Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Fentanyl - Gefährliches Schmerzmittel

Eine ältere Dame nimmt Fentanyl gegen chronische Schmerzen in ihrer Hand

Eine unterschätzte Gefahr 

Bei sehr starken, vor allem chronischen Schmerzen, wie sie beispielsweise bei Krebserkrankungen oder in der Anästhesie auftreten, kommt das Schmerzmittel Fentanyl zum Einsatz. Es wurde erstmals in den 1960er Jahren als Schmerzpflaster entwickelt und wirkt bis zu 100-mal stärker als Morphin. Ein großes Problem hierbei: Fentanyl macht sehr schnell abhängig und wird immer häufiger als Droge missbraucht.

Wie das Schmerzmittel sicher angewendet wird, welche gesundheitlichen Nebenwirkungen daraus resultieren und welche schweren Folgen ein Missbrauch von Fentanyl mit sich bringen kann, lesen Sie in unserem Beitrag.

Wussten Sie schon, dass…

  • Fentanyl auch als Dopingmittel eingestuft wird?
  • die AOK Sachsen-Anhalt Betroffenen und Angehörigen Unterstützung bei einer Suchterkrankung anbietet?
  • fentanylhaltige Arzneimittel für Kinder ab dem 2. Lebensjahr in Deutschland zugelassen sind?

 

Eine Frau verabreicht sich Fentanyl als Nasenspray

Was ist Fentanyl?

Fentanyl ist ein analgetisches (schmerzstillendes), synthetisch hergestelltes Schmerz- und Betäubungsmittel, das in der Medizin zur Behandlung starker Schmerzen verwendet wird. Wie Morphin und Heroin zählt es zu der Gruppe der Opiode und hat eine beruhigende Wirkung auf den Körper. Das verschreibungspflichtige Medikament darf als transdermales Pflaster, Lutschtablette, Nasenspray, oder auch als Injektion nur unter ärztlicher Anleitung verabreicht werden. Es unterliegt in der Anwendung strengster Kriterien, da Fentanyl bei falscher Dosierung schnell abhängig macht und der Konsum schlimmstenfalls sogar tödlich sein kann.

Wichtig: Fentanyl gehört zu den Betäubungsmitteln und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).

Nebenwirkungen von Fentanyl: Risiken im Blick behalten 

Der in Fentanyl enthaltene Wirkstoff hemmt die Weiterleitung von Schmerzreizen an die spezifischen Andockstellen, sogenannte Opioid-Rezeptoren, im Gehirn. Die Folge: Wir nehmen Schmerzen nicht mehr wahr. Wie bei allen Opioden können auch bei der Anwendung von Fentanyl, je nach Dosierung, verschiedene Nebenwirkungen auftreten. Um diese so gut wie möglich zu vermeiden, sollte die Dosierung des Schmerzmittels immer unter ärztlicher Kontrolle erfolgen. 

  • Kurzfristige Nebenwirkungen
    • Herzrhythmusstörungen
    • Schläfrigkeit und Benommenheit
    • Schwindel und Verwirrung
    • Kopfschmerzen
    • Übelkeit und Erbrechen
    • Verstopfung
    • Schwitzen
    • Hautreaktionen wie Juckreiz

    In seltenen Fällen kann nach der Einnahme von Fentanyl auch eine allergische Reaktion auftreten.

  • Mittelfristige Nebenwirkungen 

    Wird das Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum angewendet, zeigen sich schnell erste Anzeichen einer Abhängigkeit. Betroffene benötigen immer mehr Wirkstoff, um die gewünschte Wirkung zu erzielen.

    Einige Nebenwirkungen einer längerfristigen Fentanyl-Einnahme können sein:

    • Übelkeit, Erbrechen und Durchfall
    • Angstzustände
    • Schüttelfrost
  • Langfristige Nebenwirkungen

    Bei einer langfristigen Einnahme von Fentanyl steigt das Risiko für eine Überdosierung stetig an, mit fatalen Folgen für das eigene soziale Umfeld. Betroffene weisen beispielsweise ein erhöhtes Risiko für Beschaffungskriminalität, Verwahrlosung und Vernachlässigung auf. 

    Besonders gefährlich wird es, wenn das Schmerzmittel in Verbindung mit anderen Substanzen wie Alkohol, Beruhigungsmitteln, Antidepressiva oder anderen Drogen eingenommen wird.

Wer bekommt das starke Schmerzmittel Fentanyl?

Ein Mann leidet nach falscher Dosierung von Fentanyl unter Benommenheit

Fentanyl wird in der Regel Patienten verschrieben, die unter starken, chronischen Schmerzen leiden, die mit anderen Schmerzmitteln nicht ausreichend kontrolliert werden können. Das schließt insbesondere Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium ein, aber auch Patienten mit schweren Verletzungen oder nach größeren Operationen. Fentanyl kommt auch bei der palliativen Betreuung zum Einsatz, um die Lebensqualität todkranker Menschen zu verbessern.

Die Dosierung des Schmerzmittels ist dabei je nach Indikation, Alter, Gewicht, Allgemeinzustand, Begleitmedikation und der Verabreichungsmethode individuell verschieden.

