Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Fehlgeburt

Eine etwa 60 jährige Frau umarmt ihre Tochter nach einer Fehlgeburt

Eine Fehlgeburt sollte kein Tabuthema sein

Eine Schwangerschaft bedeutet nicht nur körperliche Veränderung, sondern auch Emotionen. Die Vorfreude auf eine Zukunft mit Kind steigt mit Voranschreiten der Schwangerschaft. Umso härter trifft es Paare, wenn das Baby noch im Bauch der Mutter stirbt. Doch Fehlgeburten, medizinisch Abort genannt, sind leider gerade in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen keine Seltenheit. In unserer Gesellschaft gelten Fehlgeburten als Tabuthema, dabei sollten wir offen darüber sprechen können. 

Wussten Sie schon, dass…

  • Sie auch bei einer Fehlgeburt Anspruch auf Betreuung durch eine Hebamme haben?
  • die Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung hilft, kurzfristig einen Termin beim Psychotherapeuten zu erhalten?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?

Wann spricht man von einer Fehlgeburt?

Schwangerschaften die enden, bevor das Kind lebensfähig ist, bezeichnet man als Fehlgeburt. Mit dem heutigen Stand unserer Medizin gelten Kinder, ab der 24. Schwangerschaftswoche und einem Gewicht von mindestens 500 Gramm als lebensfähig.  

Ereignet sich eine Fehlgeburt bis zur 12. Schwangerschaftswoche, sprechen Mediziner von einem Frühabort. Eine Schwangerschaft, die zwischen der 16. und 24. Schwangerschaftswoche endet, nennt man Spätabort. Kinder, die nach der 24. Schwangerschaftswoche im Mutterleib versterben, gelten als Totgeburt. 

Wie häufig kommen Fehlgeburten vor?

Eine Pärchen liegt sich traurig in den Armen

Schätzungsweise enden rund 12 bis 15 Prozent aller medizinisch nachgewiesenen Schwangerschaften in einer Fehlgeburt. Hinzu kommt noch eine deutlich größere Zahl an Aborten, die so früh passieren, dass sie von der Frau gar nicht bemerkt und für eine etwas stärkere Regelblutung gehalten werden.

Generell ist das Risiko in den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft eine Fehlgeburt zu erleiden deutlich höher, als im weiteren Verlauf der Schwangerschaft. Insgesamt sinkt das Fehlgeburts-Risiko mit jeder Schwangerschaftswoche. Nach dem ersten Trimester liegt sie – je nach Alter der Mutter – bei etwa 1 Prozent.

Wie kommt es zu einer Fehlgeburt?

Die Ursachen für eine Fehlgeburt können beim Kind, bei der Mutter oder auch bei dem Vater liegen.

Eine der häufigsten Ursachen für eine Fehlgeburt sind Fehlbildungen in der embryonalen Entwicklung. Der Körper erkennt dies und beendet die Schwangerschaft frühzeitig. Diese Entscheidung unseres Körpers kann niemand beeinflussen.

Weitere Ursachen können sein:

  • Fehlbildungen der Gebärmutter

    Bei einigen Frauen ist die Gebärmutter doppelt angelegt oder hat nur einen Eileiter. Von diesen Fehlbildungen gibt es verschiedene Unterformen und diese können in einer Schwangerschaft zu Problemen führen.

  • Tumore der Gebärmutter

    Wenn sich in der Gebärmutter ein Tumor bildet, ist die Versorgung des Kindes gefährdet. In einigen Fällen verhindert der Tumor, dass sich die befruchtete Eizelle nicht richtig in der Gebärmutterschleimhaut einnisten kann.

  • Gebärmutterhalsschwäche

    Der Gebärmutterhals ist normalerweise bis zur Geburt geschlossen. Öffnet er sich aufgrund einer Schwäche der Muskulatur vorher, kann es zu einer Fehlgeburt kommen.

  • Infektionen

    In einigen Fällen schädigen Infektionen das ungeborene Kind und führen zu einer Fehlgeburt. Hierzu zählen zum Beispiel Toxoplasmose, Zytomegalieviren oder Listerien. 

  • Hormonelle Störungen

    Diabetes oder auch Störungen der Schilddrüse erhöhen das Risiko eine Fehlgeburt zu erleiden. Betroffene Frauen haben oft mit Entwicklungsstörungen des Embryos zu kämpfen.

