Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Dekubitus 

Senior wird von seiner Pflegekraft beim Aufstehen aus dem Bett geholfen.

Druckgeschwüre erkennen und behandeln

Druckgeschwüre, medizinisch als Dekubitus bekannt und umgangssprachlich als "Wundliegen" bezeichnet, sind eine häufige Komplikation bei Personen, die aufgrund von Krankheit oder Immobilität längere Zeit im Bett liegen oder sitzen. Diese Geschwüre sind die am häufigsten auftretenden chronischen Wunden in der Krankenpflege und können erhebliche Schmerzen bei den Betroffenen verursachen. Um sie zu behandeln, bedarf es einer intensiven und professionellen Wundversorgung. Je ausgeprägter die Wunde, desto schwieriger gestaltet sich der Heilungsprozess. Deshalb ist es wichtig entsprechend vorzubeugen, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.

Lesen Sie wie Druckgeschwüre entstehen und mit welchen Maßnahmen Sie effektiv vorbeugen können. Erfahren Sie auch was es mit der Untergliederung des Dekubitus in die einzelnen Grade auf sich hat.

Wussten Sie schon, dass…

  • Hinterkopf, Schulterblatt und Ellenbogen besonders gefährdet sind ein Druckgeschwür zu entwickeln?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für medizinisch notwendige Hilfsmittel  übernimmt?
  • bettlägerige Personen alle zwei Stunden umgelagert werden müssen?

Entstehung und Ursachen

Gefährdet sind vor allem Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung, aufgrund von Krankheit oder Behinderung, die sehr lange unbeweglich in einer Position liegen oder sitzen. Wirkt ein langanhaltender oder zu starker Druck auf bestimmte Hautareale ein, wird die Haut und das darunterliegende Gewebe zusammengedrückt. In der Folge kommt es zu einer Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen. Die Haut wird dünner und kann sogar absterben. Beim Umdrehen, Ziehen und Lagern eines Patienten wirken Reibung und Scherkräfte. Die einzelnen Hautschichten verschieben sich gegeneinander und können so die Blutzirkulation beeinträchtigen. Der natürliche Reflex zur Positionsveränderung, also das Bewegen oder Wegdrehen von einer Schmerzstelle, funktioniert bei den Betroffenen meist nicht. Das begünstigt zusätzlich die Entstehung eines Dekubitus.

 Weitere Risikofaktoren für Druckgeschwüre sind:

  • Empfindungsstörungen
  • Über- bzw. Untergewicht
  • Hohes Lebensalter
  • Diabetes mellitus
  • Mangelernährung und Flüssigkeitsmangel
  • schlechter Pflegezustand der Haut
  • Inkontinenz

Gefährdete Körperstellen

Ein Dekubitus entsteht meist an Stellen, wo die Haut wenig Fettpolster hat oder die Muskelschicht direkt über dem Knochen liegt.

  • Die besonders gefährdeten Körperregionen sind: 
    • Hinterkopf
    • Schulterblatt
    • Ellenbogen
    • Steißbein
    • Beckenkamm
    • Ferse
    • Fußknöchel
    • Sitzbein

Dekubitus erkennen und behandeln

Die ersten Gewebeschäden entstehen in der Regel in den tieferen Hautschichten und breiten sich anschließend nach außen aus. Anfangs ist die Haut gerötet oder verfärbt. Bei fortgesetztem Druck und unzureichender Behandlung kann sich die Haut öffnen und ein Geschwür bilden. 

Zur Beurteilung des Schweregrades wird ein Dekubitus in vier verschiedene Stadien eingeteilt:

  • Dekubitus Grad 1 (Anfangsstadium)

    Ein Dekubitus Grad 1 beschreibt eine leichte Form. Dabei ist die Haut ist noch nicht verletzt und es ist keine offene Wunde vorhanden. Im Anfangsstadium zeigt sich eine nicht wegdrückbare Rötung an der betroffenen Hautstelle. Zur Feststellung kann der Fingertest hilfreich sein: Drücken Sie den Finger auf die gerötete Stelle. Wenn sich keine Weißfärbung der Haut zeigt, liegt ein Dekubitus Grad 1 vor. Häufig ist die betroffene Stelle hart, wärmer oder kälter als gesunde Hautstellen und verursacht Schmerzen.

  • Dekubitus Grad 3 

    In diesem Stadium zeigt sich bereits eine tiefe Wunde an der betroffenen Hautstelle. Es liegt eine vollständige Zerstörung aller Hautschichten vor. Typisch für einen Dekubitus Grad 3 ist das sichtbare Unterhautfettgewebe und eventuell auch eine Belagbildung an der betroffenen Hautstelle. In diesem Stadium können Teile der Haut bereits abgestorben sein.

