Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Gaslighting  

Ein junger Mann der Opfer von Gaslighting wurde, sitzt auf dem Sofa und denkt nach.

Emotionale Manipulation erkennen

Gaslighting ist eine subtile und gefährliche Form des emotionalen Missbrauchs. Dabei beeinflusst eine Person eine andere, insbesondere Partnerinnen oder Partner in romantischen Beziehungen, durch gezielte Aussagen oder Verhaltensweisen negativ. Betroffene Personen werden durch Lügen, Leugnen und Einschüchterungstaktiken manipuliert. Gaslighting verfolgt das Ziel, bewusst die Selbstwahrnehmung eines anderen Menschen zu erschüttern.

Welche Anzeichen auf Gaslighting hindeuten, wie es sich auf Betroffene auswirkt und wie Sie sich schützen können, lesen Sie in unserem Beitrag.  

Wussten Sie schon, dass…

  • Gaslighting zu einer posttraumatischen Belastungsstörung bei den Betroffenen führen kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine medizinisch notwendig ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • auch Kinder von Gaslighting betroffen sein können?

Was bedeutet Gaslighting?

Junges Pärchen kämpft mit Gaslighting.

Der Begriff Gaslighting wird abgeleitet vom Theaterstück "Gaslight" von Patrick Hamilton aus dem Jahr 1938. Dort versucht ein Mann seine Ehefrau systematisch in den Wahnsinn zu treiben, um an ihr Erbe zu kommen. Das Theaterstück wurde in den 1940er Jahren verfilmt und prägte so auch den Begriff „Gaslighting“ in der Psychologie. Die Psychoanalytikerin Dr. Robin Stern brachte mit ihrem Buch „The Gaslight Effect“ von 2007 den Begriff in die breite Öffentlichkeit. Heute steht der Ausdruck Gaslighting für manipulatives Verhalten, bei der eine Person absichtlich falsche Informationen äußert, um das Selbstwertgefühl einer anderen Person zu untergraben. Sogenannte "Gaslighter” bringen andere Personen dazu, eigenen Gefühlen, Gedanken und Wahrnehmungen nicht mehr zu vertrauen. 

Gaslighting erkennen

Das Phänomen Gaslighting kann faktisch jeden treffen. Für Betroffene ist es kein Zeichen von Schwäche oder Naivität. Häufig kommt Gaslighting in engen Beziehungen und Partnerschaften vor. Dem Partner wird oft großes Vertrauen entgegengebracht, was eine Manipulation erleichtert. Typischerweise beginnt Gaslighting mit kleinen, scheinbar harmlosen Lügen und Verleugnungen, die mit der Zeit intensiver werden. Betroffene beginnen ihrer eigenen Wahrnehmung zu misstrauen, fühlen sich verwirrt und sind emotional erschöpft. Typische Aussagen für Gaslighting sind verunsichernde oder verleumderische Darstellungen wie zum Beispiel: 

„Das bildest du dir ein.“

„Das war ganz anders.“

„Du machst aus einer Mücke einen Elefanten.“

„Du bist zu emotional.“

„Verstehst du jetzt keinen Spaß mehr?“

„Ich glaube, du brauchst Hilfe.“

„Du bist doch paranoid.“

„Ich erinnere mich, dass du zugestimmt hast.“

„Das verstehst du ganz falsch.“

„Deine Freunde nutzen dich nur aus.“

Zu Beginn sind es kleine Anschuldigungen, die sich allmählich in eine Manipulation übergehen. Gaslighting lässt sich in der Regel in drei Phasen einteilen.

  • Verunsicherung

    Gaslighter gelingt es, ein Gefühl von Minderwertigkeit zu erzeugen und Opfer beginnen an ihrem Verstand zu zweifeln. Betroffene versuchen, dem Gaslighter in allem gerecht zu werden und die teilweise sehr unrealistischen Anforderungen zu erfüllen. Anschuldigungen erscheinen extrem überzogen, sodass das Opfer diese nicht glauben kann.