  • Schlechte Qualität der Spermien

    Ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung eines Lebens sind die Spermien des Vaters. Weisen Sie DNA-Schäden kann sich der Embryo nicht ausreichend entwickeln und stirbt ab. Es kommt zu einer Fehlgeburt. 

  • Medizinische Eingriffe

    Treten während der Schwangerschaft Auffälligkeiten bei Mutter oder Kind auf, sind unter Umständen ärztliche Untersuchungen oder Operationen erforderlich. Diese können ebenfalls die Entwicklung des Embryos gefährden und eine Fehlgeburt begünstigen. 

Risikofaktoren

In der Schwangerschaft trägt man Verantwortung für ein neues Leben. Daher sollten werdende Mütter besonders auf ihr Wohlbefinden achten. Studien haben zudem gezeigt, dass Drogenkonsum, Nikotin, Alkohol aber auch Stress der Mutter und der Entwicklung des Kindes erheblich schaden können.         

Das Risiko eine Fehlgeburt zu erleiden steigt mit zunehmenden Alter der Mutter. So haben Frauen zwischen 20 und 29 Jahren ein deutlich geringeres Risiko eine Fehlgeburt zu erleiden, als Frauen über 35. Hat die Frau bereits einen Abort erlitten, besteht ebenso ein höheres Risiko für eine Fehlgeburt.

Symptome bei einer Fehlgeburt

Komplikationen in der Schwangerschaft gehen häufig mit vaginalen Blutungen, begleitet von Unterleibsschmerzen einher. Bei einigen Frauen äußert sich eine Fehlgeburt auch durch die Abnahme der Schwangerschaftsanzeichen. 

Wichtig zu wissen: Komplikationen, die zügig bemerkt werden, können behandelt werden und so unter Umständen eine Fehlgeburt verhindern. Wenn sich bei Ihnen folgende Symptome zeigen oder Sie sich unwohl fühlen, zögern Sie nicht Ihren Arzt oder Ihre Ärztin aufzusuchen: 

•  Ziehen im Unterleib

• Krampfartige Unterbauchschmerzen

• Fieber oder Schüttelfrost, generelles Unwohlsein

• Trüber vaginaler Ausfluss

• Schmerzen im unteren Rückenbereich

In einigen Fällen erleiden Frauen aber auch völlig unbemerkt und symptomfrei eine Fehlgeburt. Oft bringt dann erst die nächste Kontrolluntersuchung beim Frauenarzt oder der Frauenärztin Gewissheit.

Wie wird eine Fehlgeburt festgestellt?

Nahaufnahme Bauch beim Ultraschall bei Ärztin

In den meisten Fällen wird eine Fehlgeburt mithilfe einer Ultraschalluntersuchung diagnostiziert. Der Arzt oder die Ärztin prüft den Herzschlag und schaut, ob der Muttermund noch verschlossen ist. Diese Untersuchung findet normalerweise während der regelmäßigen Kontrolltermine statt oder auch wenn die Frau wegen Beschwerden bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin vorstellig wird. 

Wenn die Schwangerschaft noch nicht mit Ultraschall dargestellt werden kann, bringt eine Laboruntersuchung, bei der die Konzentration des Schwangerschaftshormons bestimmt wird, Klarheit. 

Behandlung bei einer Fehlgeburt

Die Behandlung ist individuell und hängt von der Situation der jeweiligen Frau ab. Bei einer drohenden Fehlgeburt können Bettruhe und wehenhemmende Medikamente hilfreich sein. Ist die Fehlgeburt durch Ihren Arzt oder Ihre Ärztin nachgewiesen, kommen je nach Fortschreiten der Schwangerschaft verschiedenen Behandlungsmethoden in Frage. Mediziner unterscheiden dabei verschiedene Formen des Aborts:

  • Missed Abortion oder verhaltene Fehlgeburt

    Das Herz des Embryos hört einfach auf zu schlagen. Ist die Schwangerschaft schon fortgeschritten, spüren Betroffene keine Kindsbewegungen mehr. Wichtig ist nun, dass der Embryo bzw. der Fötus aus der Gebärmutter der Frau entfernt wird, um eine Infektion der Mutter zu verhindern. Einige Frauen wünschen dies auf natürlichem Weg und warten, bis der Körper den Embryo von allein abstößt. Das kann aber nur bis zu einem bestimmten Punkt ärztlich verantwortet werden. Je nachdem wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten ist, wird eine Ausschabung notwendig. Ab der 16. Schwangerschaftswoche wird die Geburt medikamentös eingeleitet.

