende Komplikation ist die sogenannte Schwangerschaftscholestase, eine Funktionsstörung des Gallenabflusses in der Leber. Sie führt zu erhöhten Leberwerten und kann ohne rechtzeitige Diagnose und Behandlung Risiken für das ungeborene Kind mit sich bringen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen medizinischen Betreuung ist die Erkrankung gut behandelbar und heilt in der Regel nach der Geburt vollständig ab.

In unserem Beitrag erfahren Sie, was genau eine Schwangerschaftscholestase ist und welche Ursachen und Symptome typisch sind. Lesen Sie außerdem, wie die Diagnose gestellt und behandelt wird und was Sie tun können, um vorzubeugen.

Wussten Sie schon, dass...

  • Gallensäure für die Fettverdauung wichtig ist?
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  • die Schwangerschaftscholestase zu den häufigsten Lebererkrankungen in der Schwangerschaft zählt?

Schwangerschaftscholestase: Das steckt dahinter

Die Schwangerschaftscholestase, auch intrahepatische Schwangerschaftscholestase (englisch intrahepatic cholestasis of pregnancy kurz ICP) genannt, ist eine seltene, ernst zu nehmende Leber- und Gallenfunktionsstörung, die während der Schwangerschaft auftreten kann. Sie betrifft circa 0,1 bis 0,7 Prozent aller Schwangerschaften und zeigt sich in der Regel im dritten Trimester.

Ursache ist eine Störung des intrahepatischen Gallenabflusses, also des Abflusses der Gallenflüssigkeit innerhalb der Leber. Durch diesen sogenannten Gallenstau gelangen Gallensäuren in das Blut der Mutter und können so auch den Blutkreislauf ungeborenen Kindes erreichen. Unbehandelt kann die Erkrankung schwere Komplikationen sowohl für das Baby als auch für die Mutter hervorrufen.  

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Symptome einer Schwangerschaftscholestase

Die Symptome einer Schwangerschaftscholestase können in ihrer Ausprägung variieren.

Anzeichen

Das Hauptsymptom ist ein starker, anhaltender oder wiederkehrender Juckreiz am gesamten Körper, der vorwiegend nachts auftritt. Typischerweise sind vor allem Handflächen und Fußsohlen betroffen. Durch das häufige Kratzen entstehen nicht selten Hautveränderungen wie Kratzspuren. Mitunter entstehen auch kleine gerötete Knoten, die durch das Scheuern der Haut verursacht werden.

In schweren Fällen zeigen sich erhöhte Leberwerte im Blut. Seltener kommt es zu einem Anstieg des Farbstoffs Bilirubin, was eine gelbliche Verfärbung von Haut und Augenbindehäuten (Gelbsucht) verursachen kann. Begleitend können dunkler Urin und heller, gräulich gefärbter Stuhl auftreten. 

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Schmerzen im rechten Oberbauch 
  • Übelkeit und Appetitverlust
  • Müdigkeit oder Erschöpfung
  • leichte depressive Verstimmungen oder Stimmungsschwankungen 

Folgen einer Schwangerschaftscholestase

Eine unbehandelte Schwangerschaftscholestase kann ernsthafte Folgen für das ungeborene Kind haben. Durch die gestörte Leberfunktion der Mutter gelangen Gallensäuren in den Blutkreislauf des Babys, was dessen Stoffwechsel und Kreislauf beeinträchtigen kann.

Eine Ärztin untersucht eine schwangere Frau mit Verdacht auf Schwangerschatfscholestase

Das größte Risiko besteht in einer erhöhten Gefahr für eine Totgeburt, insbesondere wenn die Gallensäuren stark erhöht sind. Außerdem kann die Erkrankung vorzeitige Wehen auslösen und damit zu einer Frühgeburt führen. 

Auch nach der Geburt können Komplikationen auftreten. Manche Neugeborenen entwickeln ein Atemnotsyndrom, da die Lungenreife beeinträchtigt sein kann. In seltenen Fällen kommt es auch zu Herzrhythmusstörungen beim Baby.

Ein weiteres mögliches Problem ist die sogenannte Mekoniumpassage. Dabei gelangt der erste Stuhl des Kindes vor der Geburt ins Fruchtwasser. Atmet das Baby diese verunreinigte Flüssigkeit ein, kann dies zu Atemproblemen oder Infektionen führen. 

Ursachen und Risikofaktoren

Die genaue Ursache der Schwangerschaftscholestase ist noch unklar. Fachleute gehen davon aus, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken

  • Genetische Veranlagung

    Bei manchen Frauen liegt eine erblich bedingte Veränderung bestimmter Gene vor. Diese betreffen Proteine, die für den Transport und die Ausscheidung der Gallensäuren in den Leberzellen verantwortlich sind. Ist ihre Funktion eingeschränkt, kann es leichter zu einem Gallenstau kommen. 

  • Hormone

    Auch die weiblichen Hormone, insbesondere Östrogene und Gestagene, spielen eine wichtige Rolle. Sie können den Gallenabfluss hemmen, vor allem in den letzten Monaten der Schwangerschaft, wenn ihre Konzentration im Blut besonders hoch ist. Zusätzlich können Mangelzustände, etwa an Selen- oder Vitamin D, die Entstehung begünstigen. 

