Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Die Zunge – unterschätztes Multitalent 

Eine Junge Frau streckt grinsend ihre Zunge raus

Ohne die Zunge geht nichts

Die Zunge ist weit mehr als nur ein Muskel im Mund, sie ist ein wahres Multitalent. Ob beim Schmecken, Sprechen, Zerkleinern oder Schlucken der Nahrung, die Zunge ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken. Gleichzeitig übernimmt sie eine wichtige Rolle in der Immunabwehr und kann durch Veränderungen wie Zungenbelag Hinweise auf gesundheitliche Probleme geben. Grund genug, diesem unverzichtbaren Organ mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die Zunge aufgebaut ist, welche Aufgaben sie erfüllt, was es mit Zungenbelag auf sich hat und welche Tipps für eine gute Zungenhygiene wirklich hilfreich sind.

Wussten Sie schon, dass...

  • die Zunge der einzige Muskel ist, den man aktiv verkürzen und verlängern kann?
  • wir Sie bei der regelmäßigen Zahnvorsorge unterstützen?
  • Papageien aufgrund ihrer dicken Zunge menschliche Sprache imitieren können?

Wie ist die Zunge aufgebaut?

Die Zunge ist ein äußerst bewegliches Muskelorgan in unserem Mund. Ihre besondere Beweglichkeit verdankt sie den Muskelfasern, die sich in verschiedene Richtungen erstrecken, von vorne nach hinten, vom Rand zur Mitte und von oben nach unten. Dadurch kann sie sich nahezu in alle Richtungen bewegen und ist damit einzigartig in unserem Körper.

Neben ihrer Muskulatur enthält die Zunge zahlreiche Geschmackspapillen mit Geschmacksknospen, die unsere Geschmackswahrnehmung ermöglichen. Je nach Bereich übernimmt die Zunge dabei unterschiedliche Funktionen:

Eine regelmäßige Kontrolle der Zunge ist wichtig
  • Zungenspitze und -ränder: besonders beweglich und wichtig beim Sprechen und Tasten
  • Zungenrücken: die Oberseite der Zunge besteht aus einer Bindegewebsplatte, überzogen mit Schleimhaut. Dort sitzen Papillen (Zungenwärzchen), die Sinneszellen zum Schmecken und Tasten enthalten. Eine mittige Längsfurche (Sulcus medianus linguae) teilt den Zungenrücken optisch.
  • Zungenwurzel: mit dem Mundboden verbunden und daher nicht sichtbar, aber entscheidend für Schlucken und Sprachbildung.
  • Zungenbändchen (Frenulum linguae) unter der Zunge: fixiert die Zunge am Mundboden. Seitlich am unteren Teil die Ausführungsgänge der Unterkieferspeicheldrüsen und der Unterzungenspeicheldrüse, die die Mundhöhle befeuchten.

Mehr als nur Schmecken – Die Aufgaben der Zunge

Unsere Zunge ist weit mehr als nur ein Geschmacksorgan. Sie übernimmt eine ganze Reihe von Funktionen, die für unser tägliches Leben unverzichtbar sind:

  • Tasten

    Die Zungenspitze gehört zu den berührungsempfindlichsten Teilen des Körpers. Sie spürt nicht nur winzige Essensreste im Mundraum auf, sondern kann diese auch verschieben oder lockern. Mit Hilfe mechanischer Papillen überprüft die Zunge die Festigkeit und Form der Lebensmittel. So erkennen wir zum Beispiel beim Kauen störende Fischgräten.

  • Schmecken

    Die Geschmackspapillen besitzen Sinneszellen (Geschmacksknospen) mit speziellen Geschmacksrezeptoren, die verschiedene Geschmacksstoffe wahrnehmen. Im Zusammenspiel mit dem Geruchssinn entsteht im Gehirn der Eindruck eines Aromas. Insgesamt kann die Zunge fünf Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, bitter, salzig und umami (herzhaft-würziger Geschmack). Entgegen der verbreiteten Meinung sind diese Geschmacksrichtungen nicht streng auf einzelne Zungenbereiche verteilt, auch wenn das hintere Drittel besonders empfindlich reagiert. Diese Fähigkeit war früher überlebenswichtig, um genießbare Speisen von verdorbenen Lebensmitteln zu unterscheiden.

