Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Skoliose

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Krümmung der Wirbelsäule erkennen und behandeln

Bei einer Skoliose, auch Wirbelsäulenverkrümmung genannt, ist die Wirbelsäule seitlich verbogen und die einzelnen Wirbel sind verdreht. Sie entwickelt sich fast nur während der Wachstumsphasen in der Pubertät. Von einer Skoliose sind etwa zwei Prozent der Jugendlichen zwischen 10 und 16 Jahren betroffen. Bei Mädchen tritt die Erkrankung häufiger und oft auch in einer ausgeprägteren Form auf. Wann eine Skoliose behandelt werden muss und welche Möglichkeiten es gibt, lesen Sie im Artikel.

Wussten Sie schon, dass…

  • eine Skoliose nicht immer behandelt werden muss?
  • die AOK Sachsen-Anhalt alle wichtigen Vorsorgeuntersuchungen für Ihr Kinder übernimmt?
  • bei den U-Untersuchungen im Kindesalter auch die Körperhaltung kontrolliert wird?

Wie entsteht Skoliose?

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Warum eine Skoliose entsteht, ist medizinisch bisher nicht geklärt. Deshalb wird sie in den meisten Fällen als "idiopatisch" oder "strukturell" beschrieben. Das bedeutet, dass keine Ursache erkennbar ist. Man vermutet, dass ein ungleichmäßiges Wachstum der Rückenmuskulatur und der Wirbelkörper diese Form der Skoliose auslöst – die eine Seite wächst schneller, die andere langsamer, weswegen die Wirbelkörper sich verdrehen. 

Es gibt aber auch Grunderkrankungen, in deren Folge es manchmal zu einer Wirbelsäulenverkrümmung kommt. Dazu gehören beispielsweise eine angeborene Fehlbildungen der Wirbel, unterschiedlich lange Beine oder Muskel-, Nerven- und Bindegewebserkrankungen. In diesen Fällen ist die Skoliose "funktionär". Das bedeutet, sie wird durch äußere Einwirkungen verursacht.

Wichtig: Eine Skoliose hat nichts mit „schlechter Haltung“ zu tun. Niemand kann etwas dafür, wenn ein Kind oder Jugendlicher Skoliose entwickelt. Ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung ist jedoch eine familiäre Veranlagung. Leider gibt es aktuell keine bekannten Maßnahmen, um einer Skoliose vorzubeugen.

Formen der Skoliose

Je nachdem, wo der Wendepunkt der Wirbelsäulenkrümmung liegt, unterscheidet man unterschiedliche Formen der Skoliose:

  • Thorakale Skoliose - Wendepunkt im Brustwirbelsäulenbereich (c-förmige Verbiegung)
  • Lumbale Skoliose - Wendepunkt im Lendenwirbelsäulenbereich (c-förmige Verbiegung)
  • Thorakolumbale Skoliose - Wendepunkt im Übergangsbereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule (c-förmige Verbiegung)
  • Thorakal- und Lumbalskoliose - Wendepunkt im Brustwirbelbereich und im Lendenwirbelbereich (s-förmige Verbiegung)


Auch nach dem Krümmungswinkel kann die Erkrankung eingeteilt werden.

  • 75 % haben eine leichte Skoliose (Cobb-Winkel zwischen 10 und 20 Grad),
  • 15 % eine mittlere Skoliose (20 bis 30 Grad),
  • 5 % eine starke Skoliose (30 bis 40 Grad) und
  • 5 % eine sehr starke Skoliose (über 40 Grad).


Cobb-Winkel: 

Der sogenannte Cobb-Winkel ist ein Maß für die Stärke einer Wirbelsäulenverkrümmung und der wichtigste Wert zur Beurteilung von Skoliosen. Anhand einer Röntgen-Aufnahme wird der Winkel zwischen den beiden am stärksten gekippten Wirbeln oberhalb und unterhalb eines Wirbelsäulenbogens gemessen.

