Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Binge-Watching

Frau schaut mit ihrem Hund zu Hause fern

Binge-Watching: Wenn der 
Serienmarathon zur Belastung wird

Eine Woche auf die nächste Folge warten: das war früher ganz normal. Heute läuft das anders. Dank Streaming-Diensten startet die nächste Episode automatisch, und ganze Staffeln sind jederzeit verfügbar. Das hat unser Sehverhalten grundlegend verändert. Viele Menschen schauen mehrere Folgen oder sogar eine ganze Staffel am Stück – sogenanntes Binge-Watching.
Ein solcher Serienmarathon wirkt auf den ersten Blick harmlos und kann durchaus entspannend sein. Doch wenn das Schauen regelmäßig überhandnimmt, kann es Körper und Psyche belasten.

Wie sich Binge-Watching auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt und was Sie tun können, um Ihr Sehverhalten im Gleichgewicht zu halten, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Wussten Sie schon, dass…

  • Schlafstörungen eine Folge von Binge-Watching sein kann?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Online-Seminare  zur Stärkung der Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche anbietet?
  • festgelegte Bildschirmzeiten helfen, exzessivem Sehverhalten vorzubeugen?

Was bedeutet Binge-Watching?

Unter Binge-Watching versteht man das Anschauen mehrerer Folgen einer Serie oder sogar ganzer Staffeln direkt hintereinander, oft über mehrere Stunden hinweg. Besonders verbreitet ist dieses Verhalten bei jungen Erwachsenen. In dieser Altersgruppe gehört Streaming fest zum Alltag und hat das klassische Fernsehen weitgehend abgelöst. Binge-Watching ist daher längst kein Randphänomen mehr, sondern ein fester Bestandteil moderner Mediennutzung.

Darum fällt das Ausschalten so schwer

  • Verfügbarkeit

    Serien sind „on demand“, also auf Abruf, verfügbar. Streaming ist daher ohne Wartezeiten möglich. Außerdem geht durch die automatische Wiedergabe eine Folge direkt in die andere über.

  • Serienkonzept mit Cliffhangern

    Am Ende einer Episode oder Staffel kommt es häufig zu spannenden, ungelösten oder emotionalen Situationen. Deren Ausgang erfährt man nur, wenn man weiterschaut.

  • Algorithmische Empfehlungen der Plattformen

    Streaming-Dienste schlagen oft automatisch neue Folgen oder Serien vor, die genau auf die bisherigen Sehgewohnheiten abgestimmt sind. Diese personalisierten Empfehlungen machen es besonders verlockend, weiterzuschauen, da ständig Inhalte präsentiert werden, die genau den eigenen Vorlieben entsprechen.

  • Entspannung

    Viele Menschen schauen Serien, um vom Alltag abzuschalten und für eine Weile Sorgen oder Stress hinter sich zu lassen. Beim Eintauchen in fiktive Welten werden Glückshormone wie Dopamin ausgeschüttet, was das Schauen besonders angenehm macht. Dieses Gefühl von Entspannung und Belohnung kann dazu führen, dass es schwerfällt, nach nur einer Folge aufzuhören.

  • FOMO - Angst, etwas zu verpassen

    Serien sind heute oft Gesprächsthema unter Freunden, Kollegen oder in sozialen Medien: Besonders bei neuen Serien möchte man den Anschluss an Gespräche darüber nicht verlieren. Die „fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen, macht sich bemerkbar und motiviert viele dazu, mehrere Folgen hintereinander zu schauen.

Risiken und Gefahren einer Seriensucht

Mann sitzt in gelbem Sessel mit Fernbedienung in der hand

Problematisch wird Binge-Watching, wenn es zu häufig und unkontrolliert stattfindet. Das ständige Weiterschauen kann dann verschiedene Folgen haben:

  • Körperliche Belastungen: Bewegungsmangel, verspannte Muskulatur, Augenbeschwerden, Schlafprobleme
  • Psychische Effekte: Vermeidung von Problemen, mögliche Abhängigkeitstendenzen
  • Soziale Einschränkungen: Vernachlässigung anderer Aktivitäten oder Kontakte
  • Negatives Zeitmanagement: Kontrollverlust, Aufschieben von Pflichten

In extremen Fällen kann Binge-Watching zu einer Art Verhaltenssucht führen, bei der man das Schauen nicht mehr kontrollieren kann.

