Gesundheitswelt der AOK Sachsen-Anhalt

Toxische Beziehung

Ein Pärchen sitzt auf einem Sofa und hat sich verstritten, beide schauen sich nicht an. Der Mann hat die Arme verschränkt und die Frau schaut traurig in eine andere Richtung.

Psychische Gewalt in der Partnerschaft

Insbesondere auf den Social-Media-Kanälen ist die Bezeichnung "toxische Beziehung" weit verbreitet. Viele teilen Ihre Erfahrungen zu dem Thema und warnen andere davor ebenfalls in eine solche Situation zu gelangen. Doch worum handelt es sich bei dieser Bezeichnung?

Als toxische Beziehungen werden seit einigen Jahren vor allem Partnerschaften bezeichnet, die von subtilen Formen der Gewalt geprägt sind: Manipulation, Demütigung, Kontrolle und Drohungen sind an der Tagesordnung.  Dabei geht es nicht nur um Partnerschaften. Toxische Beziehungen kommen auch im Job, unter Freunden und in der Familie vor. 

Im Artikel lesen Sie, woran Sie toxische Menschen erkennen, wie Sie sich aus solchen Beziehungen lösen können und wo Ihnen geholfen werden kann.

Wussten Sie schon, dass…

  • Personen, die in einer Krise stecken, besonders anfällig für toxische Beziehungen sind?
  • die AOK Sachsen-Anhalt die Kosten für eine ambulante Psychotherapie übernimmt?
  • sich eine gesunde Psyche auch positiv auf den Körper auswirkt?

Was ist eine toxische Beziehung?

Ein etwa 40 jähriges Pärchen sitzt auf dem Sofa. Die Frau hat sich von dem Mann weg gedreht, die Augen geschlossen und die Finger an der Stirn. Der Mann sitzt im Hintergrund und gestikuliert mit den Händen.

Toxisch bedeutet giftig. Eine toxische Beziehung besteht aus einem dominanten, fordernden und einem eher zurückhaltendem, schwachen Part. Die Bedürfnisse des dominanten Parts stehen absolut im Fokus, während der vermeintlich Schwächere der Beziehung diese Bedürfnisse bedenkenlos erfüllen muss. Solche Beziehungen sind geprägt von Dominanz, Kontrolle, Abwertung und Egoismus. Toxische Menschen haben die Gabe, andere von sich emotional abhängig zu machen. Beteiligte glauben, ohne diese Bezugsperson nicht mehr leben zu können. Sie beginnen an ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln und ordnen sich immer mehr unter. 

Expertinnen und Experten bezeichnen das Verhalten toxischer Menschen als emotionalen Missbrauch. Opfer können sowohl Männer als auch Frauen sein. Schätzungen nach sind häufiger Frauen betroffen, sowohl in Liebes- als auch in Arbeitsbeziehungen. 

Anzeichen für eine toxische Beziehung

Eine eineindeutige Definition einer toxischen Beziehung gibt es nicht. Jeder Mensch empfindet anders und bewertet Situationen innerhalb der Beziehung dementsprechend abweichend. Grundsätzlich handelt es sich bei einer toxischen Beziehung um ein Zusammenspiel mehrerer negativer Faktoren. 

Faktoren, die im Zusammenspiel für eine toxische Beziehung sprechen, sind:

  • Sie empfinden sich und die Dinge, die Sie tun, nie als gut genug.
  • Auf eine entlastende Entschuldigung, nachdem Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie verletzt hat, warten Sie vergebens.
  • Sie schwanken emotional oftmals zwischen absolutem Vertrauen und tiefem Entsetzen.
  • Ihr Partner oder Ihre Partnerin isoliert Sie zunehmend von Ihrer Familie und Ihren Freunden.
  • Sie beginnen an sich selbst und Ihrer eigenen Wahrnehmung zu zweifeln.
  • Oftmals geben Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin einfach Recht, damit der Druck aufhört und er/sie von Ihnen ablässt.
  • Sie haben sich schon mal für etwas entschuldigt, was Sie gar nicht gesagt oder getan haben.
  • Ihr Partner oder Ihre Partnerin dreht die Tatsachen um, indem er/sie Ihnen Dinge vorwirft, die er bzw. sie selber gemacht hat.
  • Sie erzählen Ihrem Partner oder Ihre Partnerin jedes noch so kleine Detail Ihres Tages, weil Sie Angst davor haben es könnte Ihnen negativ ausgelegt werden, etwas zu verschweigen.