Symptome bei Skoliose

Eine Skoliose löst im Jugendalter häufig keine Beschwerden aus. Manchmal klagen betroffene Jugendliche über Rückenschmerzen. Es ist jedoch nicht immer eindeutig geklärt, ob wirklich die Skoliose die Ursache dafür ist. Viel eher lässt sich eine Skoliose durch sichtbare Veränderungen des Oberkörpers erkennen. Typische Merkmale sind:

  • unterschiedliche Höhe der Schultern
  • deutliches Hervorstehen eines Schulterblatts oder der Rippen vorne
  • ungleich geformte Taille
  • Beim Bücken bilden die Rippen auf einer Seite einen sichtbaren Buckel (Rippenbuckel) oder der Lendenwulst ist deutlich erkennbar.

Diagnose und Verlauf einer Skoliose

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Treten bei Ihrem Kind sichtbare Anzeichen für eine Skoliose auf, suchen Sie Ihre behandelnde Kinderarztpraxis auf und lassen es abklären. Es wird nach einem Eingangsgespräch, indem es unter anderem um Vorerkrankungen und Skoliose- Erkrankungen in der Familie geht, eine ausführliche körperliche Untersuchung machen. Dabei schließt der Arzt beziehungsweise die Ärztin auch aus, ob andere Ursachen für der Verkrümmung in Frage kommen. 

Als Untersuchung zur Früherkennung eignet sich am besten der sogenannte Vorbeugetest (Adams Test). Dabei beugt Ihr Kind seinen Oberkörper im Stand und bei durchgestreckten Knien nach vorne. Die Arme werden hängen gelassen und die Handflächen aufeinander gelegt. So kann das kinderärztliche Fachpersonal sehen, ob eine Krümmung der Wirbelsäule vorliegt. 

Skoliosen sind meist Zufallsbefunde bei den Vorsorgeuntersuchungen im Jugendalter. Je früher eine Skoliose erkannt wird, desto besser kann sie behandelt werden.

Weitere Untersuchungen

Um beurteilen zu können, wie ausgeprägt die Skoliose ist und ihren Verlauf abzuschätzen, sind weitere Untersuchungen nötig:

  • Röntgenbild der Wirbelsäule im Stehen: Es zeigt die Stärke der Krümmung im Stehen und dient dazu, den Cobb-Winkel zu bestimmen.
  • Bestimmung des Wachstumstadiums: Anhand von Informationen zur Körpergröße, vergangenen Wachstumsschüben und dem Zeitpunkt der ersten Menstruation bei Mädchen, kann der Arzt oder die Ärztin abschätzen, ob die Wirbelsäule noch weiter wächst oder ob das Wachstum abgeschlossen ist.
  • Bestimmung der Skelettreife: Sie wird über eine Röntgenbild vom Beckenkamm bestimmt. Je mehr der Beckenkamm verknöchert ist, desto ausgereifter sind die Knochen.
     

Verlaufsprognose

Je höher der Cobb-Winkel ist und je unreifer die Knochen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Skoliose ohne Behandlung sich weiter verschlimmert. Wenn das Knochenwachstum abgeschlossen ist, verformt sich die Wirbelsäule nicht mehr weiter – außer bei sehr starken Skoliosen mit einem Winkel über 50 Grad.

