Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Integrative Medizin

lächelnde Ärztin im gespräch mit patient

Ganzheitlich gesund: Mensch als 
Einheit von Körper und Seele

Integrative Medizin bedeutet, den ganzen Menschen im Blick zu haben, nicht nur einzelne Symptome oder eine Diagnose. Sie verbindet die Möglichkeiten der modernen Schulmedizin mit bewährten Methoden aus der Naturheilkunde und der Komplementärmedizin. So entsteht ein Gesamtkonzept, das die Stärken beider Ansätze nutzt. Das heißt: Medikamente, Operationen und andere schulmedizinische Verfahren werden dort eingesetzt, wo sie notwendig und hilfreich sind. Ergänzt werden sie durch sichere, gut geprüfte Methoden wie Akupunktur, Ernährungsmedizin oder andere traditionelle Heilverfahren, die den Körper zusätzlich stärken und das Wohlbefinden verbessern können.

Damit das funktioniert, brauchen die behandelnden Ärzte Wissen und Kompetenz in beiden Bereichen. Besonders bei chronischen Erkrankungen, die oft lange Begleitung erfordern, oder in der Palliativmedizin, wo Lebensqualität im Vordergrund steht, ist die integrative Medizin verbreitet. In diesem Beitrag geht es deshalb um die Leitgedanken der integrativen Medizin, ihre Anwendungsgebiete und darum, worauf man achten sollte, wenn man einen passenden Arzt sucht.

Wussten Sie schon, dass…

  • Integrative Medizin schulmedizinische und komplementäre Methoden kombiniert?
  • wir Ihnen bei der Suche nach einem Arzt helfen?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für Akupunktur bei bestimmten Diagnosen übernimmt?

Leitgedanken der integrativen Medizin

Arzt im Gespräch mit Patientin


Ganzkörperlicher Ansatz:
Integrative Medizin verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Im Mittelpunkt steht nicht allein die Krankheit, sondern immer der ganze Mensch – mit Körper, Geist und Seele. Das bedeutet, dass neben der medizinischen Diagnose auch persönliche Eigenschaften, Lebensumstände, Ernährung und soziale Beziehungen in die Behandlung einbezogen werden. Ziel ist eine individuelle, maßgeschneiderte Therapie, keine Standardlösung für alle. Häufig arbeiten dabei verschiedene Fachrichtungen Hand in Hand, um den Patienten bestmöglich zu unterstützen.

Evidenz und Sicherheit:
Zum Einsatz kommen nur Methoden, die als sicher gelten und möglichst wissenschaftlich untersucht sind. Die Entscheidung für eine Therapie beruht dabei auf drei Säulen – der ärztlichen Erfahrung, den individuellen Wünschen und Werten der Patienten sowie dem aktuellen Stand der Forschung.

Aktive Rolle des Patienten:
Patienten sind nicht bloß Empfänger einer Behandlung, sondern gestalten ihre Gesundheit aktiv mit. Lebensstil, Haltung und Selbstfürsorge spielen eine entscheidende Rolle und geben mehr Handlungskompetenz, um Einflussfaktoren auf die eigene Erkrankung selbst positiv zu verändern.

Salutogenese als zentrales Konzept:
Salutogenese bedeutet: Wie entsteht Gesundheit? Im Mittelpunkt steht die Frage: Was hält Menschen gesund, auch wenn sie Belastungen haben. Statt nur Krankheiten zu bekämpfen, geht es darum, Ressourcen und innere Widerstandskräfte zu stärken und die eigenen Heilungskräfte zu aktivieren.

Beispiele für Methoden und Verfahren in der integrativen Medizin

In der integrativen Medizin kommen verschiedene Methoden und Verfahren ergänzend zur Schulmedizin zum Einsatz, um die Behandlung umfassender zu gestalten. Wir stellen beispielhaft 5 Methoden näher vor.

  • Manuelle Verfahren, z.B. Osteopathie

    Osteopathen arbeiten mit speziellen Dehn-, Massage- und Grifftechniken, um Blockaden im Körper zu lösen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Ziel ist, Körper, Beweglichkeit und Wohlbefinden ganzheitlich zu unterstützen. Die AOK Sachsen-Anhalt bezuschusst osteopathische Behandlungen mit bis zu 4 x 60 Euro, wenn sie ärztlich verordnet werden.

