Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Chronische Wunden

Chronische Wunde einer Seniorin am Arm wird versorgt

Wenn Wunden nicht heilen

Wunden gehören für viele Menschen zum Alltag – häufig verursacht durch kleine Unfälle, medizinische Eingriffe oder Erkrankungen. In der Regel heilen sie innerhalb weniger Tage bis Wochen. Bleibt der Heilungsprozess jedoch über längere Zeit aus, spricht man von einer chronischen Wunde. Diese tritt häufig an Füßen oder Unterschenkeln auf und kann über Wochen oder sogar Monate bestehen bleiben. Ursachen sind oft Grunderkrankungen oder Mangelerscheinungen, etwa ein Vitamin- oder Eiweißmangel. Besonders ältere Menschen sind betroffen. Für sie bedeuten chronische Wunden nicht nur anhaltende Schmerzen, sondern auch eine spürbare Einschränkung der Lebensqualität. Umso wichtiger ist eine frühzeitige und gezielte Behandlung – nicht nur zur Wundheilung, sondern auch zur Vorbeugung weiterer gesundheitlicher Folgen. Unbehandelt können schwerwiegende körperliche und psychische Komplikationen drohen.

In unserem Beitrag erfahren Sie, woran man eine chronische Wunde erkennt, welche Ursachen infrage kommen und wie eine gezielte Diagnose und Behandlung erfolgt. Zudem geben wir praktische Alltagstipps zur Pflege und zeigen, wie sich chronischen Wunden wirksam vorbeugen lässt.

Wussten Sie schon, dass...

  • Diabetes das Risiko für chronische Wunden deutlich erhöht?
  • in Deutschland rund drei Millionen Menschen eine chronische Wunde haben?
  • wir Sie bei der Pflege und Behandlung von chronischen Wunden unterstützen?
Bild einer chronischen Wunde (diabetischer Fuß)

Was ist eine chronische Wunde?

Eine chronische Wunde ist eine Hautverletzung, die über einen längeren Zeitraum – in der Regel mehr als acht Wochen – nicht abheilt. In manchen Fällen wird eine Wunde bereits von Beginn an als chronisch eingestuft, etwa beim diabetischen Fuß, bei dem die Heilung durch die Grunderkrankung stark beeinträchtigt ist.

Im Gegensatz dazu stehen akute Wunden, wie etwa Schnitt-, Schürf- oder Operationswunden. Sie entstehen durch äußere Einflüsse und heilen in einem absehbaren Zeitraum, abhängig von Größe, Tiefe und Lage der Verletzung.

Chronische Wunden sind hingegen oft die Folge schwerwiegender Grunderkrankungen. Die Heilung verläuft deutlich langsamer oder bleibt ganz aus. Die häufigsten Formen chronischer Wunden sind:

  • Wundliegen (Dekubitus)

    Ein Dekubitus entsteht durch anhaltenden Druck auf das Hautgewebe – meist bei bettlägerigen Menschen oder Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Besonders gefährdet sind Körperstellen, an denen die Haut direkt über einem Knochen liegt, etwa am Hinterkopf, an den Schulterblättern oder am Beckenkamm.

    Durch den konstanten Druck wird die Durchblutung gestört, was das Gewebe anfälliger für Verletzungen macht. Ohne regelmäßige Entlastung können offene Wunden entstehen, die sich rasch verschlimmern.

  • Offenes Bein (Ulcus cruris)

    Das „offene Bein“ ist eine chronische Wunde am Unterschenkel, meist verursacht durch eine chronisch venöse Insuffizienz (CVI). Dabei funktionieren die Venenklappen nicht mehr richtig, sodass das Blut nicht wie vorgesehen zum Herzen zurückfließt, sondern sich in den Waden oder im Knöchelbereich staut.

    Häufige Auslöser sind Krampfadern, Beinvenenthrombosen, Übergewicht, höheres Alter oder eine genetische Veranlagung. Durch die gestörte Durchblutung werden Haut und Gewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Selbst kleine Verletzungen heilen schlecht und können sich zu offenen Wunden entwickeln.

  • Diabetischer Fuß

    Das diabetische Fußsyndrom – auch als diabetisches Fußulkus bekannt – ist eine Folgeerkrankung von Diabetes mellitus. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt Nerven und Blutgefäße und schwächt gleichzeitig das Immunsystem. Die Folge ist eine sogenannte diabetische Neuropathie, also eine Nervenschädigung, die mit einer verminderten Schmerz- und Druckwahrnehmung einhergeht.