Behandlungsmöglichkeiten

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Ob eine Behandlung der Erkrankung notwendig ist, hängt von dem Grad der Krümmung ab und wie schnell sie fortschreitet. Skoliosen mit einem Cobb-Winkel unter 10 Grad sind normal und werden nicht behandelt. Ist der Winkel größer, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

  • Beobachten und regelmäßige Kontrolle: Leichte Skoliosen werden regelmäßig zwei bis viermal jährlich kontrolliert. Nimmt die Krümmung zu, erfolgt eine Behandlung.
  • Physiotherapie: In erster Linie verordnet das kinderärztliche Fachpersonal physiotherapeutische Behandlungen, um die Wirbelsäule zu begradigen.
  • Korsett (Orthese): Ist die Skoliose mittelstark oder schreitet sie trotz Physiotherapie fort, erhalten Betroffene ein orthopädisches Korsett. Es drückt auf bestimmte Punkte an der Wirbelsäule um einer Verschlechterung der Verkrümmung entgegen zu wirken. Korsetts werden getragen, bis das Wachstum der Wirbelsäule abgeschlossen ist.
  • Operation: Liegt eine besonders schwere Skoliose vor, kommt eine Operationin Frage. Dabei werden die gekrümmten Wirbel begradigt um Verschlechterungen aufzuhalten.

Sport und Bewegung unterstützt die Skoliose-Behandlung

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Regelmäßige Bewegung kann eine Skoliose nicht verbessern, aber sie stärkt die Rückenmuskulatur und kann die Behandlung so sinnvoll ergänzen. Auf Sportarten, die die Wirbelsäule stark belasten, sollten Sie aber verzichten.

 

Wir haben für Sie ein paar Übungen zusammen getragen, die die Rückenmuskulatur Ihres Kindes stärken:

  • Beinspanner

    Ihr Kind legt sich auf den Bauch. Die Arme sind am Körper. Jetzt hebt es beide Beine nach oben. Dazu hebt es den Oberkörper leicht an und zieht vorsichtig die Arme nach hinten. Kurz halten und die Übung fünfmal wiederholen.

  • Kopf-Lift

    Ihr Kind legt sich auf den Bauch. Die Arme liegen neben dem Körper. Nun versucht es den Oberkörper nach oben anzuheben, ohne die Arme zur Hilfe zu nehmen. Position kurz halten und wieder ablegen. Die Übung fünf Mal wiederholen.

  • Superman

    Ihr Kind legt sich auf den Bauch. Nun streckt es die Arme nach vorne und die Beine nach hinten. Jetzt den Körper anspannen und die Arme und Beine vom Boden abheben. Die Augen schauen auf den Boden. Die Position fünf Sekunden halten und fünfmal wiederholen. 

  • Schaukel

    Ihr Kind geht in den Vierfüßlerstand. Der Rücken ist gerade und der Kopf nach vorne gerichtet. Nun den rechten Arm und das linke Bein gerade ausstrecken. Dann den rechten Arm und das linke Bein anwinkeln und unter dem Bauch zusammenführen. Dabei berühren sich Ellbogen und Knie. Wieder ausstrecken und fünfmal wiederholen. Danach die Seiten wechseln.

Betroffene Kinder unterstützen

Kinder mit einer ausgeprägten Skoliose ziehen sich oftmals zurück, da sie Angst vor Ablehnung von Gleichaltrigen haben. Darüber hinaus kann eine Korsettbehandlung sehr belasten. Wichtig ist, dass Sie für Ihr Kind da sind und es mit in die Behandlung einbeziehen. Erklären Sie ihm, warum eine solche Behandlung notwendig ist. Auch ein Austausch mit Gleichgesinnten in Selbsthilfegruppen hilft Kindern besser mit der Situation zurecht zu kommen. 

Vorsorge nutzen

Eine etwa 30-jährige Schwangere frühstückt zusammen mit ihrem Mann und ihrem etwa 1-jährigen Kind.

Obwohl man Skoliose nicht verhindern kann, ist es wichtig die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt wahrzunehmen. Auffälligkeiten können frühzeitig erkannt und behandelt werden. Die Untersuchung der Wirbelsäule gehört obligatorisch zur Jugendgesundheitsuntersuchung (J1) zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr. Aber auch bei den Vorsorgeuntersuchungen mit vier  und fünf Jahren wird immer auch die Krümmung der Wirbelsäule kontrolliert.  

Gut zu wissen

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