Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Bulimie

Eine etwa 25-jährige Frau sitzt mit verschränkten Armen und nachdenklichem Blick auf einem Sessel.

Ursachen und Therapie der Bulimie

Oft bleibt sie lange unentdeckt: die Ess-Brech-Sucht, oder auch Bulimie. Sie ist eine Essstörung, an der laut Statistik ein bis zwei von 100 Menschen irgendwann im Laufe ihres Lebens leiden. Wir erklären, was Bulimie ist, welche Symptome und Therapien es gibt. 

Wussten Sie schon, dass…

  • Bulimie eine psychische Erkrankung ist?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • Bulimie auch Karies verursachen kann?

Was ist Bulimie?

Der vollständige Name der Bulimie lautet Bulimia nervosa. Dabei handelt es sich um eine Essstörung, die oft auch als Ess-Brech-Sucht bezeichnet wird. Betroffene durchleben Phasen des sogenannten Binge-Eatings. Das sind Heißhungerattacken, bei denen sie enorm viel auf einmal essen. Dabei haben sie das Gefühl, weder das, was sie essen, noch die Menge kontrollieren zu können. Anschließend versuchen sie, das Gegessene wieder loszuwerden. Dazu nutzen sie verschiedene Möglichkeiten. Am häufigsten ist das Erbrechen. Andere Arten sind strenges Fasten, exzessives Sporttreiben oder die Einnahme von Medikamenten, die abführend oder ausschwemmend wirken.

Die Diagnose Bulimie tritt bei circa 1,5 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen auf. Oft sind Mädchen und junge Frauen von der ernsthaften Krankheit betroffen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Als psychische Krankheit ist die Bulimie sehr gut behandelbar.

Bulimia nervosa ist übrigens nicht das Gleiche wie Anorexia nervosa, also Magersucht. Anorexie ist zwar auch eine Essstörung, bei der die Gewichtsreduktion im Vordergrund steht, aber sie kommt ohne Heißhungerattacken aus. Verschiedene Essstörungen können miteinander einhergehen.

Was sind die Ursachen von Bulimie?

Eine etwa 45-jährige Frau blättert durch ein Magazin, während sie in einem Café sitzt.

Bei der Erkrankung spielen mehrere Ursachen eine Rolle. Dazu gehören:

  • Schönheitsideale in der Gesellschaft
  • ständige Verfügbarkeit von kalorienreichen Lebensmitteln
  • erbliche Faktoren
  • familiäres Umfeld

Persönliche Voraussetzungen wie etwa ein geringes Selbstwertgefühl können Bulimie begünstigen. Menschen, die bereits eine psychische Erkrankung haben, zum Beispiel eine Depression, Angststörung, Suchterkrankung oder die Borderline-Persönlichkeitsstörung, können ebenfalls anfälliger sein.

Ausgelöst wird die Erkrankung durch verschiedenste Umstände. Das können Stress oder körperliche Veränderungen in der Pubertät sein. Lebensverändernde Ereignisse wie ein Umzug oder der Verlust einer nahestehenden Person sind oft ein Auslöser. Auch eine vorangegangene strenge Diät gilt als Anlass.

Was sind die Symptome von Bulimie?

Nahaufnahme von Füßen, die in einem Badezimmer auf eine Personenwaage steigen.

Neben dem Hauptkennzeichen von Bulimie – Heißhungerattacken gefolgt von Erbrechen – sind weitere Symptome üblich:

  • Verheimlichen: Betroffene versuchen ihr Ess-Brech-Verhalten, das mindestens zweimal pro Woche bis zu mehrmals täglich vorkommt, für sich zu behalten.
  • Verstecken: Bulimie-Erkrankte, die zu Medikamenten greifen, versuchen, das vor ihren Mitmenschen zu verbergen.
  • Angegriffene Zähne: Durch das häufige Erbrechen haben die Zähne ständig Kontakt mit der Magensäure. Starke Karies kann die Folge sein.
  • „Hamsterbäckchen“: Das häufige Würgen und Erbrechen beansprucht die Ohrspeicheldrüsen und führt zu Schwellungen. So entstehen aufgequollene Wangen, sogenannte Hamsterbäckchen.
  • Übermäßiges Wiegen: Betroffene kontrollieren ihr Gewicht ständig mit der Waage.
  • Zwanghaftes Grübeln: Die ständige gedankliche Beschäftigung mit Kalorienzufuhr, Nahrungszusammensetzung, dem eigenen Gewicht und Aussehen gehört auch zu den Symptomen.