    Verletzungen an den Füßen bleiben dadurch oft unbemerkt. Gleichzeitig führen die gestörte Durchblutung und die eingeschränkte Wundheilung dazu, dass selbst kleine Druckstellen zu chronischen Wunden werden können. Bleiben diese unbehandelt, steigt das Risiko für Infektionen, Amputationen und eine erhöhte Sterblichkeit.

  • Wunden infolge der Schaufensterkrankheit (pAVK)

    Die sogenannte Schaufensterkrankheit – medizinisch: periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) – ist eine Durchblutungsstörung der Beine. Ursache ist meist eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose), bei der es zu teilweisen oder vollständigen Verschlüssen der Blutgefäße kommt.

    Im fortgeschrittenen Stadium (III/IV) ist die Sauerstoffversorgung des Gewebes so stark eingeschränkt, dass chronische Wunden entstehen können, insbesondere an den Beinen.

Woran erkennt man eine chronische Wunde?

Chronische Wunden unterscheiden sich im Erscheinungsbild deutlich von akuten Verletzungen. Sie zeigen meist typische Merkmale, die auf eine gestörte oder ausbleibende Heilung hinweisen. Zu den häufigsten Anzeichen zählen:

  • Nässen der Wunde: Die Wunde sondert anhaltend Flüssigkeit ab, teils in größerer Menge.
  • Unangenehmer Geruch: Verursacht durch eine bakterielle Besiedlung oder abgestorbenes Gewebe.
  • Juckreiz – vor allem nachts: Entsteht durch Reizung und Austrocknung der Haut rund um die Wunde.
  • Verfärbungen und Beläge: Auf der Wundfläche oder im Wundgrund zeigen sich oft gelbliche, bräunliche oder schwärzliche Beläge – schmierig oder trocken.
  • Schwellungen: Häufig ist eine lokale Schwellung erkennbar, bedingt durch eine Entzündungsreaktion oder eine gestörte Lymphzirkulation.
  • Starke Schmerzen: Vor allem bei Druck oder Bewegung treten intensive Schmerzen auf, die das Wohlbefinden stark beeinträchtigen können.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Je nach Lage der Wunde – etwa an Fuß, Bein oder Gesäß – kann die Mobilität deutlich eingeschränkt sein, was die Selbstständigkeit im Alltag verringert.
Ein Senior hat aufgrund einer chronischen Wunde eine Altersdepression entwickelt

Folgen von chronischen Wunden

Die körperlichen Symptome chronischer Wunden haben oft weitreichende Auswirkungen. Die ständige Belastung durch Schmerzen, unangenehmen Geruch und Nässen führt häufig zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben. Besonders ältere Menschen sind gefährdet, eine Altersdepression zu entwickeln.

Schlafstörungen gehören ebenfalls zu den häufigen Begleiterscheinungen, ausgelöst durch nächtlichen Juckreiz oder anhaltende Schmerzen. Chronischer Schlafmangel kann wiederum zu Erschöpfung, Reizbarkeit und einer weiteren Verlangsamung der Wundheilung führen.

Ursachen einer chronischen Wunde

Chronische Wunden entstehen meist nicht nur durch äußere Einflüsse, sondern sind oft die Folge einer Grunderkrankung. Zu den häufigsten Ursachen zählen Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen wie die chronisch venöse Insuffizienz (CVI) oder die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). Auch eine geschwächte Immunabwehr, beispielsweise infolge einer Krebserkrankung oder durch die Einnahme immunsuppressiver Medikamente, kann die Heilung beeinträchtigen. Darüber hinaus können Mangelerscheinungen – etwa ein Mangel an Vitaminen, Spurenelementen oder Eiweißen – chronische Wunden begünstigen.

Eine chronische Wunde an der Hand wird verbunden

Besonders ältere Menschen sind gefährdet, chronische Wunden zu entwickeln. Die Haut wird im Alter dünner, trockener und anfälliger für Verletzungen. Viele ältere Menschen haben zudem Grunderkrankungen, die die Wundheilung erschweren. Ein Sturz mit Schwellungen oder Hämatomen kann so eine chronische Wunde zur Folge haben.

Zusätzlich nehmen viele ältere Menschen Medikamente wie Kortison oder Zytostatika, die die Heilung verzögern. Auch das geschwächte Immunsystem im Alter beeinträchtigt die Wundheilung. Druckbelastungen spielen ebenfalls eine Rolle: Bettlägerige oder rollstuhlabhängige Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Druckgeschwüre.

