Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Autonomiephase bei Kleinkindern

dreijähriger Junge und Mädchen lehnen über ein geländer auf dem Spielplatz

Wut im Bauch – die "Trotzphase"

Wenn ein kindlicher Wutanfall den nächsten jagt, ist das für Eltern oft eine anstrengende Zeit, die viele gern überspringen würden. Doch die Autonomiephase, früher oft Trotzphase genannt, ist ein wichtiger Schritt in der emotionalen Entwicklung Ihres Kindes. Im Artikel erklären wir, warum Kinder trotzen und wie Sie die Zeit am besten gemeinsam mit Ihrem Kind durchstehen.

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Trotzreaktionen prägen das Kindesalter

ein circa 2-jähriges Mädchen läuft neben ihrer Mutter im Wald

Kinder zwischen dem zweiten bis hin zum sechsten Lebensjahr befinden sich in der Trotzphase, auch „Autonomiephase“ genannt. Aber was ist eigentlich Trotz und warum machen Kinder das in diesem Alter? 
Trotzen bedeutet eigensinnig zu sein und seinen Unmut gegenüber anderen zu äußern. Dazu kommen Emotionen wie Wut, Trauer, Enttäuschung und Angst. Bei Kindern macht sich dieses Verhalten bemerkbar, wenn sie auf Widerstand stoßen oder ihnen etwas nicht gelingt. Dies ist ein ganz natürlicher Entwicklungsprozess, der in unterschiedlicher Intensität durchlaufen wird.

Jedes Kind trotzt unterschiedlich

Kleinkinder lernen in ihrem Alltag ständig neue Dinge. Dabei stoßen sie oft an ihre Grenzen, körperlich, sprachlich und auch emotional. Sie können die Folgen und Konsequenzen ihres Handelns noch nicht einschätzen. Zum Beispiel, wenn sie ein Spielzeug nicht haben dürfen, weil es einem anderen Kind gehört oder sie die heiße Teetasse nicht anfassen dürfen.  Das frustriert Kinder und sie reagieren mit Schreien, Kreischen oder schlagen sogar um sich. Böse gemeint ist das jedoch keinesfalls und das Verhalten hat auch nichts mit falscher Erziehung zu tun. Kinder wissen in diesem Moment einfach nicht, wie sie sich sonst mitteilen und ihre Gefühle zeigen sollen. Das kleine Gehirn kann die gefühlte Emotion noch nicht kontrollieren und findet keine passende Antwort drauf.

Für Eltern ist das oft sehr anstrengend und raubt den letzten Nerv, aber dieses Verhalten ist in diesem Alter ganz normal. Wichtig ist hier, dass den Kindern einerseits klare Grenzen gesetzt werden und auf der anderen Seite ihr Selbstbewusstsein gestärkt wird. 

Die Trotzphase ist ein wichtiger Entwicklungsschritt

Mit der Zeit lernen Kinder, sich sprachlich und emotional mitzuteilen. Dann werden die Trotzphasen seltener. Das tritt meist im vierten Lebensjahr ein. Die Trotzphase ist immens wichtig für die Entwicklung Ihres Kindes. Denn Ihr Kind durchlebt in dieser Zeit einige wichtige Erfahrungen, die im späteren Leben wichtig sind:

  • Ihr Kind erfährt, dass es einen eigenen Willen hat.
  • Ihr Kind lernt den Umgang mit bisher unbekannten Emotionen.
  • Ihr Kind lernt, mit Frustration umzugehen.
  • Ihr Kind lernt selbstbestimmter und selbstbewusster durchs Leben zu gehen.
  • das Durchhaltevermögen ihres Kindes wird gestärkt.
  • Ihr Kind entdeckt die Welt alleine.
ein circa 3-jähriger Junge im gestreiften t-shirt ärgert sich
ein circa 2-jähriges mädchen schmust mit ihrer Mutter auf dem Sofa
Ein etwa 4 jähriges Mädchen und ein 4-jähriger Junge balancieren auf einer Bordsteinkante im Park

Tief durchatmen und Lernschritte begleiten

Nicht nur die Kleinen fühlen sich oft verunsichert, wenn der nächste Gefühlssturm sie überrollt hat. Auch viele Mütter und Väter stoßen an ihre Grenzen. Als Eltern sollten Sie bei einem Trotzanfall ruhig bleiben und Ihrem Kind die Zeit geben, mit der Trotzreaktion umzugehen. Danach ist wieder genug Kraft da, um die Kinder in den Arm zu nehmen und sie zu beruhigen. 