  • Essen und Verdauung

    Als Teil des oberen Verdauungstraktes schiebt die Zunge Nahrung zu den Zähnen, damit sie zerkleinert werden kann. Danach transportiert sie die zerkleinerte Nahrung oder Flüssigkeiten weiter zum Rachen. Gleichzeitig regen ihre Bewegungen die Speicheldrüsen an, wodurch Nahrung vorverdaut und mit Speichel vermischt wird. Das erleichtert das Schlucken erheblich.

  • Saugen

    Indem die Zunge Unterdruck im geschlossenen Mund erzeugt, ermöglicht sie das Saugen. Schon Säuglinge nutzen diese Fähigkeit, um Muttermilch aus der Brust zu trinken. Später kommt sie uns zum Beispiel beim Trinken mit einem Strohhalm zugute.

  • Sprechen

    Zusammen mit Lippen und Zähnen „formt“ die Zunge Laute und Wörter. Besonders bei Konsonanten wie t, d, l, k und s ist sie unverzichtbar. Ohne sie könnten wir uns kaum verständlich äußern.

  • Abwehr von Krankheitserregern

    Auch das Immunsystem profitiert von der Zunge. Im hinteren Bereich sitzt die Zungenmandel, die gemeinsam mit den Gaumen- und Rachenmandeln Krankheitserreger abwehrt, die über den Mund in den Körper gelangen können.

Gesunde vs. ungesunde Zunge – Was bedeutet der Zungenbelag?

Nicht umsonst wird die Zunge häufig als „Spiegel der Gesundheit“ bezeichnet. An ihrem Aussehen lassen sich nämlich nicht nur alltägliche Veränderungen, sondern auch mögliche Erkrankungen erkennen. Eine gesunde Zunge ist in der Regel blass-rosa, leicht weißlich überzogen, matt und weich. Verändert sich ihre Farbe oder ihr Belag deutlich, kann das ein Hinweis auf Krankheiten sein:

weißlicher Belag

Ein dünner, weißlicher Belag ist meist ein Begleiter von Erkältungen, kann aber auch auf Magen-Darm-Probleme hinweisen.

gelblicher Belag

Ein pelziges Gefühl auf der Zunge deutet häufig auf eine Pilzinfektion hin. Ein kräftigeres Gelb wiederum kann auf Galle- oder Leberprobleme hinweisen.

brauner Belag

Eine braun verfärbte Zunge kann ein Hinweis auf Störungen im Darmbereich sein. Ist die Zunge zusätzlich geschwollen, kann auch eine Nierenschwäche vorliegen. Oft entsteht brauner Belag allerdings auch durch Rauchen, Kaffee, Tee oder Medikamente.

roter Belag

Eine intensiv gerötete Zunge kann ein Hinweis auf Vitamin B-12-, Folsäure- oder Eisenmangel sein. Bei Scharlach zeigt sich die typische „Himbeerzunge“ mit kleinen roten Pickeln auf der Zunge. Treten weitere Symptome wie Kopf-, Bauch- oder Rippenschmerzen auf, kommen auch Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts, der Leber oder des Herzens infrage. Geht die Rötung mit einem Brennen einher, handelt es sich um eine Zungenentzündung. 

grauer Belag

Ein grauer Belag tritt häufig bei Eisenmangel oder Blutarmut auf.

schwarzer Belag

Die sogenannte „Haarzunge“ entsteht, wenn sich die Papillen so verändern, dass die Zunge behaart aussieht. Häufig tritt dies als Nebenwirkung einer Antibiotikabehandlung auf. In seltenen Fällen kann es jedoch auch auf eine schwerwiegende Schwächung des Immunsystems hindeuten.

Die Zunge eines kleinen Mädchens wird beim Arztbesuch untersucht

Wichtig: Eine Verfärbung der Zunge kann auch ganz harmlos sein, beispielsweise nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel wie Rotwein, Blaubeeren oder Lakritz. Eine solche Verfärbung ist harmlos und verschwindet wieder von selbst.

Darüber hinaus gibt es Erscheinungen wie die Landkartenzunge (rote Flecken) oder die Faltenzunge (tiefe Furchen, teils mit Brennen), die in den meisten Fällen unbedenklich sind. 

Dennoch gilt: Treten neben dem Zungenbelag weitere Symptome auf, sollten Sie immer einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären.

Erkrankungen von Zunge und Mundraum

Veränderungen im Aussehen oder Empfinden der Zunge können auch auf Erkrankungen des Mundraums oder der Zunge selbst hinweisen.