  • Akupunktur – Ausgleich aus der traditionellen chinesischen Medizin

    Ein weiteres Verfahren in der integrativen Medizin ist die Akupunktur, die aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stammt. Sie wird ergänzend zur Schulmedizin eingesetzt, um bestehende Behandlungen zu unterstützen und die Wirkung zu verstärken. Innerhalb der Akupunktur gibt es verschiedene Methoden und Techniken, die je nach Anwendungsbereich und Gesundheitszustand der Patientin oder des Patienten ausgewählt werden. Im Kern werden gezielt feine Nadelstiche an bestimmten Körperpunkten gesetzt, um Schmerzen zu lindern und Heilungsprozesse zu fördern. Akupunktur kann auch bei Übelkeit, Allergien, Erschöpfungszuständen oder psychischen Beschwerden hilfreich sein. 

    Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten für 10 bzw. 15 Sitzungen bei bestimmten Diagnosen.

  • Mind-Body-Verfahren

    Mind-Body-Verfahren sind Methoden, die bewusst die Verbindung zwischen Denken, Fühlen und Körper nutzen, um die Gesundheit zu fördern. Sie beruhen auf der Erkenntnis, dass unsere Gedanken, Gefühle und Einstellungen körperliche Prozesse beeinflussen können. Stress kann beispielsweise den Blutdruck erhöhen. Umgekehrt kann auch der Körper unsere Stimmung beeinflussen, etwa durch die Ausschüttung von Glückshormonen bei Bewegung.

    Zu den typischen Mind-Body-Verfahren gehören:

    • Meditation und Achtsamkeit, die das Nervensystem beruhigen und Stress reduzieren
    • Yoga, Qi Gong und Tai Chi, die Bewegung, Atmung und Konzentration verbinden
    • Autogenes Training oder progressive Muskelentspannung als klassische Entspannungsverfahren

    Diese Methoden haben sich besonders bewährt bei chronischen Schmerzen, Stress, Schlafstörungen, Angst, Depression, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und in der Krebsnachsorge. Gleichzeitig stärken sie das Gefühl von Selbstwirksamkeit, weil Patientinnen und Patienten aktiv etwas für ihre Gesundheit tun können.

    Wir bezuschussen jährlich zwei zertifizierte Gesundheitskurse oder einen Kombinationskurs. 

  • Lebensstiländerungen

    Sie sind ein zentraler Ansatz der integrativen Medizin, weil viele chronische Erkrankungen nicht allein durch Medikamente, sondern vor allem durch den Alltag, Gewohnheiten und Verhalten beeinflusst werden. Sie wirken sowohl präventiv als auch therapeutisch. Regelmäßige Bewegung zum Beispiel verbessert die Durchblutung, den Stoffwechsel und stärkt das Immunsystem. Eine bewusste, ausgewogene Ernährung kann Entzündungen im Körper reduzieren und so das Risiko für chronische Erkrankungen verringern. Durch gezielte Anpassungen im Alltag können Patienten aktiv Einfluss auf ihre Gesundheit nehmen und die Wirkung anderer Therapien optimal unterstützen.

  • Phytotherapie

    Phytotherapie nutzt die Wirkstoffe von Pflanzen – etwa ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide oder Alkaloide – um Beschwerden zu lindern oder Körperfunktionen zu unterstützen. Heilpflanzen wie Kamille bei Magenproblemen, Johanniskraut bei leichten Depressionen oder Weißdorn für Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden seit Jahrhunderten angewendet. Ihre Wirksamkeit ist mittlerweile auch in zahlreichen Studien gut untersucht. Pflanzliche Präparate wirken oft sanfter als chemische Medikamente, doch eine sorgfältige Dosierung und Prüfung ist trotzdem nötig, damit sie sicher und effektiv eingesetzt werden können.