Chronische Wunden diagnostizieren

Bei Verdacht auf eine chronische Wunde ist ein Arztbesuch unerlässlich. Der Hausarzt kann erste Anlaufstelle sein und überweist bei Bedarf an einen Facharzt für Chirurgie oder Dermatologie oder an ein regionales Wundzentrum.

Unser Tipp: Eine gezielte Arztsuche ist über die Arztsuche der AOK Sachsen-Anhalt möglich.

Diagnose mithilfe der ABCDE-Regel

Die einzelnen Schritte der Diagnose umfassen:

  • (A)namnese

    Im ersten Schritt erfolgt eine ausführliche Befragung des Patienten, zur aktuellen Wunde, aber auch zu früheren Wundverläufen und Grunderkrankungen.

  • (B)akterienabstrich

    Durch einen Abstrich wird geprüft, ob sich Bakterien, darunter eventuell auch multiresistente Keime, in der Wunde befinden.

  • (C)Klinische Untersuchung

    Dabei werden der Wundrand und die Wundumgebung genau untersucht. 

  • (D)urchblutung

    Um die Durchblutung der betroffenen Stelle zu beurteilen, erfolgt eine Untersuchung der Venen und Arterien.

  • (E)xtras

    Falls sich aus den vorangegangenen Untersuchungen keine eindeutige Ursache ergibt, können weitere diagnostische Maßnahmen wie Gewebeproben notwendig sein.

Behandlung von chronischen Wunden

Die Behandlung chronischer Wunden orientiert sich stets an der zugrunde liegenden Ursache sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand der betroffenen Person. Entscheidend ist, dass nicht nur die Wunde selbst, sondern auch die Grunderkrankung gezielt behandelt wird.

Wundmanagerin versorgt die Wunde einer Frau

Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist die dermatologische Wundversorgung, die idealerweise durch speziell geschultes Fachpersonal, sogenannte Wundmanager, erfolgt. Wundmanager sind darauf spezialisiert, die Wunde fachgerecht zu versorgen, regelmäßig zu beurteilen und den Heilungsverlauf zu dokumentieren. Sie arbeiten oft in enger Zusammenarbeit mit Hausärzten oder Fachärzten und sind in vielen regionalen Wundzentren tätig, zum Beispiel in Halle, Dessau, Wernigerode oder Magdeburg. Ein Gespräch mit Ihrem Hausarzt oder behandelnden Facharzt kann dabei helfen, den Kontakt zu entsprechenden Einrichtungen herzustellen.

Effektives Wundmanagement: So gelingt es

Das Wundmanagement umfasst verschiedene Maßnahmen, die individuell auf die Wunde abgestimmt werden:

  • Regelmäßige Wundreinigung ist unerlässlich, um abgestorbenes Gewebe, Beläge, Nekrosen oder Fremdkörper zu entfernen.
  • Verbandwechsel erfolgen in festgelegten Abständen, wobei spezielle Wundauflagen zum Einsatz kommen, die den Heilungsverlauf fördern.
  • Bei Infektionen oder starker Entzündung kann eine medikamentöse Behandlung notwendig sein, etwa mit Antibiotika oder speziellen Cremes.
  • Kompressionsstrümpfe oder elastische Binden kommen zum Einsatz, wenn die chronische Wunde durch eine Venenschwäche verursacht wurde.
  • Bei gestörter Blutzufuhr können gefäßchirurgische Eingriffe erforderlich sein, wie etwa die Anlage eines Bypasses oder das Entfernen von Gefäßverengungen.
  • Ist die Wunde besonders groß und verschließt sich nicht von selbst, kann ein Hauttransplantat notwendig werden – etwa bei Verbrennungen oder großflächigen diabetischen Ulzera.
  • Zur Schmerzlinderung werden Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen eingesetzt. Auch spezielle Wundauflagen mit schmerzlindernden Wirkstoffen können die Beschwerden reduzieren.
Wundexpertin der AOK Sachsen-Anhalt berät Patientin mit chronischen Wunden

So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt

Unsere Wundexperten unterstützen Sie umfassend bei der Wundversorgung – angefangen bei der individuellen Beratung über die Organisation der erforderlichen Termine bis hin zur Auswahl der für Sie passenden Therapie. Wenn Sie aufgrund Ihres diabetischen Fußes bereits in ärztlicher Behandlung sind und zudem im Diabetes-Programm der AOK Sachsen-Anhalt eingeschrieben wurden, könnte sich die Teilnahme an unserem speziellen Vertrag für das diabetische Fußsyndrom für Sie besonders lohnen. So erhalten Sie gezielte Unterstützung und profitieren von maßgeschneiderten Lösungen, die Ihre Wundversorgung und Heilung optimal fördern.