Tipps, um bei Trotz richtig zu reagieren 

  • Zeigen Sie Einfühlungsvermögen

    Seien Sie verständnisvoll und nehmen Sie Ihr Kind in den Arm. Das wird es trösten. Wenn ihr Kind jedoch im Moment des Wutanfalls nicht angefasst werden möchte, akzeptieren Sie das. Strafen und Drohungen bringen bei einem Trotzanfall meist nicht viel, da Sie nicht zum Kind durchdringen.

  • Seien Sie ein gutes Vorbild

    Auch Sie ärgern sich. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie Sie sich dann verhalten und die Situation lösen. Kinder lernen viel durch Beobachten.

  • Nehmen Sie den Wutanfall Ihres Kindes nicht persönlich

    Hat Ihr Kind einen Wutanfall, bei dem es sich auf den Boden wirft oder schreit, denken Sie immer daran: Ihr Kind tut das nicht um Sie zu ärgern. Es kann seine Emotionen in diesem Moment einfach nicht anders regulieren. 

  • Bieten Sie Ihrem Kind eine Alternative an 

    Tobt ihr Kind immer wieder auf der Couch zu Hause herum, obwohl Sie es verboten haben? Dann bieten Sie ihm die Möglichkeit woanders zu toben und sich auszupowern. Zum Beispiel an der frischen Luft bei einem Wettlauf durch den Wald.

Trotzanfällen vorbeugen

Nicht jeden Wutanfall können Sie vorhersehen und verhindern. Aber es gibt Möglichkeiten ihnen vorzubeugen, um die Wutausbrüche bei Kindern zu entschärfen. 

  • Unterstützen Sie die Selbstständigkeit Ihres Kindes: Wenn es gerade lernt sich anzuziehen, lassen sie ihr Kind es allein versuchen. Benötigt es doch noch Hilfe, können sie zu gegebener Zeit eingreifen.
  • Überfordern Sie ihr Kind nicht: Nehmen sie ihm einfach Entscheidungen des Alltags ab, zum Beispiel die Wahl der Kleidung. Natürlich darf es mit aussuchen, aber es sollte den Wetterverhältnissen angepasst sein.
  • Setzen sie Ihr Kind nicht unter Druck: Der Alltag ist Stress genug für ihr Kind. Nutzen Sie die freie Zeit für einen gemütlichen Spielenachmittag, statt von einem Termin zum nächsten zu hetzen.
  • Schaffen sie Verständnis für Wartezeiten: Kinder warten nicht gern. Erklären sie ihrem Kind, warum sie zum Beispiel beim Arzt oder bei der Ärztin warten müssen
  • Vermeiden Sie Großeinkäufe mit ihrem Kind: Sollte es trotzdem nicht möglich sein, nehmen sie das Lieblingsspielzeug Ihres Kindes mit. Sie können ihm auch eine Belohnung in Aussicht stellen wie zum Beispiel eine lange Gute-Nacht-Geschichte.
  • Geben Sie ihrem Kind seinen Freiraum: Eltern und Kinder haben unterschiedliche Ansichten von Ordnung. Lassen Sie Ihrem Kind seine eigene Ordnung in seinem Zimmer. Trotzdem sollten Regeln festgelegt werden, am besten gemeinsam. Diese sollten klar, verständlich und für alle nachvollziehbar sein.

Fühlen sie sich häufiger mit den Trotzanfällen Ihres Kindes überfordert, holen Sie sich Hilfe bei Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin oder sprechen Sie Ihre Sorgen in den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen an.

Die Phase ist geschafft

Ab dem vierten Lebensjahr werden die Trotzanfälle bei den meisten Kindern weniger. Bei einigen dauert es noch bis zum 6. Lebensjahr bis die Autonomiephase überstanden ist. Grundlegend kann man sagen, dass mit der Einschulung die Trotzphase endet und eine weitere spannende und erfahrungsreiche Zeit auf Kinder und Eltern wartet. Mehr zur Entwicklung Ihres Kindes in unterschiedlichen Lebensphasen lesen Sie hier.

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