Einsatzgebiete: Integrative Medizin als Ergänzung

  • Chronische Schmerzsyndrome

    Integrative Medizin wird häufig bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, chronischen Erschöpfungszuständen (Fatigue), entzündlichen Erkrankungen und Funktionsstörungen des vegetativen Nervensystems eingesetzt. Schmerzen werden hier nicht nur als körperliches Signal verstanden, sondern als Zusammenspiel von Nervensystem, Emotionen, Stress und Lebensstil. Hilfreich können zum Beispiel Mind-Body-Ansätze wie Achtsamkeit, Meditation oder Yoga sein, die die Schmerzverarbeitung im Gehirn verändern. Auch pflanzliche Mittel wie Weidenrinde bei Gelenkschmerzen oder Pfefferminzöl bei Spannungskopfschmerz können die Beschwerden lindern. Das Ziel ist dabei nicht unbedingt Schmerzfreiheit, sondern ein besseres Leben trotz Schmerzen und die Rückgewinnung von Lebensqualität.

  • Palliativmedizin

    In der Palliativmedizin hat die integrative Medizin einen hohen Stellenwert, weil es darum geht, Schmerzen zu lindern, Ängste zu verringern und das innere Gleichgewicht zu stärken. Ergänzend zur medikamentösen Schmerzlinderung können Akupunktur, Massage oder Aromatherapie eingesetzt werden, um Entspannung zu fördern, während beispielsweise Musiktherapie oder sanfte Bewegung gegen Unruhe und Atemnot helfen. Auch Mind-Body-Verfahren wie Meditation, Atemübungen oder Achtsamkeit tragen dazu bei, Ängste zu mindern.

  • Prävention

    Integrative Maßnahmen werden hier vorbeugend eingesetzt, um Krankheiten zu verhindern oder ihren Ausbruch zu verzögern. Zum Einsatz kommen zum Beispiel Ernährungsberatung, um die Nährstoffzufuhr zu optimieren, Bewegungstherapie, Stressmanagement und Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Yoga, die helfen, Stress abzubauen und die Gesundheit nachhaltig zu fördern.

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen

    Bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen ergänzen integrative Ansätze die schulmedizinische Behandlung mit Medikamenten oder Eingriffen wie Stents. Wichtige Elemente sind eine gesunde Ernährung, zum Beispiel mediterrane oder anti-entzündliche Kost mit weniger Salz und Zucker, sowie Stressmanagement durch Autogenes Training, Meditation oder Atemübungen, die den Blutdruck senken und den Herzrhythmus stabilisieren können. Zusätzlich kann eine psycho-kardiologische Begleitung hilfreich sein, um Ängste und Stress im Zusammenhang mit der Erkrankung zu reduzieren.

  • Krebsnachsorge

    Die konventionelle Krebstherapie ist oft kräftezehrend, daher liegt das Ziel integrativer Ansätze in der Nachsorge auf der Verbesserung der Lebensqualität und der Linderung von Nebenwirkungen. Die Therapie wird individuell auf die Bedürfnisse und den Krankheitsverlauf der Patienten zugeschnitten. Angebote können beispielsweise Akupunktur zur Linderung von Schmerzen und Übelkeit, Misteltherapie zur Stärkung des Immunsystems, Ernährungsberatung zur Vermeidung von Mangelernährung, Bewegungstherapie sowie eine psychoonkologische Begleitung umfassen.

Wie finde ich seriöse Angebote für 
integrative Medizin?

Frau entnimmt mit Pipette pflanzliches Arzneimittel


Wenden Sie sich an Ärzte mit entsprechender Zusatzqualifikation, zum Beispiel im Bereich Naturheilverfahren und Akupunktur. Diese Zusatzbezeichnungen werden von den Landesärztekammern nach bestandener Prüfung vergeben.

Auch im stationären Bereich gibt es mittlerweile zahlreiche Krankenhäuser und Abteilungen, die komplementärmedizinisches Wissen in Therapieangebote und Pflege integrieren. Viele Hausärzte sind offen für ergänzende Verfahren – ein Nachfragen lohnt sich also.

Wichtig ist, dass der Arzt offen über die angewendeten Methoden, deren Wirkungsweise, mögliche Nebenwirkungen und Kosten informiert. Vorsicht ist geboten bei Heilungsversprechen insbesondere bei schweren Erkrankungen. Scheuen Sie sich außerdem nicht, aktiv nach der Studienlage und wissenschaftlicher Evidenz für die eingesetzten Verfahren zu fragen.

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