  • Verteidigen

    Das Opfer versucht das Verhalten des Gaslighters zu entschuldigen. Oftmals wird die eigene Wahrnehmung in Frage gestellt und der Meinung des Gaslighters einen höheren Stellenwert gegeben. 

  • Resignation 

    Oft bemerken Betroffene erst nach Jahren, dass die ihnen vertraute Person sie manipuliert und geben sich auf. Auch Kinder können davon betroffen sein und Gaslighting durch ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten erfahren. Anzeichen hierfür können insbesondere emotionale Vernachlässigung und Liebesentzug sein.

Wieso wird jemand zum Gaslighter?

Die Gründe der emotionalen Manipulation sind vielfältig. Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, ein geringes Selbstwertgefühl oder der Mangel an Empathie sind mögliche Ursachen. Aber auch negative Erfahrungen in der Vergangenheit sind ursächlich für das manipulierende Verhalten. Gaslighter tendieren sehr häufig auch zu Selbstverliebtheit und Sadismus und sind in Beziehungen oft unsicher. Sie binden ihren Partner oder ihre Partnerin unter allen Umständen an sich und schaffen so eine emotionale Abhängigkeit.

Folgen emotionaler Manipulation

Mutter betreibt ihrer Tochter gegenüber Gaslighting.

 

Dauerhafte Kritik und Einschüchterungen hinterlassen bei Betroffenen Spuren. Verheerende Folgen für Opfer sind unter anderem: 

  • Verlust des Selbstvertrauens
  • Depressionen
  • Angststörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen
  • (emotionale) Abhängigkeit vom Gaslighter
  • Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen 

Wie kann man sich gegen Gaslighting wehren?

Der Schutz vor Gaslighting erfordert Einsicht, Mut und die Bereitschaft, sich Unterstützung zu suchen. Es ist wichtig, klare Grenzen setzen und sich von toxischen Beziehungen zu distanzieren. Betroffene dürfen nicht zulassen, dass Manipulationen ihre Realität beeinflusst. Die Unterstützung durch die Familie und durch Freunde, das Vertrauen auf das eigene Bauchgefühl, Abstand zu gewinnen. Wichtig ist auch, Vorfälle zu dokumentieren. In Fällen von schwerwiegenden Gaslighting-Manipulationen ist professionelle Hilfe unerlässlich. Denn therapeutische Unterstützung ist für Betroffene entscheidend, um neue Verhaltens- und Erlebensweisen mithilfe verschiedener Methoden zu erarbeiten, zu üben und in schwierigen Situationen anzuwenden. 

So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt

Die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt Betroffene mit verschiedenen Angeboten zur Stärkung der Psyche und schneller Hilfe bei Erkrankung der Psyche.

  • Hilfe durch Psychotherapie 

    Dazu gehört die Kostenübernahme einer ambulanten oder auch digitalen Psychotherapie. Betroffene haben so die Möglichkeit, sich professionelle Hilfe und Unterstützung zu holen. Auch eine stationäre Behandlung oder eine Gruppentherapie wird durch die AOK Sachsen-Anhalt unterstützt. 

  • Telefonische Hilfsangebote

    Sind Betroffene unsicher und verängstigt, haben sie die Möglichkeit sich anonym und vertraulich an die Telefonseelsorge per Telefon, per Chat oder auch vor Ort zu wenden. Auch das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist sieben Tage in der Woche unter 08000 116 016 erreichbar. Sind Kinder betroffen, können sie sich vertrauensvoll und kostenlos an die „Nummer gegen Kummer“ unter 116 111 wenden. Benötigen Männer Hilfe oder Rat, bietet das Hilfetelefon „Gewalt an Männern” unter 0800 1239900 ebenfalls vertrauensvoll und anonym Unterstützung an.

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