  • Äußere Faktoren

    Beobachtungen zeigen, dass Schwangerschaftscholestase häufiger in den Wintermonaten auftritt. Die genaue Ursache dafür ist unklar. Vermutlich gibt es einen Zusammenhang mit der verminderten Sonneneinstrahlung oder einer Ernährungsumstellung in dieser Zeit. 

  • Bestimmte Vorerkrankungen 

    Ein erhöhtes Risiko besteht bei Frauen, die bereits in einer vorangegangenen Schwangerschaft an einer Cholestase erkrankt waren. Auch Gallensteine oder chronische Leberentzündungen, etwa durch Hepatitis-C-Viren und eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhäute können eine Rolle spielen.

  • Weitere Risikofaktoren 

    Frauen mit Mehrlingsschwangerschaften sind ebenfalls stärker gefährdet, da ihr Hormonspiegel deutlich höher liegt als bei einer Einlingsschwangerschaft. 

Erhöhte Leberwerte: Diagnose und Behandlung

Anamnese und körperliche Untersuchung

Die Diagnose einer Schwangerschaftscholestase beginnt in der Regel mit einer gründlichen Anamnese. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung der Mutter, bei der die Haut auf Kratzer, Rötungen oder gelbliche Verfärbungen geprüft wird.

Blutuntersuchung zur Diagnosesicherung

Zur Diagnosesicherung wird eine Blutabnahme durchgeführt. Dabei werden vor allem die Leberwerte und die Konzentration der Gallensäuren im Blut bestimmt.

Bei einer schwangeren Frau wird eine Blutuntersuchung durchgeführt

Therapie und Linderung der Beschwerden

Die Behandlung zielt darauf ab, die Leberfunktion zu stabilisieren, die Gallensäuren zu senken und Risiken für das ungeborene Kind zu minimieren. Dazu wird meist Ursodesoxycholsäure eingesetzt. Sie hilft, die Leberwerte zu senken, normalisiert die Konzentration von Gallensäure im Blut der Mutter und bietet dem Ungeborenen Schutz vor möglichen Komplikationen. Zur Linderung des Juckreizes können rückfettende oder kühlende Cremes und Lotionen aufgetragen werden, die die Haut beruhigen und das Wohlbefinden verbessern.

Kontrolle und Geburtsplanung

Während der gesamten Schwangerschaft erfolgt eine engmaschige Kontrolle des ungeborenen Kindes, sowohl durch regelmäßige Blutuntersuchungen als auch durch CTG-Überwachungen. In manchen Fällen wird die Geburt zwischen der 36. und 38. Schwangerschaftswoche eingeleitet, um das Risiko für Komplikationen zu verringern. Diese Entscheidung trifft der behandelnde Arzt individuell nach dem Verlauf der Erkrankung und den gemessenen Gallensäurewerten.

Schwangerschaftscholestase: Betreuung in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit keine speziellen Einrichtungen, die sich ausschließlich auf die Behandlung der Schwangerschaftscholestase spezialisiert haben. Die Betreuung erfolgt über die Frauenkliniken und Geburtshilfeabteilungen der regionalen Krankenhäuser. Dort werden alle notwendigen Untersuchungen und Kontrollen durchgeführt, einschließlich Laboranalysen, Ultraschalluntersuchungen und CTG-Kontrollen.

Anlaufstellen können sein: 

  • Universitätsklinikum Halle (Saale) – Klinik für spezialisierte Geburtshilfe und Pränatalmedizin
  • Universitätsklinikum Magdeburg - Kompetenzzentrum für Pränataldiagnostik und Betreuung von Risikoschwangerschaften

Diagnostische Schritte

Zur Abklärung einer Schwangerschaftscholestase werden in der Regel folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Blutuntersuchung zur Bestimmung der Leberwerte
  • Prüfung der Gallensäuren im Blut
  • Regelmäßige ärztliche Kontrollen zur Überwachung des Krankheitsverlaufs

Empfehlung

Bei Verdacht auf eine Schwangerschaftscholestase ist eine frühzeitige ärztliche Abklärung besonders wichtig. Eine engmaschige medizinische Betreuung durch Fachärzte für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie die Erstellung eines individuellen Behandlungsplans tragen dazu bei, Risiken für Mutter und Kind zu minimieren.

Eine Mutter hält nach überstandener Schwangerschaftscholestase ihr Neugeborenes im Arm

Und nach der Geburt?

Nach der Geburt des Babys normalisieren sich die Leberfunktion und der Gallenfluss in der Regel rasch. Durch das Absinken des weiblichen Hormonspiegels verringert sich auch die Konzentration der Gallensäure im Blut, sodass sich die Werte meist innerhalb weniger Tage oder Wochen wieder normalisieren. Der belastende Juckreiz verschwindet typischerweise kurz nach der Entbindung vollständig. 

Langfristig sollten Frauen jedoch darauf achten, hormonelle Verhütungsmethoden wie die Anti-Baby-Pille nur nach ärztlicher Rücksprache zu verwenden, da die enthaltenen Hormone erneut den Gallenfluss beeinflussen können.

Wichtig: Bei einer erneuten Schwangerschaft tritt die Cholestase sehr häufig erneut auf. Daher ist bei Frauen mit entsprechender Vorgeschichte eine frühzeitige ärztliche Überwachung und regelmäßige Kontrolle der Leberwerte bereits ab Beginn der Schwangerschaft ratsam.

Gut zu wissen

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