Fentanyl-Missbrauch

Fentanyl hat eine große euphorisierende Wirkung und bietet ein hohes Abhängigkeitspotential. Je länger das Schmerzmittel eingenommen wird, desto höher ist auch das Risiko, eine Suchterkrankung zu entwickeln. Da sich Fentanyl schwer dosieren lässt, ist eine schnelle Überdosierung möglich. Das passiert oft auch unwissentlich, beispielsweise wenn andere Drogen mit Fentanyl gestreckt werden. Dabei gilt: Je höher die Fentanyl-Dosis, umso schneller verändert sich die Hirnstruktur und umso stärker ist das Suchtverhalten bei den Betroffenen ausgeprägt. Gefährdet sind dabei vor allem Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden und regelmäßig starke Schmerzmittel einnehmen müssen oder auch Personen, die Fentanyl als Rauschmittel missbrauchen. 

Wird das Schmerzmittel falsch dosiert und über eine schnellfreisetzende Darreichungsform, wie Injektion, Nasenspray oder Lutschtabletten verabreicht, können lebensgefährliche Nebenwirkungen,wie eine verlangsamte Atmung und Herzfunktion bis hin zum Atemstillstand daraus resultieren.

 

Eine Frau berät eine Person mit Fentanyl-Abhängigkeit telefonisch

Wir sind an Ihrer Seite: 

Hilfe erhalten Betroffene und Angehörige durch unser Programm „Besonderes Fallmanagement Sucht“.

Nutzen Sie auch die bundesweite Sucht und Drogen-Hotline der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA) 01806 313031 und die Landesstelle Suchtfragen Sachsen-Anhalt

Fentanyl-Pflaster, Fentanyl-Nasenspray und Co.

Fentanyl kann in vielerlei Art und Weise dargereicht werden. Dabei sind kleine Mengen bereits ausreichend, um eine schmerzstillende Wirkung zu erzielen.

  • Tabletten und Sprays

    Fentanyl wird in Tablettenform als Buccaltablette (Einlegen in die Wangentasche), als Sublingualtablette (unter die Zunge legen), oder als Lutschtablette dargereicht. Die schmerzstillende Wirkung tritt meist nach wenigen Minuten ein.

  • Intravenöse Gabe 

    Intravenös wirkt Fentanyl am schnellsten. Schon 5 Minuten nach der Gabe wirkt das Schmerzmittel zentral an der betroffenen Stelle.

    Diese Darreichungsform kommt vor allem zur akuten Schmerzstillung zum Einsatz und dient beispielsweise auch zur Narkoseeinleitung vor einer Operation. In einigen Fällen wird Fentanyl auch in Verbindung mit Schlafmitteln und wahlweise muskelentspannenden Mitteln verabreicht.

  • Transdermale therapeutische Form 

    Transdermale Pflaster sind mit Fentanyl versehene Pflaster, die eine langsame, kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffes über einen längeren Zeitraum ermöglichen. Das Pflaster erreicht nach etwa 12 bis 24 Stunden ein ausreichendes Niveau und hält dieses konstant für 72 Stunden. Diese Therapieform ist allerdings ungeeignet bei akuten Schmerzen oder Beschwerden nach einer Operation.

     

Fentanyl-Pflaster sicher und verantwortungsbewusst anwenden 

Bei richtiger Anwendung sind Fentanyl-Pflaster ein wirksames und sicheres Schmerzmittel zur Behandlung chronischer Schmerzen. Konsultieren Sie dazu immer ihren behandelnden Arzt. Damit das Fentanyl-Pflaster richtig wirken kann sollte es an einer unrasierten und unverletzten Hautstelle angebracht werden. Reinigen Sie die betroffene Stelle vor dem Aufkleben mit sauberem Wasser und trocknen sie diese anschließend sorgfältig ab. Für eine optimale Haltbarkeit sollte das Pflaster nach dem Anbringen für etwa 30 Sekunden leicht angedrückt werden. Nun setzt das Pflaster konstant Schmerzmittel über mehrere Tage frei. 

Woman Applying Patch On Her Arm At Home

Wenn die Wirkung nachlässt, kann bei Bedarf ein neues Pflaster an einer anderen Hautstelle aufgeklebt werden. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte ein Austausch allerdings keinesfalls vor Ablauf von 48 Stunden erfolgen. Achten Sie beim Abziehen des alten Pflasters genaustens darauf, dass keine Reste auf der Haut verbleiben. Auf die betroffene Hautstelle darf frühestens nach einer Woche wieder ein neues Fentanyl-Pflaster angebracht werden. Auch gebrauchte Pflaster können noch Wirkstoff enthalten. Deshalb sollten Sie vor allem zum Schutz von Mitmenschen das Fentanyl-Pflaster nach dem Abziehen ordnungsgemäß entsorgen.

Vorsicht: Bei Fehleinschätzung der Gesamtmenge oder fehlerhafter Anwendung können schwere Nebenwirkungen, bis hin zum Tod, daraus resultieren.

Gut zu wissen

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