Wie gerät man in eine toxische Beziehung?

Nicht selten werden erste Anzeichen, die für eine toxische Beziehung sprechen, übersehen. Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten kommen in jeder Partnerschaft vor. Um die Zeichen zu erkennen, muss genauer hingeschaut werden. Aus den verschiedensten Beweggründen entscheiden Menschen sich dafür in einer solchen Beziehung zu bleiben, obwohl sie ihnen sichtlich nicht guttut. 

Beweggründe, die Beziehung aufrecht zu erhalten sind oftmals die Angst vor dem Alleinsein und dem eigenen Scheitern. Viele Betroffene halten die Vorkommnisse nur für eine Phase und lassen sich überzeugen, wenn ihr Gegenüber nach der letzten Eskalation wieder Besserung gelobt. 

Gerade Menschen mit geringem Selbstwertgefühl geraten in toxischen Beziehungen in die Position des schwächeren Parts. Besonders anfällig sind auch Personen, die aktuell in einer Krise stecken und mit der Wunschvorstellung von einem neuen Partner oder einer neuen Partnerin Hoffnung schöpfen. Dies muss allerdings nicht sein, denn auch Menschen mit einem sichtlich gesunden Selbstwertgefühl können genauso gut in diese Situation geraten.

Sind toxische Beziehungen heilbar?

Toxische Beziehungen entwickeln sich meist über einen längeren Zeitraum. Dementsprechend sind in der Zwischenzeit viele Situationen und Vorkommnisse entstanden, die das Urvertrauen der Beziehung nachhaltig zerstört haben. 

Der Versuch, eine toxische Beziehung zu retten, scheitert in den allermeisten Fällen direkt am Beginn. Denn um etwas zu ändern, muss der toxische Part der Beziehung zugeben, dass es ein Problem gibt. Und genau das tun die meisten Menschen nicht. Damit ist ein Arbeiten an der Beziehung, zum Beispiel bei einer Paartherapie, nahezu aussichtslos. Leider bleibt Betroffenen meist nur die Trennung, um für sich selbst wieder Seelenfrieden zu finden und befreit in die Zukunft zu blicken. Nach einer solchen Partnerschaft ist vor allem Ruhe und Zeit nötig, um die Erlebnisse zu verarbeiten und Kraft zu tanken. Sprechen Sie mit nahestehenden Personen wie Freunden oder Familie über das Erlebte. In schwierigen Fällen kann auch professionelle Hilfe beispielsweise in Form von Selbsthilfegruppen oder Psychotherapeuten nötig sein.

Verschiedene Beratungsstellen wie Pro Familia oder die der Caritas bieten spezielle Beratungen zu dem Thema Partnerschaft an. Hier finden Sie kostenlos individuelle Hilfe und können gemeinsam mit Experten weitere Schritte organisieren oder sich Rat einholen. 

Sollten Sie aus verschiedensten Gründen keinen Kontaktabbruch durchsetzen können oder wollen, zum Beispiel aufgrund gemeinsamer Kinder, so sollten Sie in jedem Fall einige Punkte einhalten:

Eine etwa 35 jährige Frau steht mit verschränkten Armen in einem Raum. Sie lächelt selbstbewusst in eine Richtung. Im Hintergrund steht ein Regal.
  • Setzen Sie klare Grenzen
  • Lassen Sie nicht in die Defensive drängen. Verhalten Sie sich auf Augenhöhe Ihres Gegenübers.
  • Entwickeln Sie die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen und lernen Sie für diesen Trost nicht auf andere angewiesen zu sein.
  • Sehen Sie sich nicht selbst als Opfer, das kurbelt die eigene Heilung immens an.
  • Gewinnen Sie Ihr Selbstvertrauen zurück und sehen Sie positiv dem entgegen, was kommt.
  • Beginnen Sie ein Gefühl für Selbstbestimmung zu entwickeln und lassen Sie sich bei all Ihren Entscheidungen Zeit.

    Für die Umsetzung der Tipps ist die Unterstützung von Familie und Freunden hilfreich.

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