Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Misophonie

Ein Seniorenpaar sitzt an einem Tisch in der Küche. Die Frau umarmt ihren Mann von der Seite. Beide lachen ausgiebig.

Überempfindlichkeit gegenüber Alltagsgeräuschen

Unangenehme Geräusche kennt jeder von uns. Quietschende Kreise an der Tafel verursachen Gänsehaut oder jagen manch einem einen Schauer über den Rücken. Bei einer Misophonie bezieht sich die Abneigung auf normale Alltagsgeräusche, die für nicht Betroffene ganz normal sind, zum Beispiel wiederholten Klicken, Kauen oder sogar Atmen. Betroffene können diese sogenannten „Triggergeräusche“ kaum ertragen und reagieren sowohl emotional als auch körperlich auf das Gehörte.
Lesen Sie in unserem Beitrag, woran Sie eine Misophonie erkennen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.

Wussten Sie schon, dass…

  • mindestens 15 Prozent der Erwachsenen an Misophonie leiden?
  • Triggergeräusche meist menschliche Körpergeräusche sind, die beim Essen, Atmen oder bei Bewegung entstehen?
  • Bei Misophonie nicht die Lautstärke, sondern die Art der Geräusche ausschlaggebend ist?

Was bedeutet Misophonie?

Ein etwa 10 jähriges Mädchen sitzt an einem Tisch und hat den Arm in den Kopf gestützt. Sie schaut nachdenklich auf den Boden. Im Hintergrund sitzen drei weitere Personen, die sich unterhalten.

Misophonie bezeichnet eine Geräusch-Überempfindlichkeit oder eine erhöhte Geräuschintoleranz.  Die Bezeichnung leitet sich von den griechischen Begriffen „misos“ und „phone“ ab und bedeutet wörtlich übersetzt Hass auf Geräusche. Menschen, die an Misophonie leiden, reagieren stark emotional auf bestimmte Geräusche, die für andere Personen normalerweise nicht störend oder sogar kaum wahrnehmbar sind.

Typischerweise sind es Alltagsgeräusche wie Kauen, Schlucken, Atmen, Schniefen, Tippen auf Tastaturen oder das Klicken von Kugelschreibern, die bei Menschen mit Misophonie starke Gefühle von Wut, Frustration, Ärger oder Angst auslösen können. Die Reaktion auf diese Triggergeräusche kann intensiv sein und zu starkem Unbehagen oder sogar psychischer Belastung führen.

Bemerken Sie folgende Anzeichen, während Sie ein störendes Geräusch wahrnehmen, kann es sich um eine Misophonie handeln:

  • Intensive emotionale Reaktionen: Betroffene reagieren mit intensiven Gefühlen von Wut, Ärger, Frustration, Abscheu, Ekel oder Angst auf bestimmte Geräusche. Diese Reaktionen können unmittelbar auftreten, sobald das Triggergeräusch wahrgenommen wird.
  • Körperliche Reaktionen: Die emotionale Reaktion auf die Triggergeräusche kann zu körperlichen Symptomen führen, wie zum Beispiel Herzklopfen, Schweißausbrüchen , Muskelverspannungen, erhöhtem Blutdruck  oder einer erhöhten Atemfrequenz.
  • Fluchtreaktionen: Menschen mit Misophonie können den Wunsch verspüren, vor dem Auslösegeräusch zu fliehen. Dies kann dazu führen, dass sie Situationen oder Orte vermeiden, in denen sie potenziell belastende Geräusche hören könnten.

Was ist der Unterschied zwischen Misophonie und Hyperakusis?

Bei Hyperakusis handelt es sich um eine krankhafte Überempfindlichkeit des Gehörs gegen Schall. Alle Klänge und Geräusche werden lauter wahrgenommen, als sie tatsächlich sind. Meistens liegt eine Erkrankung des Hörorgans vor. Von anderen als normal empfundene Lautstärken sind für Menschen mit einer Hyperakusis kaum aushaltbar. Die Unbehaglichkeitsschwelle sinkt dabei auf einen Wert unter 80 dB ab. Ähnlich wie bei einer Misophonie ruft das zu laut empfundene Geräusch reflexhafte Reaktionen wie Schweißausbruch oder Herzrasen hervor. Bei Misophonie hingegen geht es nur um einzelne, klar herausstechende Geräusche. Es geht weniger um die Lautstärke, sondern das ein bestimmtes Geräuschmuster unerträglich ist.

Behandlung

Eine Misophonie festzustellen, bedarf einer gründlichen Anamnese der Symptome bei Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin sowie bei Fachärtzen und Fachärztinnen (zum Beispiel der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde). Für Misophonie gibt es keine spezifische Heilung. Eine mögliche Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und den Betroffenen dabei zu helfen, besser mit den emotionalen Reaktionen auf Triggergeräusche umzugehen.

Wichtig ist, dass Sie über Ihr Problem sprechen und sich selbst dabei beobachten, wann und wie oft es zu einer Überreaktion auf bestimmte Geräusche kommt. Wenden Sie sich an Ihr nahes Umfeld und involvieren Sie die Personen.

Hilfe für Betroffene

  • Entspannungstechniken

    Um bei Misophonie Hilfe zu finden, sind vor allem die Kontrolle über die eigenen Emotionen und die Fähigkeit, sich aktiv zu entspannen, wertvoll. Methoden wie Progressive Muskelentspannung, Yoga oder Tai Chi sind sehr effektiv und helfen, Stress und Angst zu reduzieren, die oft mit Misophonie einhergehen.

    Die AOK Sachsen-Anhalt bezuschusst solche und ähnliche Gesundheitskurse zweimal jährlich. So können Sie herausfinden, welche der Entspannungstechniken am besten zu Ihnen passt.

  • Psychologische Hilfe

    Zeigen sich trotz der Entspannungsübungen weiterhin Symptome, so kann eine Psychotherapie helfen. Die Kognitive Verhaltenstherapie hat sich als eine wirksame Methode zur Behandlung von Misophonie erwiesen. Dabei lernen die Betroffenen, ihre Reaktionen auf Triggergeräusche neu zu bewerten und alternative Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Ziel ist es, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu ändern. In einigen Fällen kann auch die schrittweise Konfrontation gegenüber den Triggergeräuschen dazu beitragen, dass die emotionale Reaktion allmählich abnimmt. Dies sollte jedoch unter Anleitung eines qualifizierten Therapeuten erfolgen.

  • Offene Kommunikation und Austausch mit anderen

    Und auch das Sprechen mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen, kann zu einer Verbesserung beitragen. Versuchen Sie Ihr Leiden nicht aus Angst, Ihre Mitmenschen würden das Problem nicht ernst nehmen, zu unterdrücken. Eine offene Kommunikation sorgt dafür, dass auch Andere Ihre verminderte Geräuschtoleranz tolerieren und Rücksicht nehmen können.

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