Für Außenstehende ist die Krankheit nicht einfach zu erkennen, denn viele der Anzeichen werden von den Betroffenen versteckt. Oft führt ein Zufall dazu, dass die Krankheit entdeckt wird. Zudem ist das Gewicht von Bulimie-Erkrankten im Gegensatz zu Magersüchtigen nicht auffällig. Oft bleibt es normal oder nur leicht untergewichtig, manchmal sogar übergewichtig.

Was sind die Folgen von Bulimie?

Je länger die Erkrankung unerkannt andauert, umso wahrscheinlicher sind weitere körperliche und seelische Folgen, die aus dem Teufelskreis aus Heißhunger, Fasten und Ess-Brech-Attacken entstehen. Dazu gehören unter anderem:

  • Stoffwechselschäden
  • Hormonschwankungen
  • Menstruationsstörungen
  • psychische und soziale Auswirkungen wie selbstverletzendes Verhalten, sozialer Rückzug, Vernachlässigung eigener Interessen und starke Stimmungsschwankungen

Bulimie ist also eine ernstzunehmende Krankheit. Neben den organischen Folgen, die bis zur Schwächung des Herzens und der Knochen führen können, beeinträchtigt Bulimie die Stimmung und Konzentration. Hinzu kommt, dass Betroffene oft darunter leiden, dass ihnen, nach ihrem Empfinden, Anerkennung und Zuneigung fehlen.

Wichtig: Bulimie in der Schwangerschaft kann Folgen für das ungeborene Baby haben und zudem das Risiko einer Depression nach der Geburt erhöhen. Wie andere große Ereignisse auch, kann eine Schwangerschaft Risiken oder auch Chancen mit sich bringen. Das ist individuell verschieden. Lassen Sie sich in dieser wichtigen Zeit psychologisch beraten und begleiten, damit Sie sich gut umsorgt fühlen und jederzeit auf Hilfe zurückgreifen können.

Wie wird Bulimie behandelt?

Da die Ess-Brech-Sucht eine psychische Erkrankung ist, ist die Behandlung vor allem psychotherapeutischer Art. Betroffene wenden sich zunächst an ihre hausärztliche Praxis, die die Diagnose stellt und sie an psychotherapeutisches Fachpersonal überweist. So können spezifische psychische Beschwerden erfasst werden. Es wird zum Beispiel festgestellt, ob noch weitere psychische Erkrankungen bestehen oder mit der Bulimie einhergehen, diese sogar verursachen oder auch ihre Folge sind.

Ein etwa 20-jähriger Mann sitzt in einem Beratungsgespräch mit einem Therapeuten.

Bei der Behandlung arbeiten immer verschiedene medizinische Fachbereiche Hand in Hand. Ziel ist es zunächst, kurzfristig und schnell das Essverhalten von Erkrankten zu ändern, um ihre körperliche Gesundheit wiederherzustellen. Das kann mit Hilfe einer Ernährungsberatung und eines Ernährungsplans geschehen. Wenn es schon körperliche Beeinträchtigungen gibt, werden diese mitbehandelt. Auf lange Sicht gibt die psychologische oder psychotherapeutische Behandlung Hilfestellung, so dass Betroffene die Ursache ihres Essverhaltens erkennen und angehen können. Hierfür gibt es viele verschiedene Therapiemöglichkeiten. Das behandelnde Team stellt sie individuell zusammen. Die Behandlung erfolgt in der Regel ambulant.

Die Chancen einer erfolgreichen Behandlung sind durchschnittlich gut

Ein Drittel bis die Hälfte der Betroffenen wird gesund. Bei einem weiteren Drittel können die Symptome gelindert werden. Dennoch gibt es auch Rückfälle, so dass Betroffene immer wieder mit der Bulimie kämpfen und Behandlungen langwierig sind.

Der Erfolg hängt maßgeblich vom Willen und der Motivation aller Beteiligten ab. Denn es ist erforderlich, im Alltag und langfristig ohne medizinische Hilfe ein neues (Ess-)Verhalten zu etablieren, damit Betroffene nachhaltig gesund werden können. Eine wichtige Unterstützung ist dabei das soziale Umfeld: Verständnis, ein offenes Ohr, Zeit für Gespräche und Motivation, ohne dass das schädliche Essverhalten ständiges Thema ist, aber auch ohne dass es tabuisiert wird.

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