Was bedeutet das im Detail?

Stellt Ihre behandelnde Facharztpraxis bei einem regelmäßigen Fußcheck Auffälligkeiten fest, überweist sie Sie frühzeitig an eine der teilnehmenden Fußambulanzen. Dort wird der Schweregrad der Fußschädigung festgestellt und eine koordinierte Behandlung eingeleitet. Die Fußambulanz arbeitet eng mit Ihrer behandelnden Facharztpraxis zusammen und überwacht regelmäßig den Heilungsprozess.

Jetzt Termin vereinbaren!

Buchen Sie schnell und unkompliziert einen Termin online mit unseren Wundexperten, die Ihnen mit ihrer fachkundigen Unterstützung bei der Beurteilung von Hautverletzungen zur Seite stehen – entweder für Sie selbst oder einen Patienten, den Sie betreuen.

Hinweis: Bei Einzelfallentscheidungen suchen die Wundexperten gemeinsam mit allen Beteiligten nach der bestmöglichen Versorgung für unsere Versicherten. Dabei wird auch auf die Wirtschaftlichkeit der verordneten Verbandwechsel und -materialien geachtet.

Tipps zur Pflege chronischer Wunden

Auch wenn die Behandlung chronischer Wunden durch medizinisches Fachpersonal erfolgen sollte, können Betroffene und Angehörige zu Hause einiges tun, um die Heilung zu unterstützen:

Im Alltag kann die richtige Körper- und Hautpflege entscheidend sein. Besonders wichtig ist eine ausgewogene Temperaturregulierung. Zu viel Wärme im Wundbereich – etwa durch direkte Sonneneinstrahlung oder heißes Wasser – kann Entzündungen fördern, während Kälte die Durchblutung und Heilung hemmt. Beim Verbandwechsel sollte die Wunde nicht unnötig lange offenliegen, um Temperaturverlust und Keimverschleppung zu vermeiden. Wundspüllösungen sollten körperwarm sein. 

Außerdem ist eine gründliche Hygiene wichtig, sowohl bei der Körperpflege als auch im Umgang mit der Wunde. Eine ausgewogene Ernährung hilft, Mangelerscheinungen vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken, was die Wundheilung unterstützt.

Chronischen Wunden vorbeugen

Chronische Wunden sind zwar oft die Folge schwerwiegender Grunderkrankungen, dennoch lassen sie sich durch gezielte Maßnahmen häufig verhindern:

  • Hautpflege

    Die Haut sollte regelmäßig mit sanften, feuchtigkeitsspendenden Cremes gepflegt werden, um sie geschmeidig zu halten. Beim Duschen gilt: möglichst nicht täglich, nur kurz und nicht zu heiß duschen sowie milde Duschgele verwenden. Auf diese Weise bleibt der natürliche Schutzfilm der Haut erhalten.

  • Lebensstil

    Eine gesunde, ausgewogene Ernährung, reich an Antioxidantien, unterstützt die Hautgesundheit ebenso wie der Verzicht auf Nikotin, ausreichendes Trinken, genügend Schlaf und das Vermeiden von anhaltendem Stress.

  • Regelmäßige Bewegung 

    Regelmäßige Bewegung und gezielte Gleichgewichtsübungen helfen, die Muskulatur zu stärken und das Sturzrisiko zu minimieren. Auch der sichere Umgang mit Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Rollatoren sollte geübt werden. Zudem empfiehlt es sich, die Wohnumgebung altersgerecht zu gestalten, etwa durch das Entfernen von Stolperfallen, das Anbringen von Haltegriffen im Bad oder eine gute Beleuchtung in der Nacht.

  • Starkes Immunsystem

    Dieses lässt sich durch einen aktiven Lebensstil, gesunde Ernährung und die Wahrnehmung empfohlener Schutzimpfungen unterstützen.

  • Regelmäßige Vorsorge

    Nicht zuletzt ist sie entscheidend, um Grunderkrankungen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Regelmäßige Check-ups  und Vorsorgeuntersuchungenbeim Arzt sollten deshalb wahrgenommen werden. Bei auffälligen Veränderungen oder Beschwerden gilt: lieber frühzeitig ärztlichen Rat einholen, um Komplikationen zu vermeiden.

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