Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Anhedonie

Ein Mann leidet aufgrund von Anhedonie unter Antriebslosigkeit

Die Abwesenheit positiver Gefühle 

Anhedonie bedeutet weit mehr als einfach nur „keine Lust zu haben“ oder einen schlechten Tag zu erwischen. Sie beschreibt einen tiefgreifenden Verlust von Freude und Interesse. Dinge, die früher positive Gefühle ausgelöst haben, wirken plötzlich bedeutungslos. Das schränkt die Lebensqualität stark ein und kann das gesamte Wohlbefinden beeinträchtigen. Häufig tritt Anhedonie als Symptom einer psychischen Erkrankung auf, insbesondere bei Depressionen oder depressiven Verstimmungen. Eine psychotherapeutische Behandlung und Verständnis durch das eigene Umfeld können entscheidende Schritte auf dem Weg zur Besserung sein.

In unserem Beitrag lesen Sie, was Anhedonie ist und welche Formen sie annehmen kann. Außerdem erfahren Sie, welche Ursachen, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten es gibt und wie Betroffene und Angehörige mit der psychischen Störung umgehen können.

Wussten Sie schon, dass...

  • das Gegenteil von Anhedonie, Hedonie ist, also überschwängliche Freude?
  • wir Sie mit vielen Projekten bei psychischen Erkrankungen unterstützen?
  • Anhedonie erstmals Ende des 19. Jahrhunderts vom französischen Psychologen Ribot beschrieben wurde?

Wenn die Freude an schönen Dingen verloren geht 

Der Begriff Anhedonie stammt aus dem Griechischen, leitet sich von hedone (Freude, Vergnügen) ab und bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden. In der Psychologie gilt Anhedonie als eine Form der Affektverarmung, also einer deutlichen Einschränkung des emotionalen Erlebens. Sie ist keine eigenständige Erkrankung, sondern tritt meist als Symptom anderer psychischer oder physischer Störungen auf.

Eine Frau misst ihr Fieber nach einem Fiebertraum

Anhedonie kann vorübergehend auftreten, etwa in belastenden Lebensphasen oder anhaltend bestehen, insbesondere im Zusammenhang mit depressiven Störungen, posttraumatischer Belastungsstörung, Schizophrenie, Angst- und Essstörungen. 

Betroffene empfinden keine positiven Emotionen wie Freude, Vorfreude, Vergnügen, Interesse, Lust, Genuss, Motivation oder Befriedigung. Dinge, die früher Freude bereitet haben, etwa Hobbies, Aktivitäten oder Erlebnisse, werden gleichgültig. Wichtig ist die Abgrenzung zu ähnlichen Phänomenen:

  • Dysthymie beschreibt ein anhaltendes Gefühl von Niedergeschlagenheit und Traurigkeit.
  • Alexithymie bezeichnet die Unfähigkeit, eigene Gefühle differenziert wahrzunehmen oder zu beschreiben.

Formen der Anhedonie

Freudlosigkeit zeigt sich nicht bei allen Menschen gleich. Je nachdem, wann und wobei Betroffene keine Freude empfinden können, unterscheiden Fachleute verschiedene Formen der Anhedonie.

  • Antizipatorische Anhedonie

    Beschreibt die Unfähigkeit, Vorfreude zu empfinden sowie eine gehemmte Motivation, eine erfreuliche Situation herbeizuführen.

  • Konsumatorische Anhedonie

    Ist das fehlende Erleben von Vergnügen oder Freude während eines Erlebnisses. 

  • Soziale Ausprägung

    Bezeichnet den Verlust der Freude an sozialen Interaktionen.

  • Physische Ausprägung

    Betroffene empfinden kein Gefallen an körperlichen Reizen wie gutem Essen oder Sexualität.

Wie zeigt sich Anhedonie? 

Anhedonie zeigt sich vor allem durch einen deutlichen Verlust an Interesse und Freude an Aktivitäten, die früher als angenehm empfunden wurden. Betroffene verspüren kaum noch Freude oder Begeisterung, selbst in Situationen, die normalerweise positive Emotionen auslösen würden. Gefühle werden gedämpft erlebt oder sind kaum vorhanden, wodurch das Leben häufig als leer und bedeutungslos erlebt wird.

Die Symptome treten häufig in Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie oder einer schizoiden Persönlichkeitsstörung auf. Neben dem emotionalen Rückzug zeigen sich oft weitere Begleiterscheinungen, wie:

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  • Schlaflosigkeit oder ständige Müdigkeit
  • Konzentrationsschwäche
  • Appetitlosigkeit und damit einhergehend Gewichtsschwankungen
  • Antriebsschwäche
  • fehlende Motivation
  • Niedergeschlagenheit
  • sozialer Rückzug
  • berufliche Schwierigkeiten
  • Suizidgedanken (in besonders schweren Fällen)

Hinweis: Wer suizidale Gedanken verspürt, sollte sofort Hilfe in Anspruch nehmen. Unterstützung bieten anonyme und vertrauensvolle Hilfsangebote wie die Telefonseelsorge unter den kostenlosen Telefonnummern:

  • 0 800 111 0 111
  • 0 800 111 0 222
  • 0 800 116 123

 Leere Gefühle: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Das Empfinden innerer Leere kann viele Ursachen haben und ist oft ein Hinweis auf ein Ungleichgewicht im seelischen oder körperlichen Befinden. In einigen Fällen besteht die Annhame, dass auch die genetische Veranlagung eine Rolle spielt, auch wenn dies bislang noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegt ist. Häufig stehen die Symptome im Zusammenhang mit einer Fehlschaltung des Belohnungssystems im Gehirn. Veränderungen im Dopamin-Haushalt führen dazu, dass positive Reize weniger stark wahrgenommen werden und die Aktivität im Belohnungssystem sinkt.

