Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Rasenmäher-Eltern

Vater und Mutter helfen Sohn bei den hausaufgaben

Überfürsorge mit Folgen

Vielleicht kommen Ihnen diese Situationen bekannt vor: zwei Kinder streiten sich und die Eltern schreiten sofort ein, um den Konflikt zu lösen. Oder ein Kind versucht, sich die Schuhe zuzubinden und ein Elternteil greift umgehend ein und übernimmt diese Aufgabe.

Das sind nur zwei Beispiele von vielen, die Rasenmäher-Eltern ausmachen. Diese sind typisch für eine neue Art von überfürsorglichem Erziehungsverhalten. In unserem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf dieses Erziehungsmuster und die möglichen Folgen.

Wussten Sie schon, dass…

  • Rasenmäher-Eltern aus guter Absicht handeln und ihr Kind vor Problemen und Enttäuschungen bewahren wollen?
  • es wichtig ist, dass Kinder ihre eigenen Erfahrungen sammeln sollen?
  • wir viele Angebote rund um das Thema Kindergesundheit haben?

Das macht Rasenmäher-Eltern aus

Bisher kannten Sie wahrscheinlich nur den Begriff Helikopter-Eltern, die die Aspekte des Lebens ihrer Kinder nur genauestens beobachten. Rasenmäher-Eltern gehen jedoch noch einen Schritt weiter, indem sie aktiv in das Leben ihrer Kinder eingreifen – sie mähen buchstäblich jedes Hindernis oder Problem ihrer Kinder nieder und beseitigen es.

Die Überfürsorglichkeit von Rasenmäher-Eltern zeigt sich darin, dass sie ihrem Kind jeden Konflikt, jede Herausforderung oder jede Auseinandersetzung abnehmen wollen. Sie versuchen alle Formen von Stress, Enttäuschung, Konflikt oder Misserfolg vom Kind fernzuhalten. Rasenmäher-Eltern mischen sich z. B. sofort ein, wenn ihr Kind einen Konflikt mit Lehrern, Mitschülern oder Trainern hat – oft ohne dem Kind die Chance zu geben, selbst Lösungen zu finden. Sie möchten ihr Kind damit schützen, entlasten oder deren Weg vereinfachen. Doch gerade die Erfahrung, auch mal zu scheitern oder Rückschläge hinzunehmen, ist wertvoll für eine gesunde und psychische Entwicklung. 

Gefahren des Erziehungsstils

Auch wenn jedes Tun der Eltern gut gemeint ist, kann dieser Erziehungsstil zwar kurzfristig Probleme oder Misserfolge fernhalten, hat aber auf lange Sicht negative Folgen. 

  • Geringe Selbstständigkeit und schwache Problemlösekompetenzen

    Kinder, die keine Chance hatten eigene Motivation und Antrieb zu erlernen, sind selten in der Lage, eigene Entscheidungen ohne die Hilfestellung der Eltern zu treffen. Sie erhalten das Gefühl, eigene Probleme nicht selbstständig lösen zu können

  • Angst vor Fehlern oder Versagen

    Durch den Erziehungsstil der Eltern machen betroffene Kinder kaum die Erfahrung, dass Fehler etwas Normales, Lernbares oder Überwindbares sind. Aus Angst zu scheitern oder etwas falsch zu machen, traut sich das Kind nicht an neue oder schwierige Aufgaben heran. Es vermeidet Herausforderungen, um das Risiko eines Misserfolgs zu minimieren.

  • Geringe Frustrationstoleranz beim Kind

    Kinder haben oft Probleme, mit Rückschlägen oder Herausforderungen umzugehen, weil sie nie gelernt haben, selbst damit fertig zu werden. Schon kleine Probleme können als überwältigend empfunden werden, weil das Kind keine Strategien zur Selbstregulation entwickelt hat.

  • Geringes Selbstvertrauen

    Selbstvertrauen entsteht durch eigene Erfahrungen von Bewältigung und Erfolg. Wenn Eltern aber immer eingreifen, erlebt das Kind nicht, dass es selbst fähig ist. Das Kind lernt, dass es auf Hilfe von außen angewiesen ist. Es zweifelt an den eigenen Fähigkeiten und fühlt sich unsicher, sobald es auf sich allein gestellt ist.

Übernahme der Hausaufgaben als Paradebeispiel

Mutter hilft ihrem kleinen Sohn in seinem Kinderzimmer bei den hausaufgaben


Ein typisches Verhalten von Rasenmäher-Eltern ist das ständige Kontrollieren und Korrigieren der Hausaufgaben. Sie greifen sofort ein, sobald das Kind auf Schwierigkeiten stößt – und übernehmen die Aufgaben teilweise oder erledigen sie sogar vollständig selbst.
Das Kind lernt: „Ich schaffe das nicht allein – Mama oder Papa müssen es machen.“ Dadurch sinkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Auch Lehrer erhalten ein verzerrtes Bild vom tatsächlichen Leistungsstand des Kindes. So besteht die Gefahr, dass das Kind in zukünftigen Lernkontrollen schlechte Noten erhält, da es sich nicht selbstständig mit dem Lernstoff auseinandergesetzt hat.

