Phimose

Ein Kind wird beim Kinderarzt auf eine Phimose kontrolliert.

Vorhautverengung erkennen und verstehen

Eine Verengung oder Verklebung zwischen Vorhaut und Eichel ist bei neugeborenen Jungen völlig normal: Etwa 96 von 100 männlichen Babys kommen mit einer Phimose zur Welt. In den ersten Lebensjahren gehört die Phimose zur natürlichen Entwicklung, kann jedoch auch bis ins Jugend- oder Erwachsenenalter bestehen bleiben. Manchmal entwickelt sich eine Verengung aber auch erst später, etwa durch wiederholte Entzündungen oder unerkannte Grunderkrankungen wie Diabetes.

In unserem Beitrag erfahren Sie, welche Ursachen und Symptome eine Vorhautverengung haben kann und welche möglichen Folgen auftreten können. Außerdem klären wir über eine mögliche Beeinflussung in der Sexualität auf und welche Diagnose- und Behandlungsmethoden es gibt.

Wussten Sie schon, dass...

  • 95 Prozent aller Jungen mit einer Vorhautverengung auf die Welt kommen?
  • auch erwachsene Männer eine Phimose entwickeln können?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Eltern rechtzeitig an die Vorsorgeuntersuchungen erinnert?
Eine Kind spricht mit einer Kinderärztin über die Vorhautverengung.

Was ist eine Phimose? Ursachen und Symptome

Die Vorhaut ist eine natürliche Schutzschicht, die die Eichel umhüllt. Bei neugeborenen Jungen ist eine Verengung oder Verklebung zwischen Vorhaut und Eichel absolut normal. Medizinisch wird zwischen einer echten Verengung (Phimose) und einer Verklebung (Adhäsion) unterschieden. In den ersten Lebensjahren ist diese Unterscheidung jedoch meist nicht relevant, da beides altersgerecht ist.

Die natürliche Verengung erfüllt wichtige Schutzfunktionen: Sie bewahrt die empfindliche Eichel und die Harnröhre vor Reibung, Austrocknung sowie vor dem Eindringen von Bakterien und Viren. Besonders bei Säuglingen schützt sie auch vor Kontakt mit Urin und Stuhl in der Windel.

Vorhautverengung

Von einer Phimose spricht man, wenn sich die Vorhaut nicht oder nur unter Schmerzen über die Eichel zurückschieben lässt. In der Regel löst sich die Verklebung zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr von selbst und schmerzfrei. Die Vorhaut dehnt sich dabei allmählich, bis sie sich leichter zurückziehen lässt. Auch bis zum Ende der Pubertät kann eine leichte Vorhautverengung bestehen bleiben, ohne dass dies krankhaft sein muss, solange keine Beschwerden auftreten.

Wichtig: Die Vorhaut darf niemals mit Gewalt oder Nachdruck zurückgeschoben werden. Das kann zu kleinen Verletzungen und Narben führen, aus denen sich eine sogenannte erworbene Phimose entwickeln kann. In diesem Fall wird die Vorhaut noch enger. Für die äußere Reinigung genügt in den ersten Lebensjahren warmes Wasser und ein weiches Tuch.

Formen der Phimose

Eine Phimose kann in verschiedenen Formen auftreten. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der primären und der sekundären Phimose.

  • primäre Phimose

    Die primäre Phimose besteht von Geburt an und bildet sich nicht bis zur Pubertät von selbst zurück. Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Sie ist eine natürliche Vorhautverengung, die über das Kindesalter hinaus bestehen bleibt und gegebenenfalls behandelt werden muss, wenn Beschwerden auftreten.

  • sekundäre Phimose

    Die sekundäre oder erworbene Phimose entsteht im Laufe des Lebens. Häufige Ursachen sind Entzündungen, bestimmte Hauterkrankungen oder kleine Verletzungen der Vorhaut, etwa durch zu frühes oder gewaltsames Zurückziehen der Vorhaut. Diese Form tritt oft erst später im Kindesalter oder im Erwachsenenalter auf.

Folgen einer Vorhautverengung

Eine Vorhautverengung kann mit mehreren unangenehmen Folgen einhergehen:

  • Entzündungen

    Da sich die Eichel und der Bereich unter der Vorhaut nur schwer reinigen lassen, können sich dort Bakterien oder Pilze ansammeln. Häufige Folgen sind Entzündungen der Eichel oder eine Entzündung der Vorhaut.

  • Paraphimose

    Die seltene Komplikation tritt auf, wenn eine zu enge Vorhaut hinter der Eichel zurückgezogen und dort eingeklemmt wird. Sie lässt sich dann nicht mehr nach vorne schieben. Die Blutzufuhr wird abgeschnürt, was zu einer schmerzhaften Schwellung von Eichel und Vorhaut führt. Die Paraphimose ist ein medizinischer Notfall, der umgehend ärztlich behandelt werden muss!

  • Harnstau

    In seltenen Fällen kann es beim Wasserlassen bzw. Nachtröpfeln zu einer ballonartigen Schwellung unter der Vorhaut kommen. Der Harnstau kann zunächst harmlos sein. Wenn jedoch eine Entzündung oder eine starke Schwellung den Urinabfluss behindert, kommt es zu einem Rückstau, der im schlimmsten Fall die Nieren schädigt.

  • Lichen sclerosus

    Diese chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Hauterkrankung kann ebenfalls zu einer Verengung oder Verhärtung der Vorhaut führen. Typischerweise äußert sie sich durch weißliche Hautveränderungen.

