Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Blasenschwäche bei Frauen

Frau Mitte 30 fährt mit fahrrad an einer breiten Straße in der Stadt

Das hilft Frauen bei Harninkontinenz

Blasenschwäche ist unter Frauen häufig immer noch ein Tabuthema. Dabei ist jede dritte bis vierte Frau irgendwann in ihrem Leben von Harninkontinenz betroffen, zumindest vorübergehend. Viele schämen sich und trauen sich nicht, ärztliche Hilfe zu suchen. Dabei ist Blasenschwäche nicht nur eine Begleiterscheinung des Alters – auch andere Ursachen sind möglich. Welche das sind, lesen Sie in unserem Artikel. Außerdem erfahren Sie, wie Sie Ihren Beckenboden stärken und Blasenschwäche vorbeugen können.

Wussten Sie schon, dass…

  • fast jede dritte bis vierte Frau von Blasenschwäche betroffen ist?
  • eine starke Beckenbodenmuskulatur Inkontinenz ein Stück weit vorbeugen kann?
  • wir kostenfreie Yogastunden anbieten?

Was ist Blasenschwäche?

Eine etwa 25 jährige Frau steht an einem Fenster und schaut nach draußen. Sie hält eine Tasse in de Hand.

Bei einer Blasenschwäche, die medizinisch als Harninkontinenz bezeichnet wird, geht unkontrolliert und ungewollt Urin verloren. Je stärker die Blasenschwäche ausgeprägt ist, desto häufiger und desto mehr Urin verliert man.
Warum Frauen häufiger von Blasenschwäche betroffen sind, ist anatomisch festgelegt. Das Becken der Frau ist breiter als das männliche. Dadurch wird die Beckenbodenmuskulatur mehr beansprucht, was zu einer sensiblen Blase führt. Entscheidet sich die Frau für ein Kind, wird die Beckenbodenmuskulatur zusätzlich während der Schwangerschaft stark beansprucht. Sie muss die Gebärmutter und alle anderen Organe während dieser Zeit halten.

Arten der Blasenschwäche

Es gibt verschiedene Formen der Blasenschwäche, die unterschiedliche Ursachen und Symptome haben:

  • Belastungsinkontinenz/ Stressinkontinenz

    Bei einer Belastungsinkontinenz kommt es zu einem unbewussten Urinverlust durch Druck auf die Blase. Das geschieht beispielsweise beim Husten, Niesen, Hüpfen oder Laufen. Der Verlust der Urinmenge ist dabei vergleichsweise gering. Mit 35 bis 45 Prozent aller Betroffenen ist dies die am häufigsten auftretende Form bei Frauen.

  • Dranginkontinenz

    Eine Dranginkontinenz macht sich durch einen plötzlichen, starken Harndrang mit unkontrolliertem Urinverlust bemerkbar, obwohl die Blase nicht voll ist. Daher nennt man diese Form auch überaktive Blase oder Reizblase.

  • Mischinkontinenz

    Bei einer Mischinkontinenz kommt es sowohl zu Symptomen der Belastungs- als auch der Dranginkontinenz.

Ursachen von Harninkontinenz

Verschiedene Faktoren können eine Blasenschwäche auslösen. Oft spielt das Alter eine Rolle. Doch es gibt auch zahlreiche andere Ursachen, die insbesondere junge und mittelalte Frauen betreffen:

  • Schwangerschaft und Geburt: Durch die wachsende Gebärmutter wird die Beckenbodenmuskulatur immer mehr beansprucht. Bei einer vaginalen Geburt wird sie zudem besonders stark belastet. Dadurch erschlafft sie und kann den Schließmuskel der Harnröhre nicht mehr so gut unterstützen.
  • Hormonelle Veränderungen: Schwankungen im Hormonhaushalt, zum Beispiel durch eine Schwangerschaft, die Stillzeit oder hormonelle Verhütung, können die Blasenfunktion beeinflussen.
  • Beckenbodenschwäche: Durch intensiven Sport oder schweres Heben kann eine Beckenbodenschwäche entstehen. Diese kann wiederum zu unkontrolliertem Urinverlust führen.
  • Blasenentzündungen: Wiederkehrende Harnwegsinfektionen können die Blasenfunktion beeinträchtigen.
  • Neurologische Erkrankungen: Bei Krankheiten wie Multipler Sklerose oder Diabetes kommt es zu einer Störung der Nervenbahnen, wodurch auch die Blasenfunktion beeinflusst werden kann.
  • Psychischer Stress: Stress und Angststörungen begünstigen eine überaktive Blase.

Symptome und Anzeichen

Unrecognizable woman on the toilet with stomach pain.

Betroffene einer Blasenschwäche haben keine Kontrolle darüber, wann und wo es zum Harnabgang kommt. Folgende Symptome gehen häufig mit einer Harninkontinenz einher:

  • leichter ungewollter Urinverlust beim Niesen, Lachen und Husten
  • häufiger Harndrang
  • häufiges Wasserlassen
  • Schwierigkeiten bei der Blasenentleerung: Restharn in der Blase
  • brennender Schmerz bei der Harnabgabe
  • Blutspuren im Urin
  • vermehrtes Auftreten von Harnwegsinfektionen und Blasenentzündungen (Cystitis)
  • schmerzhaftes Urinieren: kann auf Krankheiten hinweisen

Wenden Sie sich bei Beschwerden an einen Gynäkologen oder Urologen zur ärztlichen Abklärung.