Neben biologischen Ursachen können zahlreiche äußere und psychische Faktoren eine Anhedonie begünstigen. Dazu zählen:

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  • chronischer Stress
  • Erschöpfung oder Burnout
  • belastende Lebensumstände wie der Tod des Partners 
  • traumatische Kindheitserlebnisse wie Missbrauch oder Vernachlässigung
  • chronische Erkrankungen 
  • Psychosen 
  • Drogenkonsum 
  • Körperliche Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion
  • Vitamin- oder Nährstoffmangel wie Eisenmangel oder Vitamin-B12-Mangel
  • Diagnose 

    Leere Gefühle sollten immer ärztlich abgeklärt werden, um körperliche oder psychische Ursachen zu identifizieren. Erste Ansprechpartner können der Hausarzt, ein Psychiater oder ein Psychotherapeut sein.

    Neben einer körperlichen Untersuchung kann auch eine Blutuntersuchung sinnvoll sein, um beispielsweise eine Schilddrüsenfehlfunktion oder einen Eisen- oder Vitaminmangel auszuschließen. Zudem werden häufig Fragen zum persönlichen Umfeld, zu aktuellen Belastungen oder lebensverändernden Umstände gestellt, um ein umfassendes Bild der Situation zu erhalten.

  • Behandlung

    Das Ziel der Behandlung besteht darin, Freude, positive Empfindungen und die Lebensqualität wiederherzustellen. Je nach Schweregrad der Symptome kann eine medikamentöse Behandlung mit Psychopharmaka notwendig sein, stets unter ärztlicher Aufsicht und Verordnung. Allerdings gestaltet sich die Therapie von Depressionen mit dem Kernsymptom Anhedonie oft schwierig, da herkömmliche Medikamente nicht immer ausreichend wirksam sind.

    Von zentraler Bedeutung ist daher eine professionelle psychische Unterstützung, etwa in Form einer Psychotherapie oder Gesprächstherapie. Ergänzend kann eine Änderung des Lebensstils helfen. Struktur und feste Rituale, Entspannungstechniken sowie Achtsamkeitstraining fördern die seelische Stabilität. Das Erlernen von Bewältigungsstrategien und individueller Triggerpunkte sind wichtige Schritte, um langfristig besser mit den Gefühlen der Leere umzugehen. 

    Auch regelmäßige Bewegung wie Sport oder Waldbaden kann stimmungsaufhellend wirken. Als ergänzende Maßnahme nutzen viele Betroffene die Dufttherapie, deren Wirkung zwar nicht wissenschaftlich belegt ist, aber trotzdem als angenehm empfunden werden kann. Journaling, also das Aufschreiben positiver Gedanken und Erlebnisse, kann helfen, den Blick wieder auf die positiven Dinge des Lebens zu lenken und eine Verbindung zu inneren Gedanken zu finden. 

Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt Sie in schwierigen Lebenssituationen 

In Sachsen-Anhalt leben rund 244.000 Menschen ab 10 Jahren, die von einer Depression betroffen sind. Ein häufiges Symptom dabei ist die Anhedonie. Wir als Gesundheitskasse unterstützen Betroffene und Angehörige mit unseren vielfältigen Angeboten:

Projekt „Zeitnahe Hilfe bei psychischen Beschwerden“

Psychische Störungen sind vielfältig, jedoch insbesondere im Frühstadium meist gut behandelbar. Mit dem Projekt wird Ihnen ein schneller und unkomplizierter Zugang für eine gezielte Behandlung bei psychischen Beschwerden ermöglicht.  Der Vertrag ist eine Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Universitätsklinikums Halle (Saale) und der AOK Sachsen-Anhalt. 
In der Region Magdeburg besteht die Zusammenarbeit zwischen dem Medizinischen Versorgungszentrum an der Sternbrücke in Magdeburg und der AOK Sachsen-Anhalt.

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Ambulante Psychotherapie

Bei einer ambulanten Psychotherapie erarbeitet Ihr Therapeut gemeinsam mit Ihnen neue Verhaltens- und Erlebensweisen, die Sie mit Hilfe verschiedener Methoden einüben. Ziel ist es zu lernen, wie Sie im Alltag besser mit schwierigen Situationen umgehen können.

Wir übernehmen die Kosten für Ihre ambulante Psychotherapie, wenn es sich um eine psychische Störung mit Krankheitswert handelt. Das kann zum Beispiel eine Zwangsneurose, Depression, Angst- oder Essstörung sein.

Digitale Psychotherapie

Wir bieten Ihnen eine videobasierte ambulante Gruppenpsychotherapie bei Depressionen. Sie sprechen per Video-Call mit psychotherapeutischen Fachkräften und erhalten dabei eine engmaschige therapeutische Betreuung sowie eine wissenschaftliche Begleitung.

Die Therapie in der Gruppe motiviert zu eigener Veränderung und fördert das Selbstbewusstsein. Dabei wird das Gemeinschaftsgefühl gestärkt und durch verschiedene Sichtweisen auf ein Problem mehrere Lösungsansätze erarbeitet.

AOK Familiencoach Depression

Der Umgang mit einem depressiv erkrankten Angehörigen, Freund oder Bekannten kann herausfordernd sein und Sie an die Belastungsgrenze bringen. Der Familiencoach Depression hilft Ihnen, in dieser schwierigen Situation gut auf sich selbst zu achten, Alltagsprobleme besser zu bewältigen und die Beziehung zur erkrankten Person zu stärken. Im Mittelpunkt steht dabei der Umgang mit akuten, episodisch verlaufenden Depressionen. 

Gut zu wissen

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