Ertappt? So legen Sie das Erziehungsmuster wieder ab

  • Greifen Sie nicht permanent in jede Problemsituation ein, vertrauen Sie Ihrem Kind. Trauen Sie ihm den eigenen Weg zu.
  • Glauben Sie an die Fähigkeiten Ihres Kindes, um Herausforderungen und Konflikte selbst zu lösen. Lassen Sie Fehler zu und aushalten, dass das Kind auch scheitern darf. Ihr Kind lernt daraus.
  • Geben Sie die Kontrolle ab und seien Sie verlässlich zu Ihrem Kind. Machen Sie ihm bewusst, dass Sie, wenn es notwendig ist, unterstützend zur Seite stehen.
  • Gehen Sie selbst offen mit Herausforderungen oder auch Fehlern um – seien Sie ein Vorbild. Es zeigt Ihrem Kind, dass Schwierigkeiten zum Leben dazugehören.
  • Auch wenn es schwerfällt oder gar schmerzt: jedes gesunde Kind muss lernen, selbstständig zu werden. Seien Sie auch zu sich konsequent und lassen Sie Ihrem Kind eigene Erfahrungen sammeln. Damit kann Ihr Kind wachsen. Nur wer eigene Erfahrungen macht, kann innere Stärke, psychische Stabilität und Selbstvertrauen entwickeln.
  • Versuchen Sie gelassen zu bleiben. Wenn Ihnen das schwerfällt, versuchen Sie sich mit Gesundheitskursen wie Yoga und Pilates zu entspannen.
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind sich nicht richtig entwickelt oder Probleme in der Schule hat, können Sie dies bei regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen abklären. Wir übernehmen die Kosten dafür.
  • Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Überfürsorglichkeit Ihrem Kind mehr schadet

Weitere Eltern-Typen

Von A wie Abschlepper-Mütter bis Z wie Zeppelin-Väter: neben Helikopter- und Rasenmäher-Eltern gibt es beispielsweise auch noch die Curling-Eltern, U-Boot-Eltern oder auch die Tiger-Eltern.

  • Helikopter-Eltern

    Helikopter-Eltern sind Eltern, die ständig „über ihren Kindern kreisen“, sich in ihrer Nähe aufhalten, sie im Blick haben und sie überwachen. Sie wollen alles im Blick haben und sofort eingreifen, wenn sie glauben, dass etwas nicht stimmt. Sie wollen ihre Kinder vor Gefahren schützen und in allen Bereichen ihres Lebens unterstützen. Das kann jedoch die Selbstständigkeit und Entwicklung des Kindes beeinträchtigen.

  • Curling-Eltern

    Curling-Eltern ist eine Metapher für Eltern, die ihren Kindern alle Hindernisse aus dem Weg räumen. Sie „polieren“ sozusagen ihren Lebensweg, so wie Curling-Spielende das tun. Der Begriff stammt vom gleichnamigen Wintersport Curling, bei dem die Spielenden das Eis vor dem Spielstein glätten, damit dieser möglichst ungehindert gleiten kann. Curling-Eltern räumen aktiv Hindernisse aus dem Weg, um ihren Kindern einen möglichst ungestörten Weg zu Erfolg und Glück zu ebnen und diesen Weg zu erleichtern.

  • U-Boot-Eltern

    U-Boot-Eltern charakterisieren sich dadurch, dass sie sich überwiegend aus dem Leben ihrer Kinder raushalten. Das bedeutet, dass sie in Bezug auf Erziehung und Schule komplett „abtauchen“,. Sie sind unsichtbar, wie ein U-Boot unter der Wasseroberfläche. Sie tauchen nur dann auf, wenn es Probleme gibt.

  • Tiger-Eltern

    Tiger-Eltern zeichnen sich durch einen Erziehungsstil aus, der durch strenge Regeln, große Erwartungen und hohen Leistungsdruck an das Kind gekennzeichnet ist. Disziplin und Drill sind hier die Schlagwörter. Tiger-Eltern handeln meist aus dem Wunsch heraus, das Beste für ihr Kind erreichen zu wollen. Oft fehlt hier jedoch der Raum für Emotionen und kindlicher Freiheit. Dieser Erziehungsstil kann Kinder zwar zu Höchstleistungen motivieren, ist aber auch verantwortlich für Druck und Stress.

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