Zungenentzündung (Glossitis)

Bei einer Glossitis ist die Zunge stark gerötet und geschwollen, vor allem an den Rändern. Sie brennt und verursacht Schmerzen. Ursachen können Reizungen oder kleine Verletzungen durch scharfe Zahnkanten, Zahnstein oder Metall-Legierungen im Zahnersatz sein, über die Bakterien eindringen. Auch ein Nährstoffmangel, beispielsweise an B12, Folsäure, Eisen, Zink oder Krankheiten wie Diabetes kommt infrage. Bestehen die Beschwerden länger als zwei Wochen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Zungenbrennen (Burning Mouth Syndrom)

Ein anhaltendes Brennen der Zunge kann viele Ursachen haben. Dazu zählen Karies, schlecht sitzende Prothesen, Pilz- oder Herpesinfektionen, Nährstoffmangel (Vitamin B12, Folsäure, Eisen), Nebenwirkungen von Medikamenten, aber auch psychische Erkrankungen oder Hormonschwankungen.

Ein Mann säubert seine Zunge mit einer Zahnbürste

Mundsoor

Hierbei handelt es sich um eine Pilzinfektion der Mundschleimhaut, die auch die Zunge betrifft. Typisch sind weißliche Flecken mit roten Rändern sowie ein pelziges Gefühl im Mund. Häufig tritt Mundsoor bei einem geschwächten Immunsystem auf oder wenn die Schleimhäute, etwa durch eine Chemotherapie, angegriffen sind.

Mundfäule (Stomatitis aphthosa/ Gingivostomatitis herpetica)

Diese Form der Herpesinfektion im Mund äußert sich durch kleine Bläschen auf Zunge, Mundschleimhaut und Zahnfleisch, die aufplatzen können. Die Schleimhäute sind bei Mundfäule stark gerötet und gereizt. Begleitend treten oft Mundgeruch, Schluckbeschwerden und allgemeines Unwohlsein auf.

Zungenkrebs

Eine ernsthafte Erkrankung, die sich durch brennende Schmerzen, Schluckprobleme und vermehrten Speichelfluss bemerkbar machen kann. Häufige Ursachen sind starker Konsum von Alkohol, Tabak und anderen Drogen. Sollten Sie entsprechende Symptome bemerken, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen.

Tipps für eine gesunde Zunge

Eine gute Mundhygiene umfasst nicht nur die Zähne. Auch die Zunge sollte regelmäßig gereinigt werden. Denn zwischen ihren Papillen sammeln sich Speisereste und Speichelreste, besonders im hinteren Drittel. Dort fühlen sich Fäulnisbakterien wohl, die nicht nur für einen weißlichen Belag und Mundgeruch sorgen, sondern auch die Entstehung von Zahnbelag, Karies und Parodontitis fördern können. 

  • Zungenreinigung

    Am einfachsten lässt sich die Zunge mit einer Zahnbürste reinigen. Noch besser sind jedoch spezielle Zungenbürsten oder -schaber, die sanft über die Zungenoberfläche geführt werden. Dabei sollten Sie vor allem den hinteren Bereich gründlich reinigen, allerdings ohne zu viel Druck.

    Wichtig: Reinigen Sie Bürste und Schaber regelmäßig und tauschen Sie diese Hilfsmittel mindestens alle drei Monate aus.

  • Tipps gegen Mundgeruch

    Auch die Ernährung spielt eine Rolle. Eiweißreiche Lebensmittel und Milchprodukte begünstigen die Vermehrung von geruchsbildenden Bakterien. Harte Lebensmittel wie Brot oder Gemüse helfen dabei, Zungenbeläge mechanisch zu entfernen. Zusätzlich wirkt grüner Tee antibakteriell und kann unangenehmen Geruch mindern.

  • Ernährung und Trinken

    Eine vitaminreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten trägt zur Gesundheit der Zunge bei und beugt Rissen vor. Alkohol und Nikotin hingegen sollten vermieden werden, da sie die Mundschleimhaut austrocknen und reizen. Ebenso wichtig ist ausreichendes Trinken, mindestens zwei Liter Wasser am Tag. Das regt die Speichelproduktion an und hält den Mundraum feucht.

Gut zu wissen

    Ergebnisse werden geladen

    Jetzt bei der AOK Sachsen-Anhalt versichern

    Registrieren Sie sich schnell und unkompliziert bei unserer Online-Anmeldung.

    Mitglied werden