Diagnose

Für die richtige Diagnose ist es wichtig, dass Sie die Krankheitssymptome genau beschreiben. Dazu gehört vor allem, wann der Urinverlust auftritt und wie stark er tagsüber oder auch nachts ist. Gegebenenfalls füllen Sie dazu einen Inkontinenzfragebogen aus, in dem auch Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente abgefragt werden.

Gegebenenfalls empfiehlt Ihnen Ihr Arzt, ein sogenanntes Miktionstagebuch zu führen. In dieses tragen Sie ein, wie viel sie trinken, wann der Harndrang spürbar ist, wie oft und wann Toilettengänge stattfinden sowie ob und wann es zu einem unwillentlichen Harndrang kommt. Anhand der Angaben können Rückschlüsse auf ungünstige Trink- und Toilettengewohnheiten oder andere Verhaltensmuster gezogen werden, die für eine Blasenschwäche verantwortlich sein könnten.

Nach der Befragung folgen eine gynäkologische Untersuchung, eine Harnuntersuchung und gegebenenfalls ein Ultraschall. Eine Blasenspiegelung ist nur notwendig, wenn andere Krankheiten ausgeschlossen werden sollen.

Behandlungsmöglichkeiten

Je nach Schweregrad der Inkontinenz kommen unterschiedliche Behandlungsmethoden in Frage:

  • Beckenbodentraining

    Es stärkt nicht nur die Beckenbodenmuskulatur, sondern auch den Harnröhrenverschluss. Das hilft, den Urin besser zurückzuhalten. Für einen Trainingserfolg sind etwa drei bis sechs Monate Training nötig.

  • Blasentraining

    Hier liegt der Fokus auf dem Erlernen von Techniken, um dem ersten Harndrang nicht nachzugeben und so die Abstände zwischen den Toilettengängen zu vergrößern. Oft wird das Blasentraining in Kombination mit Beckenbodentraining angewendet.

  • Ernährung und Lebensstil

    Durch eine Gewichtsreduktion verringert sich der Druck auf den Beckenboden, was sich positiv auf den Harndrang auswirken kann. Vermeiden Sie harntreibende Getränke wie Kaffee oder schwarzen Tee und trinken Sie gleichmäßig über den Tag verteilt. Nutzen Sie außerdem Techniken für richtiges Heben und Tragen.

  • Medikamente

    Spezielle Medikamente unterstützen die Entspannung der Blase und vermindern beziehungsweise unterdrücken die Kontraktionen der Blasenmuskulatur. Andere regulieren den Hormonspiegel und können so Patientinnen mit Blasenschwäche helfen. Die Entscheidung über den Medikamenteneinsatz trifft der behandelnde Arzt.

  • Operative  Maßnahmen

    Wenn die anderen Maßnahmen erfolglos bleiben, ist auch eine Operation möglich. Beispielsweise kann ein Kunststoffbändchen unter der Harnröhre eingesetzt, um sie bei Belastungen (z.B. beim Husten) zu stützen und den Harnverlust zu minimieren. 

Anlaufstellen für die Behandlung von Harninkontinenz sind 
zertifizierte Beckenbodenzentren in Sachsen-Anhalt:

  • Beckenbodenzentrum Magdeburg Krankenhaus St. Marienstift
  • Kontinenz- und Beckenbodenzentrum Halberstadt
  • Beckenbodenzentrum Krankenhaus Martha-Maria Halle: spezialisiert auf Eingriffe bei Beckenbodenschwäche

Hilfsmittel und Tipps im Alltag

Junge sportliche Frau übt zuhause auf dem Boden die Schulterbrücke.

 

Es gibt viele verschiedene Produkte, um mit einer leichten Blasenschwäche den Alltag zu meistern. Je nach abgegebener Menge des Urins können Vorlagen in unterschiedlichen Größen genutzt werden. Eine Ersatzunterhose in der Handtasche gibt Sicherheit unterwegs.

Neben diesen Maßnahmen können Sie auch im Alltag regelmäßig Ihren Beckenboden stärken. Hier einige Übungen und Tipps:

  • Achten Sie während Ihrer Arbeit auf Ihre Haltung. Versuchen Sie überwiegend zu sitzen, ändern Sie jedoch gelegentlich Ihre Position. Im Stehen sollten Sie Ihre Knie nicht vollständig durchdrücken.
     
  • Beim Tragen von Gegenständen achten Sie darauf, dass diese ein Gewicht von fünf Kilo nicht überschreiten.
     
  • Setzen Sie sich auf einen Stuhl und ziehen Sie Ihren Beckenboden nach oben in den Körper. Wiederholen Sie die Übung bis zu zehnmal und mehrmals regelmäßig am Tag. Nach einiger Zeit werden Sie Ihren Beckenboden spüren und ihn beeinflussen können.
  • Beim Husten oder Niesen drehen Sie den Oberkörper zur Seite und ziehen den Beckenboden nach innen, um ihn zu entlasten.
     
  • Yoga oder Pilates stärken den Beckenboden und trainieren die Tiefenmuskulatur. Diese hilft Belastungen auf den Beckenboden auszugleichen. Wir bezuschussen in ganz Sachsen-Anhalt Bewegungs- und Entspannungskurse und bieten außerdem eine kostenfreie Yogaschule an.
     
  • Ein Biofeedback-Beckenbodentrainer unterstützt Sie beim gezielten Beckenbodentraining. Mithilfe von visuellen oder akustischen Rückmeldungen signalisiert er, ob die Muskeln richtig angespannt werden. Dadurch verbessern Sie Ihre Körperwahrnehmung und steigern die Effizienz des Trainings. Der Beckenbodentrainer empfiehlt sich besonders für Einsteigerinnen und Frauen, die Probleme haben, die richtigen Muskeln zu „fühlen“.

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