  • Vollständiger Abort

    Der Körper stößt den Embryo vollständig aus. Im Ultraschall ist die Schwangerschaft dann nicht mehr nachweisbar. Ein vollständiger Abort tritt in der Regel in der Frühschwangerschaft auf und verläuft oftmals unbemerkt. Bei dieser Form der Fehlgeburt ist meist keine Ausschabung notwendig.

  • Unvollständiger Abort

    Der Körper stößt den Embryo nur teilweise aus, sodass Reste der Schwangerschaftsanlage in der Gebärmutter der Frau verbleiben. Hier muss eine ärztliche Behandlung mittels einer Operation erfolgen, um alle Gewebebestandteile aus der Gebärmutter zu entfernen und Infektionen zu verhindern.

Abschied nehmen

Verstorbene Kinder, die mit einem Gewicht unter 500 Gramm geboren werden, bezeichnet man als Sternenkinder. Betroffenen Eltern soll so das Bild vermittelt werden, dass das verstorbene Kind den Himmel erreicht, bevor es geboren wurde. 
Sternenkinder werden nicht als Person in das Geburts- oder Sterberegister eingetragen und müssen daher laut Bestattungsgesetz nicht beerdigt werden. Aus diesem Grund bieten viele Kliniken Gemeinschaftsgräber für Sternenkinder an. Für verstorbene Kinder über 500 Gramm besteht dagegen eine Bestattungspflicht.

Der Tod eines Kindes ist das schmerzhafteste Ereignis, was Eltern widerfahren kann. In solch einer Ausnahmesituation ist viel Beistand von Familie und Freunden erforderlich. Doch oft reicht diese Unterstützung nicht aus und betroffene Eltern müssen psychische Behandlung in Anspruch nehmen. 

Anspruch auf Hebammenhilfe auch bei Fehlgeburt

Auch wenn das Kind bei der Geburt nicht gelebt hat, besteht für die Mutter ein Anspruch auf Hebammenhilfe. Die Hebamme begleitet die Frau beim Warten auf die Fehlgeburt, während einer Fehlgeburt oder auch im kleinen Wochenbett nach der spontanen Fehlgeburt oder Operation. Sie übernimmt die Nachsorge bei der Mutter und hilft den Eltern durch die erste Zeit der Trauer. Sie hilft außerdem dabei, Anträge auszufüllen und vermittelt weitere Ansprechpartner, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen.

Kann man einer Fehlgeburt vorbeugen?

Nein. Es gibt keine expliziten Vorbeugungsmaßnahmen, die eine Fehlgeburt verhindern. Aber man kann einiges tun, um die Schwangerschaft bestmöglich zu unterstützen. Die beste Voraussetzung für eine komplikationslose Schwangerschaft ist das Wohlbefinden der Mutter. Unterstützend sollte man auf eine gesunde Ernährung, leichte sportliche Betätigung und ausreichend Schlaf achten. Eine Schwangerschaft wird mit Hilfe von regelmäßigen Kontrollterminen bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin begleitet. 

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine neue Schwangerschaft?

Bei vielen betroffenen Eltern entsteht der Wunsch nach einem solch schmerzhaftem Ereignis erneut schwanger zu werden. Abhängig von der Ursache und dem Behandlungszeitpunkt einer Fehlgeburt, besteht in den meisten Fällen die Chance auf eine erneute Schwangerschaft. Der richtige Zeitpunkt für eine erneute Schwangerschaft ist individuell und hängt davon ob, wann Sie sich wieder dazu in der Lage fühlen ein Kind zu bekommen. Wenn keine medizinischen Bedenken bestehen, können Sie sogar schon in einem der folgenden Zyklen wieder schwanger werden. Es gibt sogar Studien, in denen die erhöhte Empfängnisbereitschaft in den Monaten nach einer Fehlgeburt nachgewiesen wurde.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mitglied werden