 

Bei Kindern kann exzessives Serien-Schauen schnell zu einer Reizüberflutung führen, die Konzentration und Aufmerksamkeit beeinträchtigt. Durch fehlende Regulation haben sie weniger Gelegenheit, Selbstdisziplin und Frustrationstoleranz zu üben. Außerdem sind viele Serien nicht kindgerecht und beinhalten Gewalt, Sexualität oder unrealistische Darstellungen. So können Ängste oder falsche Vorstellungen von Beziehungen und Alltag vermittelt werden.

Serien ohne schlechtes Gewissen genießen

Paar Ende 20 sitzt auf dem Sofa und schaut Serien

Keine Sorge, Sie müssen nun nicht gleich alle Streaming-Abos kündigen. Ein Serienmarathon ist an sich nichts Schlechtes. Wer sich am Wochenende mit Freunden oder allein aufs Sofa kuschelt und mehrere Folgen am Stück schaut, kann dabei wunderbar entspannen und den Kopf freibekommen. Serien bieten eine willkommene Auszeit vom Alltag, laden zum Lachen, Mitfiebern oder Träumen ein. Schaut man die Serie gemeinsam mit anderen, ist es zudem ein soziales Erlebnis. Man kann sich über die Inhalte austauschen und stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

Viele Serien behandeln auch geschichtliche, gesellschaftliche oder politisch relevante Themen und geben Einblicke in andere Kulturen und Denkweisen. Einige nutzen Serien sogar als kreative Inspiration. 

Also: Ab und zu mehrere Folgen zu schauen, ist völlig unbedenklich. Wichtig ist, dass die Balance stimmt.

Tipps zur Veränderung des Sehverhaltens

Wenn Sie sich durch Ihr Sehverhalten eingeschränkt fühlen, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Selbstbeaobachtung

    Dokumentieren Sie Ihre Sehgewohnheiten. Erstellen Sie dazu einfach eine Übersicht, wie viele Stunden Sie wirklich täglich oder wöchentlich schauen.

  • Feste Regeln

    Legen Sie feste Regeln und Zeitfenster fest, zum Beispiel maximal zwei Folgen pro Abend oder stellen Sie sich einen Timer.

  • Gründe hinterfragen

    Nehmen Sie bewusst wahr, warum Sie einschalten: Aus Interesse, Langeweile oder zur Ablenkung? Wenn es aus Langeweile ist, stellen Sie sich selbst die Frage, ob es etwas Besseres gibt, dass Sie stattdessen tun könnten.

  • Aktive Pause

    Nehmen Sie sich gezielt medienfreie Zeit und gehen anderen Tätigkeiten nach. Finden Sie Alternativen wie Sport, Lesen oder Freunde treffen.

  • Bewusstes Schauen

    Auch wenn es schwer ist: Genießen Sie Ihre Lieblingsserie anstatt „durchzurauschen“. Dann haben Sie auch länger etwas davon.

  • Schlaf priorisieren

    Schauen Sie keine Serien vor dem Zubettgehen. Finden Sie eine Abendroutine, bei der Sie entspannen können, wie Lesen, Meditation oder Musikhören.

Serienkonsum bei Kindern: Darauf sollten Sie achten

Vater und Sohn, die zu Hause fernsehen
  • Altersgerechte Inhalte auswählen
    Achten Sie auf die Altersfreigabe und nutzen Sie die Kindersicherungen. Bestimmte Serien und Filme können dann nur durch PIN-Eingabe geschaut werden. Entscheiden Sie am besten gemeinsam, welche Serien erlaubt sind.
  • Gemeinsam schauen
    Machen Sie das Serienschauen zum gemeinsamen Erlebnis statt zum isolierten Konsum. Gleichzeitig können Sie so die Inhalte einordnen, Fragen beantworten und über schwierige Themen ins Gespräch kommen.
  • Vorbild sein
    Kinder orientieren sich am Verhalten der Eltern – auch beim Medienkonsum. Durch das exzessive Schauen der Eltern wird den Kindern Binge-Watching als Normalität vermittelt. Setzen Sie also für sich selbst bewusst Grenzen und pflegen Sie stattdessen andere Hobbys.

Welche Bildschirmzeiten angemessen sind sowie weitere Tipps zur Mediennutzung bei Kindern finden Sie hier .

In Kooperation mit der Servicestelle Kinder- und Jugendschutz bietet die AOK Sachsen-Anhalt verschiedene Online-Veranstaltungen an, die die Medienkompetenz stärken und ausbauen. An den Seminaren können Eltern gemeinsam mit ihren Kindern teilnehmen.

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