  • Sexualverkehr

    Bei Jugendlichen oder Erwachsenen kann eine Phimose zu Schmerzen bei sexueller Erregung, einer Erektion oder beim Geschlechtsverkehr führen. Die Vorhaut lässt sich bei einem erigierten Penis möglicherweise nicht mehr über die Eichel bewegen. Das kann nicht nur körperlich belasten, sondern auch zu Scham, Unsicherheit, vermindertem Selbstwertgefühl oder sexuellen Hemmungen führen. Ein offenes Gespräch mit einem Arzt kann helfen, auch wenn der Schritt zur Praxis zunächst Überwindung bedeutet.

Phimose behandeln: Konservative und operative Therapien

Diagnose
Die Diagnose einer Phimose erfolgt in der Regel im Rahmen der U- oder J-Untersuchungen durch den Kinderarzt. Dabei genügt meist eine Blickdiagnose und eine körperliche Untersuchung. Sofern es altersgerecht ist, kann ein behutsames Verschieben der Vorhaut erfolgen, jedoch niemals mit Zwang.

Übrigens: Wir übernehmen die Kosten für die Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U9 in den ersten fünf Lebensjahren Ihres Kindes sowie die J1 für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 14 Jahren.
Als kostenfreie Mehrleistung übernehmen wir auch die zusätzlichen Untersuchungen U10 und U11 sowie die J2. Erfahren Sie hier, was bei den U-Untersuchungen und J-Untersuchungen im Detail passiert.

Wann ist eine Behandlung notwendig?

Eine Therapie wird in der Regel erst dann empfohlen, wenn:

  • sich die Phimose bis zur Pubertät nicht zurückbildet
  • es zu Schmerzen beim Wasserlassen kommt oder das Wasserlassen gar nicht möglich ist
  • wiederkehrende Entzündungen von Vorhaut und Eichel auftreten
  • sich eine Narbenphimose bildet


Behandlungsmethoden

Eine konservative Therapie hat in der Regel Vorrang vor einem operativen Eingriff, es sei denn, es liegt ein Notfall wie eine Paraphimose vor.

Ein Junge holt sich in der Apotheke seine Salbe für seine Phimose ab.

Kortisonhaltige Salbe oder Creme
Die Behandlung mit kortisonhaltiger Salbe oder Creme ist eine häufig eingesetzte, schonende Methode zur Behandlung einer Phimose, besonders im Kindesalter. Sie gilt als gut verträglich, zeigt bei etwa 50 bis 75 Prozent der Betroffenen gute Erfolge und ist in der Regel nahezu nebenwirkungsfrei.

Über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen wird die Salbe zweimal täglich auf den vorderen Bereich der Vorhaut aufgetragen. Das Kortison wirkt entzündungshemmend und macht das Gewebe elastischer und dehnbarer.

Nach etwa zwei bis drei Wochen kann vorsichtig damit begonnen werden, die Vorhaut täglich sanft zurückzuschieben, jedoch immer nur so weit, dass keine Schmerzen auftreten. Die Dehnübungen sollten entweder durch die Eltern oder je nach Alter vom Kind selbst durchgeführt werden.

Wichtig: Das Auftragen der Salbe sollte immer nach ärztlicher Beratung erfolgen, da Anwendung und Dosierung individuell abgestimmt werden müssen. 

Trotz guter Erfolge gibt es eine relativ hohe Rückfallrate, sodass sich die Phimose erneut entwickelt. In solchen Fällen kann eine wiederholte Anwendung notwendig werden oder eine alternative Behandlungsform in Betracht gezogen werden.

 

Operation
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder eine ausgeprägte Phimose vorliegt, kann eine Operation notwendig sein. Dabei stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, abhängig vom Alter, der Ursache und der Ausprägung der Phimose:

  • Vorhauterhaltende Operation

In vielen Fällen wird zunächst eine vorhauterhaltende, plastische Operation empfohlen. Dabei wird die Vorhaut so verändert, dass sie sich besser zurückziehen lässt, ohne sie vollständig zu entfernen. Kinder werden meist in Vollnarkose mit zusätzlicher örtlicher Betäubung des Penis operiert. Bei Erwachsenen reicht häufig eine örtliche Betäubung aus. Der Eingriff dauert in der Regel etwa 30 Minuten. 

  • Operative Weitung

Bei dieser Methode wird die Vorhaut an zwei bis drei Stellen längs eingeschnitten und anschließend quer vernäht, um so die Öffnung zu erweitern, ohne die Vorhaut zu entfernen.

  • Beschneidung (Zirkumzision)

Die vollständige oder teilweise Entfernung der Vorhaut wird meist nur in schwereren Fällen durchgeführt, etwa bei Lichen sclerosus oder einer Paraphimose.

Bei einer Paraphimose wird zunächst versucht, die Schwellung durch das Ausdrücken der angesammelten Flüssigkeit zu reduzieren. Bleibt dieser Versuch erfolglos, ist ein operativer Eingriff notwendig, um die Blut- und Sauerstoffzufuhr zur Eichel wiederherzustellen.

Mögliche Komplikationen
Nach der Operation kann es zu Schmerzen, Blutergüssen oder Schwellungen kommen, meist nur in den ersten Tagen. Selten treten Nachblutungen, Infektionen der Wunde, eine Verkrümmung des Penis oder eine Verengung der Harnröhrenöffnung auf.

Üblicherweise finden deshalb innerhalb von wenigen Tagen bis maximal sechs Wochen nach dem Eingriff Nachkontrollen statt, um den Heilungsverlauf zu überwachen.

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