  • Dekubitus Grad 2 

    Bei einem Dekubitus Grad 2 gilt die Wunde bereits als chronisch. Typisch für dieses Stadium ist die geschädigte mittlere Hautschicht. Nach außen hin zeigt sich bei Betroffenen ein flaches und offenes Geschwür mit einem sichtbaren rosa oder rotem Wundbett. In der Folge kann sich auch eine wassergefüllte Blase (ohne Verfärbung) oder eine Blase mit Blutflüssigkeit (Blutserum) an der betroffenen Hautstelle bilden.

  • Dekubitus Grad 4

    Bei einem Dekubitus Grad 4 ist das Hautgewebe vollständig zerstört. Es besteht ein vollständiger Gewebeverlust und Knochen, Sehnen, Muskeln liegen frei. 

Behandlung

Die Therapie von einem Dekubitus richtet sich nach dem Schweregrad der Wunde. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin entscheidet über eine geeignete Behandlung mit dem Hauptziel die Wunde zu heilen und eine Ausbreitung zu verhindern. Unabhängig vom Stadium des Dekubitus ist eine absolute Druckentlastung nötig, bis die Wunde vollständig abgeheilt ist. 

Ab Dekubitus Grad 2 sollte die Wundversorgung von geschulten Fachkräften durchgeführt werden. Entsprechend der Wundheilungsphase steht das Abdecken und Feuchthalten der Wunde, sowie der Schutz vor Infektionen im Vordergrund. Das geschieht durch die Verwendung spezieller Verbandsmaterialien und -techniken.

Wenn der Dekubitus Grad 3 erreicht, ist eine sogenannte Wundtoilette (Debridement) erforderlich. Dabei wird durch den behandelnden Arzt beziehungsweise die behandelnde Ärztin oder die Pflegekraft abgestorbenes Gewebe von der Wunde entfernt, normalerweise mit Pinzetten oder einem Skalpell. Dieser Prozess fördert die Heilung und verhindert, dass sich die Wunde infiziert.

Bei schlecht heilenden Druckgeschwüren können Antibiotika oder die sogenannte Vakuumversiegelungstherapie zur Anwendung kommen. Diese Maßnahmen unterstützen die Heilung und verhindern weitere Infektionen. Bei Bedarf kann der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin auch eine medikamentöse Schmerztherapie verordnen. In fortgeschrittenen Fällen, in denen konservative Behandlungsmethoden nicht mehr wirksam sind, kann eine operative Rekonstruktion in Betracht gezogen werden. Beispielsweise eine Hauttransplantation, bei der gesunde Haut von einer anderen Körperstelle entnommen und auf die Dekubituswunde verpflanzt wird. 

Einem Dekubitus vorbeugen 
(Dekubitus-Prophylaxe)

Dekubitus kann vermieden werden, indem bei pflegebedürftigen Personen regelmäßig eine Kontrolle der gefährdeten Stellen erfolgt. Denn früh erkannt, hat ein Dekubitus die besten Heilungschancen. Weitere Maßnahmen zur Dekubitus-Prophylaxe:

  • Mobilisierung und Bewegungsförderung

    Ermutigen Sie den Pflegebedürftigen oder die Pflegebedürftige zu etwas Bewegung, sofern möglich. Gegebenenfalls können Sie eine andere Person bitten, bei den Bewegungsübungen zu unterstützen.

  • Richtige Positionierung / Lagerung

    Verändern Sie regelmäßig die Körperposition. Personen, die bettlägerig sind oder im Rollstuhl sitzen, sollten mindestens alle zwei Stunden umgelagert werden.

  • Hautpflege

    Achten Sie nach dem Duschen oder Baden auf vollständiges Abtrocknen, um zu vermeiden, dass die Haut ständig feucht bleibt. Nutzen Sie pH-neutrale Cremes und Duschbäder, um die empfindliche Haut nicht zusätzlich zu strapazieren. Bei Inkontinenz ist ein regelmäßiger Wechsel der Hygieneprodukte unerlässlich. Gegebenenfalls empfiehlt es sich vorbeugend Wundauflagen an den gefährdeten Hautpartien zu platzieren.

  • Richtiges Bettklima

    Achten Sie auf atmungsaktive Bett- und Nachtwäsche sowie eine gut belüftete Matratze. Das Bett sollte zudem mehrfach täglich ordentlich gelüftet werden.

  • Ernährung

    Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Proteinen und Nährstoffen unterstützt die Hautgesundheit und fördert die Wundheilung. Achten Sie außerdem auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr.

Dekubitus-Hilfsmittel - So unterstützt die AOK Sachsen-Anhalt

Caregiver doing regular check-up of senior client in her home.

Die AOK Sachsen-Anhalt übernimmt die Kosten für spezielle Hilfsmittel zur Versorgung beziehungsweise Vorbeugung eines Druckgeschwürs, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht. Das können beispielsweise Anti-Dekubitus-Matratzen und –kissen sowie Lagerungshilfen, wie Seitenlagerungskissen und Venenkissen sein.

Voraussetzung ist in jedem Fall eine Verordnung des entsprechenden Hilfsmittels durch den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin und eine vorherige Genehmigung der Krankenkasse.

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